Die Liturgie, Teilhabe der Gläubigen am Leben Christi

Die heiligmachende Gnade breitet sich vor allem durch die Liturgie in den Seelen aus. Diese Gnade, ein übernatürliches Lebensprinzip, flösst den Gläubigen das Leben ein, das auch Christus belebt, und vereint sie so, dass sie untereinander eine lebendige und heilige Gesellschaft bilden: den mystischen Leib Christi.

In ihrer göttlichen Grundlage ist die Liturgie daher eine Teilhabe der Gläubigen am Leben Christi, insofern dieser Haupt und Pontifex ist.

Die natürlichen Elemente, die für den Gottesdienst verwendet werden, sind in gewisser Weise unverzichtbar, da sie dazu dienen, Gott dem Menschen zu übersetzen (per visibilia ad invisibilia: durch die sichtbaren Dinge erreicht man die unsichtbaren). Jede Geste, jedes Wort, selbst die materiellen Elemente (Wasser, Salz, Öl usw.) des Gottesdienstes haben einen spirituellen Wert, dessen Bedeutung mit einem grossen Geist des Glaubens durchdrungen werden muss.

Diese liturgische Symbolik ist ein mächtiges Mittel der Lehre und der Vervollkommnung. Das Konzil von Trient erklärte ihre Notwendigkeit: «Da die menschliche Natur so beschaffen ist, dass sie sich ohne äussere Stützen nicht leicht zur Betrachtung der göttlichen Dinge erheben kann, hat die fromme und mütterliche Kirche gewisse Riten, gewisse Zeremonien ... eingeführt, damit der Geist der Gläubigen durch diese sichtbaren Zeichen der Religion und Frömmigkeit zur Betrachtung der höchsten Geheimnisse angeregt werde ...». (22. Sitzung, Vom heiligen Messopfer, Kap. 5).

Victor Hugo, ein französischer Schriftsteller hatte das nicht verstanden, als er schrieb: «Die Orationen, die Riten, die Bibeln, die Formeln brechen und zersetzen das heilige Licht». Nein, sie streuen es, verbreiten es, machen es uns zugänglich. Wir sind heute glücklicherweise weit entfernt von jener falschen Romantik Lamartines (Raphael) und Hugos, die das Göttliche nur in Ruinen und verlassenen Tempeln fand.

Die grösste, weil heiligste und verdienstvollste liturgische Handlung ist das heilige Messopfer, das an das Kreuzesopfer erinnert und dessen Verdienste auf uns überträgt.

Daher ist die Messe das Zentrum und der Brennpunkt des gesamten katholischen Gottesdienstes.


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