Erzbischof Marcel Lefebvre Zwei Religionen bieten einander die Stirn

Quelle: Distrikt Deutschland

Aus „Das Opfer unserer Altäre“

Zwei Religionen bieten einander die Stirn; wir befinden uns in einer tragischen Situation, wir müssen uns entscheiden, es geht hier aber nicht um eine Entscheidung zwischen Gehorsam und Ungehorsam. Was man von uns will, wozu man uns ausdrücklich auffordert, weswegen man uns verfolgt, besteht darin, dass man von uns einen Scheingehorsam will.

Wir müssen uns also entscheiden. Es geht um einen „scheinbaren“ Gehorsam – wie ich es nennen würde –, denn der Heilige Vater kann von uns nicht verlangen, unseren Glauben aufzugeben, das ist ganz unmöglich! Es ist undenkbar für uns, den Glauben aufzugeben! Wir entscheiden uns dafür, unseren Glauben nicht aufzugeben, denn darin können wir uns nicht täuschen. In dem, was die Kirche zweitausend Jahre lang gelehrt hat, kann die Kirche nicht irren. Das ist völlig undenkbar. Und darum bleiben wir dieser Tradition verbunden, die auf wunderbare und zugleich endgültige Weise, wie es der heilige Papst Pius V. so treffend formuliert hat, im heiligen Messopfer zum Ausdruck gekommen ist.

Bereits der hl. Paulus sagte dem Timotheus: „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, bewahre das anvertraute Gut“. Nun, dieses Anvertraute hatte sich gerade seit einigen Jahrzehnten ausgeformt. Und er fügte hinzu: „Bleibe bei dem, was du von deiner Großmutter Lois seit deiner Kindheit gelernt hast“ (vgl. 2 Tim. 1, 5); nun, die Kindheit des Timotheus geht fast auf den Tod unseres Herrn Jesus Christus zurück. Deshalb sagte schon der hl. Paulus zu Timotheus: „Bewahre, was du von deiner Großmutter gelernt hast“: ihren Katechismus und alles, was die Kirche ihr beigebracht hat. Achte es und bleibe in dem, was du von deiner Großmutter gelernt hast. Wenn der hl. Paulus es ihm bereits zu einem Zeitpunkt sagte, zu dem das Glaubensgut sich kaum herausgebildet hatte, zu dem die Offenbarung kaum in der Welt bekannt war, um wie viel mehr müssen wir da in dem bleiben, was uns gelehrt wurde, in dem, was die Kirche seit zwanzig Jahrhunderten ihren Kindern beigebracht hat. Wir können uns nicht davon trennen, ohne uns von unserer heiligen Religion zu trennen.

Wir haben den Glauben an Petrus, wir haben den Glauben an den Nachfolger Petri, aber so, wie es Papst Pius IX. in seiner Dogmatischen Konstitution sehr richtig gesagt hat: Der Papst hat den Heiligen Geist nicht dazu erhalten, neue Wahrheiten zu verkünden, sondern um uns in jenem Glauben zu erhalten, der seit jeher gegolten hat. Das ist die Definition des Papstes, die beim Ersten Vatikanischen Konzil von Papst Pius IX. festgesetzt wurde.  Aus diesem Grund sind wir davon überzeugt, dass wir gerade durch unser Festhalten an dieser Tradition unsere Liebe, unsere Unterwerfung unter das Lehramt und unseren Gehorsam gegenüber dem Nachfolger Petri bezeugen.

Zu dieser Welle des Neomodernismus und Neoprotestantismus müssen wir „Nein“ sagen. Man kann auch nicht sagen, dass man den einen Teil annimmt und den anderen fahren lässt; das ist unmöglich, denn alles hängt miteinander zusammen. Aus diesem Grund entscheiden wir uns für das, was von Anfang an gelehrt wurde und stellen uns taub gegenüber den verderblichen Neuerungen in der Kirche.

Wir müssen unbedingt unsere Festigkeit, unsere klare Opposition beibehalten und nicht einen Moment an der Rechtmäßigkeit unserer Position zweifeln. Angesichts der Beschädigung des Glaubens, der Sitten und der Liturgie dürfen wir nicht gleichgültig bleiben. Das dürfen wir nicht!

Wir wollen uns nicht von der Kirche trennen; im Gegenteil, wir wollen, daß die Kirche fortbestehe! Eine Kirche, die mit ihrer Vergangenheit bricht, ist nicht mehr die katholische Kirche. Es gibt nur eine katholische Kirche, das ist die, die die Tradition fortsetzt; darum zögere ich nicht zu sagen: Ihr seid die katholische Kirche! Warum? Weil ihr fortsetzt, was die Kirche immer getan hat.