50 Jahre Schwestern der Priesterbruderschaft
Das Jubiläum der Schwestern bot Anlass zu einer Besonderheit: Zum ersten Mal seit dem Bestehen der Kongregation trafen sich die Schwestern aller Länder und Kontinente an einem Ort. Insgesamt 215 Schwestern fanden sich in Ecône ein. Nur die Novizinnen aus Übersee und sechs Professschwestern, die aus Krankheits- oder Visagründen nicht anreisen konnten, fehlten. Das Hochamt zum Fest wurde vom Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X., Don Davide Pagliarani, gehalten, dem assistiert wurde von den Patres Franz Schmidberger und Emmanuel du Chalard.
„Sein Grab wird glorreich sein.“ (Is 11,10) An dieses Wort des Propheten anknüpfend, verglich unser Generaloberer die herrliche Berufung einer Schwester der Priesterbruderschaft mit dem Grab Christi. Wie das Grab Christi ist die Seele einer Ordensfrau verborgen, Christus geweiht und von ihm bewohnt.
„Das Grab Christi ist neu. Noch niemand war zuvor in dieses Grab gelegt worden, niemand wird danach hineingelegt werden. So ist auch die jungfräuliche Seele einer Ordensfrau: von Gott geschaffen, um ganz für Christus da zu sein und niemanden sonst eindringen zu lassen. – Dieses neue Grab ist Abbild für die Jungfräulichkeit und Reinheit einer Seele, die ganz und immer nur für Christus da ist. Gerade die Jungfräulichkeit ist die schönste Predigt, ein Zeichen, dass es noch ein anderes Leben als das irdische gibt.
Das Grab Christi ist in den Felsen gehauen. Es war nicht leicht, mit den damaligen Mitteln ein solches Grab auszuhauen. So ist auch ein gottgeweihtes Leben nicht ohne Opfer möglich, nur wenn man sich Gewalt antut (vgl. Mt 11,12). Es braucht eine ausdauernde Beharrlichkeit und eine große Kraft, die Seele zu formen. Aber Kraft, Mut und Beständigkeit, die notwendig sind, werden von demjenigen verliehen, der in der Seele wohnt.
Das Grab Christi ist bei Kalvaria, ganz in der Nähe des Kreuzes. So setzt das Ordensleben eine große Nähe zum Kreuz voraus. Die Seele einer Ordensfrau lebt in tiefer Erinnerung an das Kreuzesopfer und Verbindung mit ihm. Sie erneuert immer wieder, ohne Unterlass, die Verbindung zum Kreuz und zum Opfer Christi. Das Leiden Christi ist unerschöpflich. Es ist Ausdruck der Liebe Christi, die ebenfalls unerschöpflich ist.
Das Grab Christi ist mit einem großen Stein verschlossen. So muss auch der immense Schatz in der Seele der Ordensfrau – Christus, der in ihr wohnt – geschützt werden. Der schützende Stein besteht aus den Gelübden, den Regeln, dem Gehorsam und der Armut. Unbeweglich fest wie ein Stein, sollen Herz, Gedanken und Affekte der Ordensfrau ganz in Gott verankert und ihm geweiht sein.
Christus wurde bei seinem Begräbnis mit „über hundert Pfund“ (Joh 19,39) Spezereien gesalbt, also mit einer sehr großen Menge. Dennoch bereiteten die frommen Frauen am Abend noch weitere Spezereien (Lk 23,59) und gingen am Morgen des Ostersonntags zum Grab, um Christus nochmals zu salben (Lk 24,1). Diese überreiche, ja scheinbar übertriebene Sorge für den Leib Christi, ist nur Ausdruck einer reinen und großherzigen Liebe, die gibt, ohne zu zählen. So liebte auch Maria Magdalena, die mit kostbarem Öl Christus salbte und dafür von Judas kritisiert wurde. Diese überreiche Salbung hat eine geistige Bedeutung und steht für die Tatsache, dass wir das Kostbarste, was wir haben, ganz Gott weihen. Unsere Abtötung, das verborgene Leben und die Hingabe dienen allein der Verherrlichung Gottes.
Die heiligen Frauen warten am Grab, um Christus noch mehr Liebe zu schenken. Ihre Liebe kennt keine Grenzen, sie will immer noch mehr geben. So ist es auch bei Ihnen, liebe Schwestern! Sie verzehren sich im Verlangen, mehr zu geben. Daher wird es Ihnen ergehen wie den heiligen Frauen am Grab: Sie werden den Auferstandenen finden. Das ist Ihre Zukunft, Ihr großes Osterfest – das einer jeden einzelnen von Ihnen! Sie werden den verherrlichten Christus treffen, ihn sehen und mit ihm verherrlicht werden.
Das ist das Ostern für eine Seele, die Gott geweiht ist. Diese schöne Berufung hat die Vorsehung Ihnen vorbehalten. Darin sind sie Unserer Lieben Frau ähnlich. Sie führte nach der Auferstehung ihres Sohnes genau dieses Leben: Ihre Seele war wie das Grab Christi, der dort verborgen lebte und wirkte.
So ist Ihr Ordensleben die Garantie für die Herrlichkeit im ewigen Leben!“