Ein Apostolat in zwölf Ländern - Das Institut der Oblatinnen

Quelle: Distrikt Deutschland

Unsere Liebe Frau von den Sieben Schmerzen ist die Schutzpatronin der Oblatinnen der Bruderschaft St. Pius X. Das Fest am 15. September – einen Tag nach Kreuzerhöhung – ist eine gute Gelegenheit, einige Neuigkeiten über diesen Zweig der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu berichten. Die Oblatinnen zählen jetzt 81 Schwestern in ihren Reihen, welche sich langsam jedes Jahr durch die Novizinnen, die ihre Ganzhingabe (Oblation) vor dem geöffneten Tabernakel sprechen, vergrößert.

Das Institut der Oblatinnen wurde von Erzbischof Marcel Lefebvre ursprünglich ins Leben gerufen, um Ordensschwestern anderer Institute, die durch die Kirchenkrise gezwungen waren, ihre Gemeinschaften oder Klöster zu verlassen, eine Heimat zu bieten. Dann wurden auch Frauen aufgenommen, deren Alter es ihnen nicht mehr erlaubt, bei den Schwestern der Bruderschaft St. Pius X. einzutreten, die aber das weltliche Leben verlassen möchten, um aus dem Geiste der Bruderschaft zu leben und gemäß ihren Fähigkeiten den verschiedenen Werken der Bruderschaft zu Hilfe zu kommen

Diese Schwestern führen gemeinsam ein Leben ohne Gelübde, jedoch mit einem Versprechen genauso wie die Gesellschaft der Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Die neuen Oblatinnen werden im Noviziat der Gemeinschaft ausgebildet, das unter dem Patronat der heiligen Theresia vom Kinde Jesu steht. Zu Beginn war diese Ausbildung einige Jahre lang im Generalhaus angesiedelt, bis es ins Schweizer Salvan, einem kleinen Bergdorf unweit von Écône, verlegt wurde. Dort, weit weg von dem lauten Getriebe der der Welt, wurden die Kandidatinnen drei Jahre lang ausgebildet.

Obwohl die Gesellschaft der Oblatinnen nicht eine Ordensgemeinschaft im kanonischen Sinn ist, müssen sich die Oblatinnen darum bemühen, die Tugenden des Ordenslebens zu üben.

Es gibt ein Jahr Postulat, in dem sie ihre Berufung prüfen, und dann zwei Jahre Noviziat, die wie eine Verlobungszeit sind, um das geistliche Leben zu vertiefen und sich im Gebetsleben und in der Tugendpraxis gut zu verankern. Aber natürlich werden sie diese Arbeit der Heiligung mit der Hilfe der Gnade während ihres gesamten Lebens als Oblatin fortsetzen.

Unterricht über die Lehre der Kirche, die Kirchengeschichte, die Liturgie, den gregorianischen Gesang, die Geschichte der Spiritualität und über die Tugenden des Ordenslebens bilden zusammen mit dem gemeinsamen Gebet und dem Leben in der Gemeinschaft das Grundgerüst der Noviziatsausbildung. Es gibt auch konkretere Fähigkeiten, die im Noviziat angeeignet werden können, z.B. Kochen oder Nähen.

Am Ende des Noviziats sprechen die Schwestern ihre Oblation, die genau genommen ein Akt der Hingabe an Gott ist; „oblata“ bedeutet auf Lateinisch Opfergabe. Erzbischof Marcel Lefebvre wollte, dass die Oblatinnen sich durch ihre Arbeit, ihre Gebete und ihre Opfer ganz den Werken der Bruderschaft widmen. In ihren Statuten gab er ihnen die Jungfrau Maria, Mutter des ewigen Priesters, als „Vorbild“: „Wie sie sollen sie ihr tägliches Leben zur Rettung der Seelen aufopfern. Sie nehmen gerne am Opfer unseres Herrn teil, wo sie gleich der Schmerzensmutter zu Füßen des Kreuzes stehen. Sie nehmen gern am Opfer des Altares teil, beten und nehmen alle Prüfungen für die Heiligung der Priester an.“

Da es ihre Berufung ist, den Priestern zu helfen, steht ihr Noviziat, wie schon gesagt, unter der himmlischen Schirmherrschaft der heiligen Theresia vom Kinde Jesu.

Sagte sie nicht in der Tat, dass sie in den Karmel gekommen sei, um Seelen zu retten und für Priester zu beten? Die kleine Therese, die vor Liebe zu unserem Herrn brannte, schrieb in ihrem Gedicht Vivre d'amour (Aus Liebe leben, 25. Februar 1895):

Aus Liebe leben heißt, o Herr, gedenken

Der Priester dein in innigem Gebet.

Wollst deine Glut in ihre Seelen senken,

Dass vor dir engelrein ein jeder steht.1

Die heilige Theresia schrieb: „Wie schön ist unsere Berufung, es liegt an uns, das Salz der Erde zu bewahren! Wir bringen unsere Gebete und Opfer für die Apostel des Herrn dar.“ Sie folgte damit der Aufforderung der heiligen Teresa von Avila, der großen Reformatorin des Karmel, die zu ihren Töchtern sagte: „An dem Tag, an dem ihr nicht für die Priester und für die Kirche gebetet, geweint und gelitten habt, an diesem Tag seid ihr keine wahren Karmelitinnen gewesen.“ Und fünfzig Jahre später dachte der heilige Vinzenz von Paul, als er eine Erneuerung der Frömmigkeit und des Eifers unter den Priestern feststellte, dass diese Veränderung vielleicht auf diese große Karmel-Heilige zurückzuführen sei.

Als Erzbischof Lefebvre die Notwendigkeit sah, das katholische Priestertum in seiner ganzen Reinheit zu bewahren, gründete er nicht nur die Priesterbruderschaft St. Pius X. mit ihren Priestern, Seminaristen, Brüdern, Schwestern, Oblaten und ihrem Dritten Orden, sondern bat auch seine Karmeliterschwester, Mutter Maria Christiane, traditionelle Karmelitinnen zu gründen. Zwar sind die Schwestern der Bruderschaft und die Oblatinnen keine Karmelitinnen, aber wie bei diesen hat ihr ganzes Leben in Schulen, Prioraten, Altenheimen und Seminaren kein anderes Ziel als die Ehre Gottes, das Heil der Seelen und die Heiligung der Priester.

Die Oblatinnen sind Schwestern, die sich von den Schwestern der Priesterbruderschaft St. Pius X. unterscheiden. Äußerlich ähneln sich ihre Gewänder sehr: Oblatinnen erkennt man jedoch an dem Kreuz des hl. Benedikt, das sie am Hals tragen, während die Schwestern der Bruderschaft eine Medaille des hl. Pius X. und Unserer Lieben Frau vom Mitleid tragen. Ein wichtigerer Unterschied betrifft den kirchenrechtlichen Status: Die Oblatinnen sind kanonisch Mitglieder derselben Gesellschaft wie die Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X., die eine Gesellschaft des gemeinsamen Lebens ohne Gelübde ist. Pater Davide Pagliarani ist somit auch ihr Generaloberer.

Die Schwestern der Bruderschaft hingegen bilden innerhalb der großen Familie der Bruderschaft St. Pius X. eine selbstständige Kongregation, die einer eigenen Generaloberin untersteht. Während die Schwestern der Bruderschaft am Ende ihres Noviziats die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen, geben die Oblatinnen vor dem Allerheiligsten Sakrament ein einfaches Versprechen ab, die Tugenden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams zu praktizieren. Schließlich können die Oblatinnen eventuell Kandidatinnen aufnehmen, die aus Alters- oder anderen Gründen nicht bei den Schwestern der Bruderschaft aufgenommen werden, sich aber dennoch Gott weihen und mit all ihren Talenten den Priestern der Bruderschaft helfen möchten.

Das Noviziat in Salvan beherbergt zur Zeit drei Novizinnen und zwei Postulantinnen, die mit Hilfe von sieben Oblatinnen ausgebildet werden. Die Kandidatinnen kommen aus Südafrika, Kanada, den Vereinigten Staaten, Mexiko und Brasilien. Nach dem 15. September 2023 wird das Noviziat nach Lavey im Rhône-Tal in ein neuerworbenes Haus umziehen, an denselben Ort wie das Priorat Saint-Antoine der Priesterbruderschaft. Für die Oblatenschwestern wird damit ein Stück ihrer Geschichte umgeschlagen, denn sie waren seit 24 Jahren in Salvan! Sie bleiben jedoch auch in Lavey nur 30 km vom Seminar in Ecône entfernt und können daher weiterhin allen bedeutenden Zeremonien beiwohnen. Während ihrer Ausbildung haben die Oblatinnen die Gnade zu sehen, wie die Seminaristen der Bruderschaft alle Weihe-Stufen auf das Priestertum hin durchlaufen; so verstehen sie besser die Größe des Ordo und wie wichtig es ist, für die Leviten und für die Priester zu beten.

In der Stadt Davao auf den Philippinen unterhalten die Oblatinnen ein zweites Noviziat unter dem Titel „Our Lady of Sorrows“ (Unsere Liebe Frau von den Schmerzen).

Die Postulantinnen und Oblatinnen betreuen hier mehrere Katechismuszentren in der Umgebung; sie organisieren jährlich zwischen sechs und acht Katechismus- oder Ausbildungslager für Mädchen und junge Frauen. Sie helfen auch bei der Organisation von geistlichen Exerzitien. Und sie haben das Glück, jedes Jahr an der medizinischen „Mission Rosa Mystica“ teilzunehmen, wo sie beim Aufbau der Militia Immaculatae helfen und die Kinder darauf vorbereiten, das Skapulier oder die Wundertätige Medaille fruchtbar zu tragen. Sie lehren die Kinder, den Rosenkranz zu beten, bringen ihnen Marienbilder bei und erklären ihnen mit den Katecheten die katholische Lehre. Jedes Mal wird natürlich nur eine kleine Delegation der Oblatinnen auf diese Mission geschickt, während der Rest der Gemeinschaft sie mit ihren Gebeten unterstützt.

Dieses Noviziat wurde 2018 auf den Philippinen errichtet, um Berufungen aus dem asiatischen Distrikt vor Ort auszubilden. Ihre Gemeinschaft besteht heute aus dreizehn Oblatinnen, einer Novizin und drei Postulantinnen. Abgesehen von einer chinesischen Oblatin und einer japanischen Postulantin stammen sie alle von den Philippinen.

Die Herkunft ist jedoch in Wirklichkeit nur von geringer Bedeutung; das Wichtigste ist, dass sie an der Ausstrahlung der Bruderschaft teilnehmen können, die im Wesentlichen apostolisch ist, wie es Erzbischof Marcel Lefebvre wollte.

Die Oblatinnen sind heute in zwölf Ländern vertreten: in der Schweiz, in Frankreich, Deutschland, Österreich, Polen, Kanada, den Vereinigten Staaten, Mexiko, Argentinien, Kenia, Südafrika und auf den Philippinen.

ANMERKUNG

1) Vivre d’Amour, c’est, ô mon Divin Maître

Te supplier de répandre tes Feux

En l’âme sainte et sacrée de ton Prêtre

Qu’il soit plus pur qu’un séraphin des cieux!

Quelle: Theresia vom Kinde Jesu, Geschichte einer Seele von ihr selbst geschrieben, 4. Aufl., Kirnach-Villingen (Baden) 1922, S. 371ff.