Der Vatikan und China: Die Stimmung ist offenbar gut

Quelle: FSSPX Aktuell

Diskret wurde im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls vom 14. Mai 2024 ein Symposium über die Geschichte der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Peking angekündigt. An diesem Treffen nahmen mehrere Hauptakteure der aktuellen Annäherung zwischen dem kleinsten Staat der Welt und dem riesigen Reich der Mitte teil.

Der Aufhänger des Kolloquiums war die Feier zum hundertsten Jahrestag der ersten Synode der katholischen Kirche Chinas. Diese fand am 15. Mai 1924 in Schanghai statt. Mehrere Bischöfe, Generalvikare und Ordensleute, von denen die meisten in fernen Ländern geboren und als Missionare auf chinesischen Boden gekommen waren, hatten sich unter dem Vorsitz von Bischof Celso Costantini, dem Apostolischen Delegaten in China, mit dem Auftrag versammelt, die Mission der Kirche auf chinesischem Boden im Lichte von Maximum illud neu zu beleben. 

In diesem Apostolischen Schreiben aus dem Jahr 1919 bekräftigte Benedikt XV., dass der Glaube an Christus „(keiner) Nation fremd“ sei und dass Christsein an jedem Ort der Welt nicht bedeute, „sich unter den Schutz und die Macht eines anderen Landes zu stellen und sich dem Gesetz des eigenen zu entziehen“. Ein Jahrhundert später versichert das römische Kolloquium den chinesischen Behörden, dass der kommunistische Staat von der Kirche nichts zu befürchten hat, während der Heilige Stuhl engere Beziehungen zu Peking aufbauen möchte. 

Zu den Rednern gehörten der Bischof von Shanghai, Joseph Shen Bin, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Kardinal Luis Antonio Tagle, Prorefekt des Dikasteriums für die Evangelisierung. Aber auch Akademiker und Forscher aus der Volksrepublik China, wie Professor Zheng Xiaojun und Prof. Liu Guopeng von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. 

All diese Auftritte konnten nur mit der Zustimmung der chinesischen Exekutive durchgeführt werden. Zur Erinnerung: Bischof Shen Bin war Gegenstand besonderer Spannungen zwischen dem Vatikan und China gewesen, da die chinesischen Behörden im April 2023 einseitig seine Ernennung in der chinesischen Wirtschaftsmetropole beschlossen hatten. Als Zeichen des guten Willens hatte Rom nachgegeben. 

Es ist anzumerken, dass Bischof Shen Bin Vizepräsident der Patriotischen Vereinigung der chinesischen Katholiken ist, die der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) untersteht. In den letzten Monaten hat der Prälat mehrfach über die von den chinesischen Katholiken geforderte Einhaltung der chinesischen Prinzipien gesprochen und das Sinisierungsprogramm der Regierung unterstützt. 

Zheng Xiaojun ist stellvertretende Direktorin des Instituts für Weltreligionen der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften und der Chinesischen Vereinigung für religiöse Studien. Beide Organisationen spielen eine wichtige Rolle in der von Präsident Xi Jinping verfolgten Politik der Sinisierung der Religionen, die unter anderem darauf abzielt, die „religiösen Perspektiven des Marxismus“ zu fördern.  

„Die Teilnahme einer so hochrangigen chinesischen Persönlichkeit an einer vom Vatikan organisierten öffentlichen Veranstaltung in Rom ist ein Novum und alles andere als eine Kleinigkeit“, erklärt ein Experte für die Beziehungen zwischen Peking und dem Kleinststaat in der Zeitung La Croix

Laut dem Artikel der französischen religiösen Tageszeitung erklärte Kardinal Parolin am Rande des Kongresses: „Wir hoffen, dass wir eine stabile Präsenz in China haben können. Auch wenn diese zunächst vielleicht nicht die Form einer Apostolischen Nuntiatur haben wird.“ Dies wäre das erste Mal seit der Machtübernahme der Kommunisten 1949. 

Xi Jinping hat seinerseits ein großes Interesse daran, die Beziehungen zum Vatikan im Rahmen einer internationalen Politik zu intensivieren, die versucht, Verbündete auf dem alten Kontinent zu gewinnen, um die amerikanische Hegemonie zu untergraben. Die Beziehungen zwischen Rom und Peking sind in jedem Fall sehr asymmetrisch, da die Zugeständnisse der Kommunistischen Partei Chinas an die Katholiken in China gleich null oder fast null zu sein scheinen. 

„Die Kunst des Krieges besteht darin, den Feind kampflos zu unterwerfen“, schrieb der große chinesische Stratege Sun Tzu. Das sollte so manchem hohen Prälaten zu denken geben.