Neuaufbruch der Tradition in der Slowakei: Zwei Jahre Apostolat in der Slowakei

Quelle: Distrikt Österreich

In kaum einem Land des Ostblocks gingen die Kommunisten so aggressiv gegen die Kirche vor wie in der ehemaligen Tschechoslowakei. Mit der Wende gab es auch in dem weitgehend säkularisierten Land wieder Hoffnung für den Glauben. Auf Bitten von Gläubigen aus der Slowakei konnte die Priesterbruderschaft St. Pius X. auch hier ihr Apostolat aufbauen. Das hier ist die Geschichte davon.

In diesem Artikel berichten wie über die Anfänge des Wirkens der Priesterbruderschaft St. Pius X. in der Slowakei und deren Pläne. Auf Einladung von Katholiken aus Orava und Liptau im Norden des Landes kam im Herbst 2020 mit Pater Lukasz Szydlowski aus dem Krakauer Priorat erstmals ein Priester der FSSPX in unser Land, um vorerst einmal im Monat für uns die Hl. Messe zu feiern, der immer ein Vortrag über den traditionellen katholischen Glauben vorausging. Bald konnte in Liptovský Mikuláš eine feste Kapelle eingerichtet werden, die erste Missionsstation der FSSPX in der Slowakei.

Zur gleichen Zeit besuchte Pater Jozef Hutta, ein slowakischer Priester aus Frankreich, der sich für ein Sabbatjahr in der Slowakei aufhielt, diese junge Mission. Nachdem er den polnischen Priester der Bruderschaft, an der er bereits in Frankreich und Italien interessiert war, kennengelernt hatte, bot er den Gläubigen der jungen Mission seine priesterlichen Dienste an. So begannen die Hl. Messen jeden Sonntag in Liptovský Mikuláš; dies geschah gerade zur Zeit der bekannten Epidemie, als die Katholiken in der Slowakei aus den Kirchen ausgeschlossen wurden und keinen Zugang zu den Sakramenten hatten.

Langsam begann die Gemeinde zu wachsen, die Konferenzen und Messen der beiden Priester wurden fortgesetzt, und am Ende des Jahres besuchte Pater Hutta erstmals das Priorat in Krakau. Einige Wochen später kam es zu einem Treffen zwischen ihm und dem Distriktoberen von Polen, Pater Karl Stehlin, an welchem die Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit im Aufbau des slowakischen Apostolats besprochen wurden. Pater Hutta entschloss sich, sich der FSSPX anzuschließen und im Auftrag der Oberen vom Priorat Krakau aus die Mission in seiner Heimat zu entwickeln.

Schon bald, im Frühjahr des folgenden Jahres, kamen zwei weitere Kapellen in Žilina und Trnava hinzu. Im Juni 2021 weihte Pater Karl Stehlin alle drei neuen Kapellen in der Slowakei ein, in denen Pater Hutta seither drei Sonntagsmessen feiert.

Unsere Gläubigen begannen, die Bruderschaft zu entdecken und kennenzulernen, über die sie sich zuvor im Internet informiert hatten, obwohl viele bereits deren Kapellen in Tschechien, Österreich und Polen besucht hatten. Die Slowakei war bisher eines der letzten Länder in Europa, in dem es keine traditionelle katholische Mission gab. Es ist auch bewundernswert, dass viele Slowaken das Wirken der Priesterbruderschaft im Ausland kennengelernt haben, wo sie in den verschiedensten Ländern der Erde arbeiten, dort aber keine katholische Heilige Messe gefunden haben, die auch nur im Entferntesten derjenigen ähnelt, die sie von zu Hause gewohnt waren. So gibt es wunderbare Zeugnisse aus der ganzen Welt, wohin Slowaken zum Arbeiten ausgewandert sind und die Gnade erhielten, die Priesterbruderschaft noch vor jenen zu entdecken, die in ihrer slowakischen Heimat lebten und sie sehnsüchtig erwarteten. So haben sich beispielsweise Slowaken aus Österreich, Böhmen und Mähren, Polen, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, den USA, Kanada und vielen anderen Ländern der Welt auf diese Weise bei uns gemeldet. Natürlich haben sie auch um die Ankunft der FSSPX in der Slowakei gebettelt und gebetet, wo sie nun selbst zur Heiligen Messe kommen können, wenn sie im Sommer im Urlaub ihre Verwandten besuchen. Früher, d. h. noch vor der Epidemie, haben sie immer traurig erklärt, dass sie zu Hause überhaupt nicht in die hl. Messe gehen können, da sie bereits ausschließlich die traditionelle katholische Messe besuchen, die nicht der liturgischen Deformation nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum Opfer gefallen ist.

Im Frühsommer 2021 besuchten die Patres Stehlin und Hutta zum ersten Mal die Ostslowakei und organisierten mit Hilfe einer slowakisch-amerikanischen Familie einen Vortrag und einen Gottesdienst in Kosice. Ein paar Leute kamen, doch die Arbeit in der Ostslowakei begann erst nach einer längeren Pause.

Im Jahr 2022 wuchsen die einzelnen Gemeinden allmählich an, obwohl die Zahl der Gläubigen nicht mehr konstant war, da etliche Menschen bloß aufgrund der ungünstigen sanitären Maßnahmen in den Pfarren gekommen waren, und auch die lateinischen Messen wurden nach den Verboten in den Diözesen wieder eingeführt. Die Aufgabe der slowakischen Mission der FSSPX wird es nun sein, den Gläubigen die wichtigsten Unterschiede zwischen dem modernen und dem traditionellen Glauben und der Liturgie zu erklären. Sie müssen wissen, warum es wichtig ist, die Messe nur in der traditionellen römischen Form zu besuchen.

Im Frühjahr 2022 kam es zu einer organisatorischen Umstellung, welche die Übersiedelung unseres slowakischen Priesters aus Krakau nach Jaidhof zur Folge hatte. Der Wechsel des Priorats, in dem er leben sollte, war durch die Verwirklichung einer Entscheidung des Generalhauses der FSSSPX bedingt, nämlich die territoriale Eingliederung der Slowakei in den österreichischen Distrikt, der nunmehr alle ehemaligen Staaten der Donau-Monarchie sowie den Balkan umfasst. Der polnische Distrikt wiederum ist auch für die Länder zuständig, die zur ehemaligen Sowjetunion gehörten.

Gleichzeitig möchten wir den Priestern aus Polen unsere Dankbarkeit für den Beginn der Mission der Bruderschaft in der Slowakei sowie für die wichtige traditionelle Ausbildung des ersten slowakischen Priesters zum Ausdruck bringen. Dies geschah im selben glaubenstreuen katholischen Geist, in dem Erzbischof Marcel Lefebvre, der Gründer der FSSPX, seine Seminaristen und Priester unterrichtet hatte, und der weit entfernt ist vom nachkonziliaren modernistischen Geist, den Pater Jozef Hutta selbst in den Seminaren von Bratislava und Nizza erlebte.

Ebenfalls im Frühjahr dieses Jahres wurde die Mission schließlich auf die Ostslowakei ausgedehnt, die als die gläubigste slowakische Region noch immer keinen traditionell katholischen Messort auf ihrem Gebiet hatte. Nachdem jene Gläubigen in stattlicher Zahl die nächstgelegene Kapelle in Liptovský Mikuláš besuchten, drängte sich die Errichtung einer weiteren Kapelle auf, was in der Stadt Prešov verwirklicht werden konnte. Seitdem ist sie unsere größte Gemeinde mit über siebzig Gläubigen. Wir hoffen sehr, dass der Norden und Osten des Landes seinem Ruf treu bleibt und zu einem Bollwerk der katholischen Tradition in der Slowakei wird, das die ersten Berufungen für die Bruderschaft hervorbringt, was zu Beginn dieses Schuljahres bereits Realität ist.

Die anderen Regionen der Slowakei sollen indes nicht vergessen werden, wie etwa der Westen, der allerdings gegenüber den anderen Landesteilen insofern bevorzugt ist, als immer noch an recht vielen Orten die traditionelle Liturgie angeboten wird und manche ausländische Messorte der FSSPX relativ leicht erreichbar sind. Wir bitten besonders ums Gebet für die verlassenen Regionen der Mittel- und vor allem der Südslowakei, die aus kirchlicher, demografischer oder wirtschaftlicher Sicht vernachlässigt werden. Die Gläubigen aus diesen Gebieten müssen stundenlang fahren, um die katholische Messe zu besuchen, ansonsten müssen sie zu Hause bleiben oder nach Budapest fahren.

Das Wichtigste schließlich ist unsere seelsorgerische Betreuung. Zu den vier erwähnten Kapellen kommt noch der Sitz der Slowakischen Mission der FSSPX in Pastuchov bei Hlohovec hinzu, wo sich unser Haus für Priester und Gläubige befindet. Soweit möglich, finden in der Slowakei jeden Sonntag vier Heilige Messen statt, oft auch freitags und samstags. Wir haben nun die Gnade, dass der Herr uns Priester aus Österreich, der Slowakei und Polen, Mitglieder der FSSPX oder befreundete Diözesanpriester, zur Unterstützung gesandt hat.

Im Juni dieses Jahres empfingen zum ersten Mal slowakische und ungarische Gläubige aus der Slowakei das hl. Sakrament der Firmung, das durch Bischof Bernard Fellay im traditionellen Ritus in der Wiener Minoritenkirche gespendet wurde. Natürlich werden seit dem Bestehen dieser Mission heilige Taufen sowie Erstkommunionen im traditionellen Ritus gespendet. Das erste Ostertriduum wurde in Liptovský Mikuláš gefeiert. Wir freuen uns auch und bitten gleichzeitig um das Gebet für den ersten Kandidaten für das Priesterseminar der Slowakischen Mission des österreichischen Distrikts, der wie viele unserer slowakischen Gläubigen aus Orava stammt.

Eine sehr wichtige Aufgabe der FSSPX in der Slowakei ist heute die Wiederaufnahme des Unterrichts des traditionellen katholischen Katechismus für Kinder, der in Žilina begann und in Prešov und anderen Kapellen fortgesetzt wird. Ebenso dringlich ist die Erneuerung des katholischen Eheunterrichts und der Familienpastoral im Allgemeinen, angefangen bei den traditionellen katholischen Pfadfindern. Beten wir für die vielen christlichen Familien, die nach den Worten unseres Gründers das Fundament des Glaubens und die Quelle der geistlichen Berufungen sind. Die Slowakei braucht katholische Eltern, die viel mehr Kinder haben wollen als die derzeitige Norm einer dekadenten Gesellschaft.

Wir danken dem Herrn auch für mehrere Konversionen aus dem Protestantismus, weitere sind auf dem Weg und bezeugen so die Einzigartigkeit des katholischen Glaubens für die Rettung des Menschen. Wir bitten um jede Art von Hilfe, insbesondere um geistliche Unterstützung, damit der traditionelle Katholizismus in der Slowakei in den Seelen der Priester und Gläubigen erneuert werden kann und der Herrgott uns mit zahlreichen männlichen und weiblichen Berufungen segnet, deren Zahl infolge des Modernismus seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirche katastrophal zurückgegangen ist. Dies trifft – Gott sei Dank – nicht auf die traditionellen Gemeinschaften, die als einzige in der katholischen Kirche in den letzten Jahrzehnten gewachsen sind. Wir rufen die katholischen Priester beider Riten aus dem ganzen Land und diejenigen, die als Missionare in der ganzen Welt verstreut sind, auf, unsere Reihen zu verstärken und so ihren Dienst und ihr Opfer für die Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus in unserer schönen Heimat, von der Tatra bis zur Donau, beizutragen.

Möge unsere Mutter der sieben Schmerzen, die Muttergottes, die Patronin der Slowakei, uns dies mit ihrem geliebten Sohn im Himmel gewähren.

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