Die Kongregation der Sühneschwestern vom Heiligen Geist in Niedaltdorf
Zu den religiösen Gemeinschaften, die mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. befreundet sind und zur großen Familie der katholischen Tradition gehören, zählt unbedingt die Kongregation der Sühneschwestern vom Heiligen Geist in Niedaltdorf, Saarland. In Niedaltdorf gehört zum Kloster der Schwestern das Pflegeheim St. Antonius.
Das Apostolat der Schwestern
Die Schwestern haben nach ihrer Regel den Auftrag, Gott Sühne zu leisten für die Sünden und Vergehen der Menschen, durch die er täglich beleidigt wird. Sie tun dies vor allem durch die andächtige Teilnahme am hl. Opfer des Altars, das bei den Schwestern immer die überlieferte, alte hl. Messe gewesen ist. Die hl. Messe ist das Zentrum, um das sich das ganze Leben der Schwestern dreht; ebenso ist die Kapelle mit dem Opferaltar und dem Tabernakel das Zentrum des St.-Antonius-Hauses, in dem die Schwestern leben und arbeiten.
Die sühnende Liebe besteht nicht in außergewöhnlichen Dingen, sondern im alltäglichen Leben in einer treuen Pflichterfüllung. Die Sühneschwester vom Hl. Geist geht ihren Lebensweg in der Nachfolge Christi. Dieser Weg beinhaltet unter anderem die liebevolle Pflege der alten und kranken Menschen. Die Schwestern üben ihren Beruf im Geiste der Sühne, der Buße und Abtötung aus. Ein aus Liebe zu Gott ausgeübter Krankendienst ist für die Schwester mehr wert als alle freiwillig übernommenen Bußübungen.
Das gemeinsame Stundengebet, das „kleine“ Offizium der Muttergottes, gliedert den Tag der Schwestern, lässt sie immer wieder die Arbeit unterbrechen und versammelt sie vor dem Tabernakel, um denjenigen zu ehren, um den sich ihr Leben dreht: Jesus.
Der Tag bei Gebet und Arbeit
Die Sühneschwestern vom Heiligen Geist leben nach folgender Tagesordnung:
04.45 Uhr Aufstehen
05.15 Uhr Morgengebet (mit Betrachtung, Laudes, Prim, Terz, Angelus)
06.45 Uhr Hl. Messe
07.45 Uhr Frühstück
08.30 Uhr Arbeit
12.00 Uhr Mittagsgebet (Veni Creator, Angelus, Sext, Non, Partikularexamen)
12.30 Uhr Mittagessen mit Tischlesung und anschließender Rekreation
14.00 Uhr Vesper
14.30 Uhr Private geistliche Lesung
15.00 Uhr Arbeit
16.30 Uhr Rosenkranz (mit Andacht u. Segen)
17.30 Uhr Arbeit
19.00 Uhr Matutin u. Komplet
19.40 Uhr Abendessen mit Tischlesung und anschließender Rekreation
20.30 Uhr Abendgebet
Die Gründung der Gemeinschaft
Die Gründerin, Schwester Maria Cornelia Holewik, wurde 1911 in Pilgramsdorf, Oberschlesien, geboren. 1932 trat sie ins Kloster der Borromäerinnen in Olbersdorf ein. Ein Jahr später wurde sie eingekleidet und erhielt den Namen Schwester Maria Cornelia. Nur vier Monate später erkrankte sie an Knochentuberkulose; später diagnostizierte man noch eine Bauchfelltuberkulose und eine Lungentuberkulose. Schnell verschlimmerte sich der Zustand der Knochentuberkulose, bis nach vielen schmerzlichen Behandlungen im Dezember 1934 das rechte Bein bis übers Knie amputiert werden musste. Die erste heilige Profess durfte sie 1935 – auf einem Stuhl sitzend – ablegen. Die Krankheiten nahmen von nun an bei Schwester Cornelia immer mehr zu. Die Ärzte befürchteten ihr nahes Ende. Etwa ab dem Jahr 1935 stellten sich mystische Erlebnisse ein. Sie vernahm den Auftrag, eine Sühnekongregation vom Heiligen Geist zu gründen.
Schwester Cornelia verließ mit Erlaubnis der Oberen die Borromäerinnen und wurde 1949 bei den Franziskanerinnen in Mährisch-Ostrau aufgenommen. Hier erlebte Schwester Cornelia zunächst einige friedliche Jahre. Aber im Herbst 1951 wurden alle Klöster in der ČSSR aufgelöst und geplündert, außer dem Kloster in Ostrau, wo Schwester Cornelia sich befand. Einige Schwestern der aufgelösten Gemeinschaften kamen nach Ostrau. Von nun an war es mit dem guten Ordensgeist im Kloster vorbei. Die schwerkranke Generaloberin, Mutter Gregoria, bat Schwester Cornelia oft, ihr und der Provinzoberin, Schwester Irmgard, zu helfen, damit wieder guter Ordensgeist entstünde. Sie versprach ihr auch, Schwestern mitzugeben, wenn sie nach dem Willen Gottes die neue Sühnekongregation gründen würde.
Nach dem Tod der Generaloberin begann die Kommunität auseinanderzubrechen. Die neue Generaloberin und ein Teil der Schwestern versuchten, sich mit den kommunistischen Behörden gut zu stellen. Der Hausgeistliche, Professor Fabik, und die Oberin der tschechischen Provinz, Schwester Irmgard, wurden abgesetzt, die Schwestern enteignet und einem Verwalter unterstellt, der im Sinne der Kommunisten vorging.
Die Schwestern in der neuen Heimat
1966 konnten die ersten fünf Schwestern nach Deutschland ausreisen; nach und nach folgten andere Schwestern in getrennten Gruppen. Im Maria-Hilf-Stift in Mainz, Eigentum des Ordinariates, fand die Gemeinschaft eine neue Heimat. Das Haus beherbergte ein Altenheim mit 42 Bewohnern. Sogleich begannen die Schwestern eine Ausbildung zur Krankenschwester und zur Altenpflegerin. In der ČSSR war es Ordensschwestern nicht erlaubt gewesen, eine Ausbildung zu absolvieren.
1967 war Kardinal Volk, der damalige Bischof von Mainz, in Rom und brachte die kirchliche Anerkennung der Ordenskongregation mit. Die Gemeinschaft durfte den Namen „Sühneschwestern vom Heiligen Geist“ führen.
Treu dem Herrn
In dieser Zeit nach dem Konzil ging das Ringen um die Treue zum Glauben weiter. In der alten Heimat war es ein Kampf gegen die Kommunisten, die die Schwestern von ihrer Berufung abbringen wollten; hier im Westen waren und sind es Hirten der Kirche, denen der Fortbestand einer auch noch so kleinen Gemeinschaft ein Dorn im modernen Auge war.
So kam es dann leider auch in Mainz. Nach Auseinandersetzungen über die alte Liturgie und die Frage der Handkommunion wurde die Existenz in Mainz immer fraglicher.
Die Ehrwürdige Mutter Schwester Irmgard sorgte vor und erwarb 1991 in Niedaltdorf ein leerstehendes Kloster. Die ersten Schwestern kamen im Dezember 1992 dorthin und begannen mit der Renovierung des Hauses, damit erste Bewohner einziehen konnten. Bis zum Jahr 2000 betrieben die Sühneschwestern vom Heiligen Geist nun zwei Altenheime, das Maria-Hilf-Stift in Mainz und das St.-Antonius-Haus in Niedaltdorf. Seit 2000 sind alle Schwestern in Niedaltdorf vereint.
Das Leben der Schwestern heute
Viele der Schwestern haben eine Ausbildung im Pflegeberuf, damit sie auch als Fachkräfte dort wirken können, wo der Dienst am kranken Menschen stattfindet. Diese pflegerische Qualifikation ist aber kein „Muss“ für den Eintritt einer jungen Frau in die Gemeinschaft. Betätigungsfelder gibt es neben der Krankenpflege reichlich: so wirken Schwestern in der sozialen Betreuung als ausgebildete Betreuungsassistentinnen oder im Haushalt der Gemeinschaft bzw. des St.-Antonius-Hauses. Allen gemeinsam ist die Absicht, mit ihrem Tun Gott zu ehren.
Der Ruf zur Christus-Nachfolge im Ordensleben ist manchmal mit dem Wort „Verzicht“ belegt: Verzicht auf Mann und Kinder, auf Familienleben mit Haus und Hund, Verzicht auf Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung. Das ist eine grundsätzlich falsche Sicht der Wirklichkeit. Es geht vielmehr um die Berufung durch Gott. Das ist nicht ein Ruf zum Verzicht, sondern zur Hingabe aus Liebe. Die Berufene gibt alles, was sie hat hin, um die eine kostbare Perle erwerben zu können, von der im Evangelium die Rede ist. Hingabe ist Liebe. Die Berufene lebt ein Leben der Liebe, sorgsam bedacht, den zu lieben, der selbst wesenhaft die Liebe ist: Braut sein für den Bräutigam. Sie lebt ein Leben der Liebe, um dem himmlischen Bräutigam allein durch ihr Sühneleben Genugtuung und Freude zu bereiten. Ein Leben für die Liebe.
Heute leben acht Schwestern in Niedaltdorf.
Die letzte Zeitzeugin aus der Gründungszeit, Schwester Maria Blandina, ist 2022, 71 Jahre nach ihrer ersten Profess, im Alter von 90 Jahren verstorben.