Erzbischof Lefebvre: Warum nach Rom gehen?
«Ich selbst war immer davon überzeugt, dass ich, während wir Widerstand leisten und treu an der heiligen Überlieferung der Kirche festhalten, die Pflicht habe nach Rom zu gehen, zu protestieren und alles zu tun, damit man eines Tages zur Tradition zurückkehre. Nun haben leider manche Mitglieder der Bruderschaft gemeint, dass man nicht mehr nach Rom gehen solle, dass man mit denen, die sich dem Irrtum zuwenden, die das Zweite Vatikanische Konzil und seine Konsequenzen angenommen haben, keine Verbindung mehr haben solle. Und deshalb haben sie, da die Bruderschaft fortfuhr, Verbindungen mit Rom und mit dem Papst zu haben, es vorgezogen, sich von der Bruderschaft abzuwenden.
Meine lieben Brüder, so hat die Bruderschaft nie gehandelt, ich war überzeugt, nie ein solches Beispiel geben zu dürfen. Im Gegenteil, ich höre nicht auf, nach Rom zu gehen, ich fahre fort, nach Rom zu gehen, und fahre fort, mit Kardinal Ratzinger, den Sie ja kennen, in Verbindung zu bleiben, um zu erreichen, dass Rom zur Tradition zurückkehrt.
Wenn ich überzeugt wäre, dass kein Papst vorhanden sei, dass es keinen Papst mehr gebe, wozu sollte ich dann nach Rom gehen? Und wie könnte ich dann hoffen, zu erreichen, dass die Kirche zu ihrer heiligen Tradition zurückkehrt?
Denn nur der Papst kann die Kirche zur Tradition zurückführen. Nur er hat die Gewalt, nur er hat die Verantwortung, und wenn er sich auch heute leider in jene Irrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils hineinziehen lässt, ist das noch kein Grund, sich von ihm zu trennen. Ganz in Gegenteil, wir müssen alle Anstrengungen machen, um ihn zum Nachdenken über den Ernst der Lage zu bringen, ihn zur Rückkehr zur Tradition bewegen und von ihm verlangen, dass er die Kirche auf den Weg zurückführt, dem sie zweitausend Jahre lang gefolgt ist.
Einige von Ihnen werden mir vielleicht antworten, und manche, die uns deshalb verlassen, werden mir antworten: „Das ist nutzlos, Sie verschwenden Ihre Zeit!“ So denken sie, weil sie kein Gottvertrauen haben. Gott kann alles! Menschlich gesprochen ist der Gedanke richtig, denn die Lage ist entmutigend. Aber der liebe Gott kann alles. Und das Gebet vermag alles zu erlangen. Und deshalb müssen wir für den Papst beten, doppelt so viel beten, dass der liebe Gott ihn erleuchte, dass er endlich die Augen öffne und die Verheerungen sehe, die sich in der Kirche ausbreiten, damit sich endlich die Seminare wieder füllen, so wie die unseren, damit es wieder Priester gebe, die die wahre heilige Messe feiern und das Lob des lieben Gottes singen, wie Unser Herr es am Kreuz getan hat, und damit das Kreuzesopfer fortgesetzt werde!
Deshalb gehe ich nach Rom, das ist die Priesterbruderschaft, meine lieben Freunde.»
Zaitzkofen, Predigt vom 26. Februar 1983