Gegen die Soutane, gegen das katholische Priestertum. Einige Gedanken zur Soutane

Quelle: Distrikt Deutschland

Pater Johannes Regele

Es ist schon einige Male vorgekommen, dass man auf der Straße verspottet wurde, einige Male sind unangenehme Phrasen nachgerufen worden, einmal wurde einem Priester auf einem Bahnhof ins Angesicht gespuckt. All das sind Ausnahmen. Die Mehrheit der Bevölkerung schätzt es sehr, den Priester in seiner Amtstracht zu sehen und nicht in Zivil. Sehr oft bedanken sich die Menschen, gehen auf den Priester mit ihren Anliegen zu, wollen ein Gespräch führen, beichten, um das Gebet bitten, einen Segen haben etc. Und viele Bettler und Bedürftige, die Menschen an der Peripherie, kommen auch, zum Zivilpriester kommen sie wohl kaum.

Die größte Geringschätzung der Soutane und damit des Priesters kommt derzeit aber aus Rom: Wie schon öfters bei diesen Themen – auch völlig aus einem geistig sinnvollen Zusammenhang gerissen – ging leider Papst Franziskus wieder auf die jungen katholischen Kleriker los: „Man muss nur in die kirchlichen Schneidereien in Rom gehen, um den Skandal der jungen Priester in der Kirche zu sehen, die Soutanen oder Hüte oder spitzenbesetzte Alben und Gewänder anprobieren.“  Es kann tatsächlich hier einen schlechten Gebrauch geben, nur müsste man das genau präzisieren. Aber ein Generalangriff auf die jungen Priester in Soutane?  Die Beseitigung der Soutane, der Standeskleidung der katholischen Priester überhaupt, hat nun tatsächlich noch nie zu einer guten Reform in der Kirche beigetragen, ganz im Gegenteil. Die oben zitierte Aussage von Oktober 2023 ist, falls sie ernstzunehmen ist, durchaus wieder einmal ein klarer Schlag auf den katholischen Priesterstand, besonders der jungen Priester, die nicht mehr der fruchtlosen Alt-68er-Generation angehören.

Der Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X., Erzbischof Marcel Lefebvre, schloss sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht dieser Zerstörungswut gegenüber allem Katholischen an. Er predigte das, was in der Kirche immer gepredigt wurde, und so empfahl er auch mit Nachdruck seinen Söhnen und allen katholischen Priestern das Tragen des Talars, der Soutane: „Seid stolz, die Soutane zu tragen, eure Kutte, die unseren Herrn Jesus Christus in der Welt bekundet und fürchtet nichts: Der gute Gott, die heiligen Engel, alle Heiligen des Himmels sind mit euch, ebenso wie all die, die ihre Kutte abgetragen haben und dadurch geheiligt wurden und andere geheiligt haben.“ Bereits im Jahr 1963, lange vor der Gründung der Priesterbruderschaft, sagte er als Generaloberer der Väter vom Hl. Geist: „Durch seine Soutane, durch seinen Glauben ist der Priester eine lebende Predigt. Die augenscheinliche Abwesenheit jedes Priesters, insbesondere in den großen Städten, ist ein schwerwiegender Rückgang der Predigt des Evangeliums. Das ist die Fortsetzung des unheilbringenden Werkes der Revolution.“ Für diese klaren, katholischen Aussagen wurde unser Gründer damals von den liberalen französischen Bischöfen sehr kritisiert, sie haben die Wahrheit nicht mehr hören wollen. Dabei verkündete er nur genau das, was die Kirche will, was das kirchliche Recht auch verlangt.

Seit einigen Jahren geschieht in der Kirche etwas, das sicher manche erstaunt: Immer mehr junge Kleriker, in den USA, in Afrika, in Asien, ein wenig zaghaft auch in Europa, wenden sich der Tradition zu und tragen wieder die Soutane. Liebe junge Mitbrüder, tragen Sie ruhig weiter ihre Soutane und legen Sie so ein gutes Zeugnis für Christus ab, für das wahre katholische Priestertum, für einen guten Geist der Askese, der priesterlichen Tugenden! Wir Kleriker sind keine Laien, darum dürfen wir uns nicht mit Laienkleidung verkleiden und so letztlich unseren Stand, unsere Zugehörigkeit zu Christus verleugnen. Tragen Sie die Soutane, sie vertreibt das Böse! Tragen Sie die Soutane, sie ist Bekenntnis des katholischen Glaubens! Tragen Sie die Soutane, sie ist ein ausgezeichnetes Apostolat in unserer Zeit. Und wenn Sie ein alter Priester sind, so haben Sie den Mut, wieder den Talar überall zu tragen, er wird Sie fruchtbar erneuern. Und, wenn Sie Bischof sind, dann kleiden Sie sich bitte immer in der Öffentlichkeit als Bischof und verstecken sich nicht mehr. Die Soutane und die Wertschätzung für das Priestertum, die Kirche und damit für Christus kommt sicher überall wieder, auch im Vatikan. Die traurige und fruchtlose Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist zwar jetzt auf einem neuen Höhepunkt, aber bald auch am Ende!