Montag in der Karwoche. Eine Betrachtung zum Leiden Christi

Quelle: Distrikt Deutschland

Heilige Salbung

1. Die Kirche lebt ganz mit dem von den Feinden verfolgten, geschmähten Herrn. "Mein Anblick wende Ich nicht von denen ab, die Mich schlagen und anspeien. Dreißig Silberlinge bin Ich von ihnen eingeschätzt. Herr, schau auf die Lippen Meiner Hasser und auf das, was sie wider Mich sinnen." (Antiphonen der Laudes und Tagzeiten) Zur Feier der heiligen Messe versammelt uns die Kirche im Heiligtum der heiligen Jungfrau Praxedis.

Zusammen mit Pudentiana hat sie sich dem Dienste der Armen geweiht, d. i. „die Füße des Herrn gesalbt" (St. Augustinus): denn „Arme habt ihr immer bei euch" (Evangelium) Praxedis ist der Liturgie die Übersetzung der Maria des Evangeliums, die heute in Bethanien dem Heiland die Füße salbt „für den Tag Meines Begräbnisses". Judas, der Verräter, tritt auf. Er ist wegen der Auslagen, die Maria für die Salbung des Herrn macht, ungehalten. Die Liturgie bewegt sich um die doppelte Tatsache: Der Herr bietet Seinen Leib den Feinden dar zur Qual, der Maria in Bethanien, Seiner Kirche, uns, zur Salbung.

2. „Gott der Herr öffnet Mir (dem Heiland) das Ohr (d. i. gibt Mir Seinen Auftrag): Ich aber widerstehe nicht und weiche nicht zurück. Meinen Leib biete Ich denen hin, die Mich schlagen, und Meine Wangen jenen, die Mich zerraufen. Mein Antlitz wende Ich nicht ab von denen, die Mich schmähen und anspeien. Doch Gott, der Herr, ist Mein Helfer" (Epistel). In inniger Teilnahme betrachten wir, wie Er Seine Wangen dem Verräter zum Kusse reicht: „Mit einem Kusse verrätest du den Menschensohn"; Seine Hände denen, die Ihn im Ölgarten gefangennehmen und fesseln; Seinen Leib denen, die Ihn geißeln; Sein Angesicht denen, die Ihm Backenstreiche geben und Ihn anspeien; Sein Haupt denen, die Ihm die Dornenkrone in die Schläfen drücken; Seine Hände und Füße denen, die Ihn mit harten Nägeln ans Kreuz schlagen; Sein Herz dem Soldaten, der es mit der Lanze durchbohrt Nun hat Er alles gegeben, im Gehorsam gegen den Auftrag des Vaters, im Drang der Liebe zu uns: „Durch Seine Wunden sind wir geheilt" (Is. 53, 5)

Maria, die Schwester des vor kurzem vom Tode erweckten Lazarus in Bethanien, bringt gute, duftige Salbe herbei. Sie wirft sich nieder und salbt die Füße Jesu. Maria ist der Liturgie die heilige Kirche Sie drängt sich liebend zum Herrn heran und nimmt an Seinem Leiden den innigsten Anteil. In dem Augenblick, da Er von den Feinden gefangengenommen und grausam gemartert wird, steht sie um so inniger, um so treuer und teilnehmender zu Ihm. Die die Füße Jesu salbende Maria sind wir selber Wir kommen in diesen Tagen mehr als sonst zum Heiland, Ihn zu trösten, Ihm unsere Teilnahme, unsern Glauben, unsere Treue zu beweisen, Ihm auf Seinem Leidenswege nahe zu sein, mit Ihm zu fühlen und zu leiden. Mit Maria und Praxedis, der Stationsheiligen, „salben wir die Fuße des Herrn". Die Füße des Herrn sind die Glieder des Herrn, die Armen, die Notleidenden. „Was ihr einem Meiner Geringsten getan habt, habt ihr Mir getan" (Matth. 25, 40). Wir trösten sie, helfen ihnen, geben ihnen, so gut wir es vermögen. So trösten wir Christus in Seiner Not, in Seinem Leiden.

3. Judas und Maria, beide beim Heiland, und beiden gibt Er Seinen Leib hin: heute der Maria zur Salbung, in wenigen Tagen dem Judas zum Verräterkuß. Wir sind Maria. Wir kommen in diesen Tagen der Karwoche, um Ihn zu trösten, um Ihn mit unsern Gedanken, mit unserer Teilnahme, mit unserer Dankbarkeit, mit unserer Liebe, mit unsern Tränen der Reue zu begleiten. Wir helfen Ihm das Kreuz tragen. Wir lassen uns von Ihm Sein Bild tief in die Seele graben.

Wir helfen Ihm und trösten Ihn wirksam in Seinen leidenden Gliedern, den Armen und Bedrängten.

Wie viel wird der Herr heute verraten, gegeißelt, verspottet, gekreuzigt Immer bietet Er Seinen Leib denen hin, die Ihn schlagen, lästern, anspeien, in Seiner Person, in Seiner Lehre, in Seiner Kirche, in Seinen Priestern, in Seinen Getreuen. Um so mehr sind wir Ihm Maria, die seine Füße salbt, Ihm Liebe erweist. Um so treuer halten wir zu Ihm: je mehr Er von den Menschen zu leiden hat.

„Meinen Leib biete Ich denen hin, die Mich schlagen, und Meine Wangen jenen, die Mich zerraufen." Mit unerschütterlicher Geduld, ohne eine Widerrede, ohne zu zürnen und zu grollen. Nur das Gebet: „Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.“ „Lernet von Mir. Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen" (Matth. 11, 29).

 

Gebet.

Allmächtiger Gott, wir bitten Dich: laß uns, die wir inmitten so vieler Schwierigkeiten infolge unserer Schwachheit erliegen, durch die Verdienste des Leidens Deines eingeborenen Sohnes wieder neu aufatmen.

Hilf uns, Gott, unser Heil, und laß uns freudig zur Feier jener Wohltaten gelangen, durch die Du uns in Gnaden hast erneuern wollen. Durch Christus unsern Herrn. Amen.