„Endlich Ferien!“ … aber nicht vom Gebet

Quelle: Distrikt Deutschland

Ratschläge des hl. Franz von Sales

Obwohl wir in den Ferien nicht arbeiten, keine Termine und keine Hausaufgaben haben, also frei über unsere Zeit verfügen können, ist die vielleicht häufigste Feriensünde die Nachlässigkeit im Gebet. Wir haben die Zeit für unsere Gebete. Wir haben keinen Grund und keine Ausrede sie nicht zu verrichten. Aber wir vernachlässigen Sie. Oft steht dann am Ende der Ferienzeit das Bekenntnis, während mehrerer Wochen nur unregelmässig, kaum oder vielleicht gar nicht gebetet zu haben. Darum sollen Sie hier einige Ratschläge des hl. Franz von Sales lesen, damit Sie sich in diesem Sommer der Notwendigkeit des Gebetes bewusst sind und sich die Zeit für die Erbauung Ihrer Seele nehmen. In seiner Philothea (II, 1) dieser sehr milde Lehrer der Kirche „Verschiedene Ratschläge, um die Seele durch das Gebet zu Gott zu erheben.“:

– Nichts ist geeigneter, unseren Verstand von Unwissenheit und unseren Willen von seinen Anhänglichkeiten zu reinigen, als das Gebet, das unseren Verstand in die Helle göttlichen Lichtes rückt und unseren Willen der Wärme göttlicher Liebe aussetzt.

– Vor allem aber empfehle ich dir das Gebet des Geistes und des Herzens, ganz besonders jenes, das zum Gegenstand das Leben und Leiden des Heilands hat. Wenn du ihn oft betrachtest, wird deine Seele von ihm erfüllt, du lernst seine Art und Weise kennen und deine Handlungen nach den seinen formen. Kinder lernen sprechen, indem sie der Mutter zuhören und alles nachzusprechen versuchen; so werden auch wir, wenn wir durch die Betrachtung beim Heiland weilen, seine Worte und Handlungen, sein Denken und Fühlen beobachten, bald durch seine Gnade reden, handeln und wollen lernen wie er selbst.

– Verwende darauf täglich eine Stunde vormittags, womöglich am Morgen; nach der Nachtruhe ist dein Geist beweglicher und frischer.

– Kannst du diese Übung in der Kirche halten und findest du dort genug Ruhe, dann wird dies am leichtesten und bequemsten für dich sein, denn dort kann dich niemand stören, nicht Vater, Mutter, nicht Gattin oder Gatte, noch sonst jemand, während du zu Hause wohl kaum eine ruhige Stunde finden wirst.

– Beginne jedes Gebet, das innerliche wie das mündliche, damit, dich in Gottes Gegenwart zu versetzen. Daran halte dich ausnahmslos, du wirst bald sehen, wie nützlich dir dies sein wird.

– Lerne das Vater unser, Gegrüßt seist du Maria und das Glaubensbekenntnis auch lateinisch beten. Du mußt aber zugleich sehen, daß du die Worte auch verstehst, die du betest; so mußt du beides vereinen: das Beten in der Sprache der Kirche und das Verkosten des wundersamen und erquickenden Sinnes dieser heiligen Gebete.

– Dringe beim Beten mit deinem Geist tief in diesen Sinn ein, begleite es mit innigen Bewegungen des Herzens. Bete nicht hastig, um recht viel beten zu können, sondern bemühe dich, was du betest, von Herzen zu beten. Ein Vater unser innig gebetet ist mehr wert, als viele rasch und eilfertig heruntergeleiert.

  – Der Rosenkranz ist eine sehr nützliche Gebetsform, vorausgesetzt, daß du ihn richtig zu beten verstehst. Bediene dich dazu einer guten Anleitung. Es ist auch gut, die gebräuchlichen Litaneien und andere mündliche Gebete zu beten. Hast du aber die Gabe des innerlichen Gebetes, so soll dieses den Vorrang haben. Kannst du danach wegen deiner vielen Arbeit oder aus einem anderen Grund keine mündlichen Gebete mehr verrichten, so mach dir darüber keine Sorgen, sondern begnüge dich mit einem Vater unser, dem Gegrüßt seist du Maria und dem Glaubensbekenntnis vor oder nach der Betrachtung.

– Fühlst du dich während des mündlichen Gebetes zum inneren Gebet hingezogen, dann sträube dich nicht dagegen, sondern laß deinen Geist sich ruhig dorthin wenden und sei unbesorgt um dein unvollendetes mündliches Gebet, denn das Geistesgebet ist Gott angenehmer und deiner Seele nützlicher. Ich nehme freilich das kirchliche Stundengebet aus, wenn du dazu verpflichtet bist, denn diese Pflicht hat den Vorrang.

– War es dir morgens wegen zu vieler Arbeit oder aus einem anderen Grund nicht möglich, deine Betrachtung zu halten (was möglichst selten vorkommen soll), dann hol es im Laufe des Nachmittags nach – aber nicht gleich nach dem Essen; während der Verdauungszeit könnte dich der Schlaf überwältigen, auch deiner Gesundheit wäre das nicht förderlich.

– Ist es dir den ganzen Tag nicht möglich, die Betrachtung nachzuholen, dann ersetze sie durch häufige Stoßgebete und durch die Lesung eines frommen Buches. Lege dir eine Bußübung auf, um in Zukunft diesen Fehler zu vermeiden, und sei fest entschlossen, am nächsten Tag die Betrachtung bestimmt einzuhalten.