"Im Bekenntnis des Glaubens stark sein"
Predigt von S. E. Mgr. de Galarreta bei der Diakonatsweihe an der Pfingstvigil, 14. Mai 2016 in Zaitzkofen
Vielgeliebte Mitbrüder, liebe Weihkandidaten, meine geliebten Gläubigen,
unser lieber und verehrter Gründer hob aus Anlass der Spendung des Diakonates die Beziehung dieser Weihestufe zum Glauben hervor, zur Glaubenskraft, zum Glaubenskampf. Wenn der Bischof dem zukünftigen Diakon die Hand auflegt, sagt er: „Empfange den Heiligen Geist um stark zu sein (accipe Spiritum sanctum ad robur)“. Es handelt sich genau darum, im Bekenntnis des Glaubens stark zu sein, im Bekenntnis und in der Lehre des wahren Glaubens, stark zu sein im Beispiel, im Beispiel des Glaubens. Es geht um einen geistigen, übernatürlichen Kampf für die Wahrheit und für die Gnade. Und deshalb gibt die Kirche den Diakonen als Vorbild den hl. Stephanus, den Protomärtyrer. Die Apostelgeschichte berichtet uns, dass Stephanus voll des Glaubens und des Heiligen Geistes war. Und ein wenig weiter wird uns gesagt, er sei voll der Gnade und des Starkmutes gewesen, daher brachen in ihm nach außen hin die Weisheit und die Gegenwart des Heiligen Geistes durch. Hierin liegen also die Eigenschaften des Diakons, die Eigenschaften des Dieners Gottes, des Zeugen Gottes. Schon beim Subdiakonat ermahnte Sie der Bischof, dem katholischen Glauben verbunden zu sein und sogar die Seelen durch die wahre katholische Lehre zu heilen. Und der Pontifex sagte euch dann, dass „alles, was nicht der Glaube ist, Sünde ist“ (Röm 14,23). Es sind dies Worte des hl. Paulus, es ist das Wort Gottes. Und der Bischof fügte hinzu: „dies sei schismatisch – wörtlich sagt er: Alles außerhalb des Glaubens ist Sünde, ist schismatisch und steht außerhalb der Einheit der Kirche (omne quod non est ex fide peccatum est, schismaticum est, et extra unitatem ecclesiae est)“. Dies ist es, was wir heute inmitten dieser furchtbaren Krise des Glaubens durchleben. Wir sehen sehr wohl, wie alles, was nicht aus dem Glauben kommt, Sünde ist: Sei es der Ökumenismus, die Religionsfreiheit, die Kollegialität bis hin zur Unsittlichkeit, die Kommunion für die geschiedenen „Wiederverheirateten“. Es ist also genau dieses Sich-Entfernen vom wahren Glauben, das zur Sünde führt und das eines Tages zu einem Schisma führt, denn der Irrtum und die Sünde sind schismatisch und stehen im Gegensatz zur Einheit der Kirche, die gegründet ist auf dem wahren Glauben. Es sind also nicht jene schismatisch, die der Tradition und dem Glauben treu sind, sondern jene, die sich davon entfernen und dem wahren Glauben entgegenstellen. Und eines Tages werden wir ein Schisma sehen.
Betrachten Sie den Apostel Johannes, von dem wir vor kurzem im Brevier gelesen haben: Er hebt unausgesetzt diese Wirklichkeit hervor, den wahren Glauben, den Glauben an den göttlichen Heiland, an seine Lehre. Und dann besteht er auf der Notwendigkeit, die Gebote Gottes zu halten, begonnen bei der brüderlichen Nächstenliebe. Und er sagt, dass darin die wahre Liebe bestehe, dass wir die Gebote Gottes halten. Darin besteht die Liebe. Und er sagt auch, dass derjenige, der sich davon entfernt und nicht in der Lehre Christi verbleibt, Gott nicht hat. Wer in der Lehre Christi verbleibt, der hat den Vater und den Sohn. Im wahren Glauben zu verharren bedeutet also im Bekenntnis Christi zu verbleiben, in der ganzen Reinheit und Vollständigkeit der Lehre und der Gebote Christi.
Der Katechismus des Konzils von Trient sagt uns, der Glaube sei der Beginn, die Grundlage und die Wurzel jeglicher Rechtfertigung (vgl. DS 1532), denn ohne Glaube ist es unmöglich, Gott zu gefallen (Hebr 11,6), ist es unmöglich, dass wir Kinder Gottes werden. Dies also sind die Worte des Konzils von Trient. Also liegt der Beginn des Heiles, um sich Gott, dem Urheber der übernatürlichen Ordnung, zu nähern, darin, an ihn und an seine Offenbarung zu glauben. Darin liegt auch das Fundament, denn alle christlichen Tugenden gründen auf dem Glauben, denn die übernatürlichen christlichen Tugenden können ohne den Glauben nicht bestehen. Auch nicht die Liebe. Der Glaube ist also die positive Grundlage des ganzen übernatürlichen christlichen Gebäudes. Und er ist auch die Wurzel, denn alle Tugenden finden ihre Quelle und ihr Leben im Glauben: Der Gerechte lebt aus dem Glauben (Röm 1,17). Vor allem ist der Glaube ein Gott-Anhängen, der die erste Wahrheit, die volle und vollkommene Wahrheit ist. Es ist dies eine Teilhabe am Lichte Gottes, der die erste Wahrheit ist. Und darum schließt der Glaube in absoluter Weise das Falsche, den Irrtum und natürlich auch die Lüge aus, weil er eine Teilhabe an der Wahrheit Gottes selbst ist. Folglich bringt der Glaube in der Seele eine Gewissheit und eine feste Haltung der Wahrheit, den Wahrheiten, Gott gegenüber, der die erste Wahrheit ist, hervor. Der Glaube schließt also unter diesem Gesichtspunkt den Zweifel, die Unsicherheit, die Evolution [Dogmenentwicklung], die Veränderungen und den Wechsel aus. Der Gläubige hat sozusagen Anteil an den Qualitäten Gottes selbst, der einfach ist, der vollkommen ist, der unveränderlich und unendlich ist.
Dieser Glaube muss also das Leben des Diakons ausmachen, das Leben des Priesters, das Leben des Gerechten. Man muss ihn auch bekennen, lehren, man muss ihn verteidigen. Beim hl. Paulus lesen wir diese Worte: „Der Glaube, den man im Herzen trägt, führt zur Rechtfertigung, führt zur Gerechtigkeit“ (Röm 10,10). Das Bekenntnis, das man auf den Lippen trägt, führt zum Heil, und es ist genau für die Ehre Gottes und für das Wohl des Nächsten, dass man den Glauben bekennen muss; das Bekenntnis des Glaubens ist eingegeben durch die Liebe, fließt aus der Liebe. Das Ziel und der Zweck des Glaubens, der Glaube selbst, ist hingeordnet auf die Liebe, auf die Liebe Gottes und auf die Liebe zum Nächsten. Man muss also diesen Glauben bekennen für die Ehre Gottes, aus Liebe zu Gott, der ersten Wahrheit, und aus Liebe zum Nächsten, für das Wohl des Nächsten. Das erste der christlichen Nächstenliebe liegt also darin, den Seelen die übernatürliche Wahrheit des Glaubens zu schenken, aus Liebe, aus christlicher Nächstenliebe heraus muss man die Wahrheit schenken. Und gleichzeitig muss man die Wahrheit in der Liebe vollbringen. Hier liegt die gegenseitige Beziehung zwischen Glaube und christlicher Liebe. Wie es der hl. Paulus sagt, ist es der Glaube, der rettet, der zählt, und der Glaube, der durch die Liebe handelt, der durch die Liebe fruchtbar wird, durch die christliche Nächstenliebe. Aber man muss mit der Liebe zur Wahrheit beginnen, mit der Liebe zum Glauben.
Gestern haben wir das Fest des hl. Robert Bellarmin gefeiert, ein schönes Beispiel dafür. Im Kirchengebet der Messe vom hl. Robert danken wir Gott, ihn erweckt zu haben, um an erster Stelle die Anfeindungen des Irrtums zu verwerfen und sodann um die Rechte des Apostolischen Stuhles zu verteidigen – nicht wahr, wir bräuchten solche Kardinäle! – und dann bitten wir Gott im selben Kirchengebet um die Gnade, in der Liebe zur Wahrheit zu wachsen, und wir bitten um die Gnade, dass die Herzen der Verirrten zur Einheit der Kirche zurückkehren. Soweit dieses Kirchengebet. Dies also ist ein Beispiel für uns, liebe Diakone, liebe Subdiakone, liebe Mitbrüder, diese Liebe zur Wahrheit und dann die Wahrheit der Liebe.
Der hl. Thomas von Aquin lehrt, dass der Glaube in uns wachsen kann, dass er sich in uns vervollkommnen kann. Und wir dürfen uns ruhig sagen, dass dies eines der wesentlichen, grundsätzlichen Elemente unseres geistlichen Lebens ist, unseres christlichen Lebens. Der Glaube kann wachsen bezüglich der Ausdehnung der Glaubenserkenntnis, man kann die Wahrheiten, die die übernatürliche Ordnung betreffen, besser und vermehrt erkennen, diese Wahrheiten, die vom Leben der Gnade und der Glorie sprechen, diese Geheimnisse, die Gott selbst angehen, Gott in sich selbst. Aber er kann auch wachsen bezüglich der Erkenntnis im Sinn einer größeren Sicherheit, mit der man dem Glauben anhängt. Und auch bezüglich einer größeren Festigkeit der Unterwerfung des Verstandes unter den Glauben. Und schließlich kann er auch wachsen vonseiten des Willens, wie der hl. Thomas sagt, er kann wachsen und sich vervollkommnen bezüglich der schnellen Bereitschaft im Glauben, bezüglich der Hingabe, bezüglich des Vertrauens. Die Heiligen und die Märtyrer besaßen genau diese Hingabe, diese Liebe für den Glauben, und sie hatten dieses Vertrauen, diese Kraft, die der Glaube schenkt, um Zeugnis abzulegen. Hier also liegt das Wachstum des Glaubens, das uns heute in besonders nottut. Wir müssen in besonderer Weise sorgen für die Bedürfnisse der Seelen und der Gesellschaft, in der wir leben, für die Kirche, in der wir sind. Wir müssen daher eine Liebe und eine Hingabe für unseren Glauben bis zum Martyrium haben, wenn es notwendig ist. Wir müssen uns mutig einsetzen, starkmütig und fest in diesem öffentlichen Kampf für die Verteidigung des katholischen Glaubens, für die Verteidigung unseres Herrn Jesus Christus, die Verteidigung der hl. Kirche, die Verteidigung Gottes selbst ausharren. Schließlich ist unser Herr gestorben, weil er für die Wahrheit Zeugnis abgelegt hat; der hl. Stephanus ist gestorben, weil er Zeugnis abgelegt hat für Gott, für Jesus Christus, für den Heiligen Geist, für den wahren Glauben. Auch wir müssen uns aufopfern, auch wir müssen bis zu einem gewissen Punkt die Verfolgung in dieser Welt erleiden. Nun gut, fürchten wir nichts! Seien wir stark im Glauben! Und dafür wollen wir zum Unbefleckten Herzen Mariens gehen; es ist vor allem Unsere Liebe Frau, die uns das Licht und die Stärke geben kann. Es ist die allerseligste Jungfrau Maria, die uns diesen Geist Jesu Christi geben kann, der der Geist des Opfers im Bekenntnis des wahren Glaubens ist. So wie sie es am Fuße des Kreuzes getan hat. Bitten wir also an diesem Tag ganz besonders Unsere Liebe Frau, dieses Licht auf uns herabzurufen, diese Kraft, diesen Glauben im Heiligen Geist, um würdige Diener unseres Herrn Jesus Christus zu sein.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.