Die Vorfastenzeit
Mit dem dritten Sonntag vor dem Aschermittwoch, dem Sonntag Septuagesima, beginnt die Vorfastenzeit. Das ist in diesem Jahr 2024 der 28. Januar. Aufgrund des frühen Termins von Ostern (31. März) überschneidet sich heuer der weihnachtliche Festkreis mit dem Beginn der Vorfastenzeit.
Nach dem lieblichen Weihnachtsfest, an dem uns durch die Geburt unseres Herrn Jesus Christus völlig unverdiente Freude und unverdiente Gnaden zuteil wurden, weist uns die Kirche darauf hin, dass wir uns dieser Gnaden würdig zeigen müssen, dass wir sie verdienen müssen. Daran werden wir ganz besonders in der Fastenzeit durch Buße und Fasten erinnert. Die Kirche kennt aber die Schwäche des Menschen infolge der Erbsünde und kommt ihm in der Liturgie entgegen: Der Mensch braucht Zeit, sich auf etwas einzustimmen, sich zu verändern – diese Zeit bietet die Vorfastenzeit, die zwischen der Weihnachts- und der Fastenzeit eingefügt ist und den Menschen auf den Ernst der Fastenzeit vorbereiten soll. Ein wirkliches Fasten hingegen war während dieser Zeit im Unterschied zur orthodoxen Kirche nie vorgeschrieben.
Drei Sonntage fallen in die Vorfastenzeit: Septuagesima, Sexagesima und Quinquagesima – also ungefähr 70, 60 und 50 Tage vor Ostern. Diese Zeit ist in der Liturgie geprägt durch die Themen: Durch Kampf zum Sieg, durch Sterben zum Leben und zur Auferstehung. Die Vorfastenzeit ist somit die erste Stufe der Vorbereitung auf das Osterfest. Sie ist eine Zeit des Ernstes, der Busse, wenn auch noch nicht in der Weise wie in der eigentlichen Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnen wird.
Um diese Vorbereitung auch in der Liturgie einen deutlichen Ausdruck zu geben, unterbleibt ab dem Sonntag Septuagesima in allen Heiligen Messen und im Gebet der Priester der Jubelruf des Alleluia. Die Messgewänder in den Sonntags- und Wochentagsmessen sind bereits so wie in der Fastenzeit in der Farbe violett.
Bei der Liturgiereform wurde die Vorfastenzeit trotz ihrer 1500jährigen Tradition ersatzlos gestrichen. Wir sehen mittlerweile überdeutlich wohin uns ein solcher Umgang mit der Tradition geführt hat. Es wäre also an der Zeit zu erkennen, dass die althergebrachten Traditionen der Kirche durchaus einen tiefen Sinn hatten. Nehmen wir also die Vorfastenzeit wieder ernst!
Quelle: Distrikt Österreich