Predigt Bischof Fellay in Zaitzkofen
Am 3. Juni 2017 erteilte Bischof Bernard Fellay die Diakonatsweihe in Zaitzkofen. In seiner Predigt ging er von den Worten des Ritualen aus: „Accipe Spiritum Sanctum ad robur, ad resistendum diabolo et tentationibus eius – Empfange den hl. Geist zur Stärke, um dem Teufel und seinen Versuchungen zu widerstehen.“.
Der Bischof führt aus, dass die Kirche auf Erden eine „streitende Kirche“ ist, d.h. es gibt hier auf Erden einen dauernden Kampf. Deshalb braucht der Diakon als Prediger des Evangeliums besonders die Stärke des hl. Geistes. Die Kirche steht gerade deshalb in einer riesigen Krise, weil sie heute nicht mehr streiten will und den Frieden mit ihren Feinden anstrebt. Nachdem Bischof Fellay die Notwendigkeit dargelegt hat, mit der Hilfe des hl. Geistes die Angst zu überwinden und den übernatürlichen Kampf nicht aufzugeben, warnt er vor einer anderen Gefahr, in die wir fallen können:
Da es aber eine Krise in der Kirche gibt, gibt es noch eine andere Gefahr, nämlich die Kirche zu verlassen. Es gibt so viele, so viele Ärgernisse auf so vielen Ebenen bis zum Haupte, in den Bistümern, in der ganzen Welt. Es ist wie eine verrückte Zeit für die Kirche. Man fragt sich manchmal: „Wo ist die Kirche?“ So schlimm ist es! Aber das Verlassen, Aufgeben ist kein Weg, es ist ein falscher Weg, es ist ein grober Irrtum zu sagen: Diese Amtskirche ist nicht mehr die Kirche. Das ist falsch! Das ist eine falsche Auffassung. Genauso falsch, wie zu sagen: Diese bösen Hirten sind korrupt, können nichts mehr für die Seelen tun.
Das ist wieder falsch, weil die Kirche wesentlich und an erster Stelle Jesus Christus selbst ist. Deshalb singen wir im Credo, und können und dürfen und sollen wir von dieser Kirche, die wir vor Augen haben, mit dem jetzigen Papst, mit den jetzigen Bischöfen, singen wir von dieser Kirche im Credo, dass sie heilig ist! Und das bleibt wahr! Sie ist heilig. Und sie spendet und sie schenkt die Heiligkeit, diese Mittel des lieben Gottes ruhen weiter in der heutigen Kirche!
Aber es ist auch klar: Wenn ein Diener, ein Diener des Heiligtums, ein Prälat seine Autorität missbraucht, dann wird diese Wirkung der Heiligung gehemmt. Doch die Sakramente – und das ist die Lehre der Kirche – wirken ex opere operato, d.h. durch das Werk, das vollbracht wird, unabhängig vom Spender, von der Qualität des Spenders. Es genügt, dass er die richtige Absicht, die richtige Intention hat, er mag ein Heiliger sein, er mag ein armseliger Sünder sein, die Gnade Gottes wird vermittelt. Gott sei Dank! Das darf man nicht vergessen. Und so können auch schlechte Geistliche noch Werkzeuge des Heiligen Geistes und Jesu Christi sein. Nach dem Konzil von Trient schreibt ein Bischof aus Norditalien nach Rom: „Ich habe ein ganz großes Problem: Die große Mehrheit meiner Priester lebt mit einer Frau. Was soll ich tun?“ Die Antwort von Rom: „Sie ersetzen diese Priester nur, wenn Sie Ersatz haben.“ Denn auch so können diese Priester noch heiligen, noch die Seelen retten. Trotz ihres unglaublichen Zustandes. Das ist nicht von heute, das ist nicht Modernismus! Das ist der Glaube der Kirche.
Wir müssen aufpassen! Es gibt auch bei uns Tendenzen, die nichts mehr mit der „Amtskirche“ zu tun haben wollen, nichts mehr von ihr hören wollen. Achtung! Es ist klar: Wir wollen nichts mit dem Bösen, mit dem Übel, das verbreitet wird, wir wollen nichts mit den Verwundungen zu tun haben, die in der Kirche geschehen, und leider auch durch ihre Diener, ihre Priester, ihre Bischöfe – es ist schon eine absurde Situation. Man könnte sagen, unser Glaube an die Kirche wird geprüft, das ist wahr. Aber es gibt nur eine Kirche! Und diese Kirche hat nur einen Papst, normalerweise. Mit wenigen Ausnahmen. Auch die Bischöfe haben ihr Amt inne kraft göttlichen Rechts, d.h. es ist von Gott so bestimmt.
Wir dürfen das nicht vergessen, wir dürfen nicht sagen: Wir sind die Kirche – alles andere vergessen wir, machen alles selber, wir genügen uns selbst, wir haben alles, wir brauchen die anderen nicht mehr. Das ist ein falscher Begriff! Wenn wir unser Amt ausüben, der Priester hier am Altar, der Diakon bei der Predigt usw. woher kommt seine Stärke? Von ihm selbst? Von der Priesterbruderschaft? Nein! Von der Kirche! Das sieht man bei der Taufe. Die erste Frage heißt: Was begehrst du von der Kirche? Den Glauben. Das sagen auch wir. Wir sagen nicht: „Was willst du von der Priesterbruderschaft?“ Wir sagen „von der Kirche“. Das ist sehr, sehr wichtig, dass wir diese Begriffe richtig haben; das bedeutet nicht, dass wir den Kampf aufgeben, im Gegenteil, wir sehen so viel Schaden in der Kirche; also wollen wir arbeiten, um das zu säubern, zu reinigen, nach den Kräften, wie der liebe Gott sie gibt und wie er es will.