Eine Familie, dieselben Ideale - Trösterinnen des Heiligsten Herzens Jesu
Ehrwürdige Schwester Maria Pia, Sie sind als Deutsche in die Gemeinschaft der Trösterinnen des Heiligsten Herzens Jesu in Italien eingetreten. Was hat Sie dazu bewogen?
Ich bin eigentlich nicht Deutsche, sondern komme aus Südtirol, wo man schon von der Volksschule an zweisprachig aufwächst. Ich habe die Schwestern im Priorat von Montalenghe (bei Turin) kennengelernt, wo wir mit der Familie die großen Feste wie Weihnachten und Ostern verbrachten.
Als die Schwestern 1996 das erste Mädchenlager der Priesterbruderschaft leiteten, nahm ich daran teil und während meiner Krankenschwesternausbildung hatte ich mit ihnen Kontakt, da sie ein Altersheim führten. Als dann der Ruf Gottes kam, mein Leben ganz seiner Ehre und dem Heil des Nächsten zu weihen, gab es für mich keine Zweifel, in welchen Orden ich eintreten solle.
Ihre Gemeinschaft wurde 1961 gegründet und arbeitet seit 1996 eng mit der Priesterbruderschaft St. Pius X zusammen. Was hat sich seither geändert?
Wir arbeiten natürlich immer noch mit der Priesterbruderschaft St. Pius X zusammen: Hochwürden Pater Emmanuel du Chalard ist unser kirchlicher Oberer, die anderen Priester zelebrieren für uns jeden Tag die hl. Messe, hören unsere Beichte, halten Vorträge, Einkehrtage, Exerzitien und unterstützen uns bei den Mädchenlagern.
Pflegt Ihre Gemeinschaft eine spezielle Spiritualität?
Unsere Spiritualität ist, das Heiligste Herz Jesu zu verehren und seine Verehrung zu verbreiten. Die Schwestern unserer Gemeinschaft legen außer den drei üblichen Gelübden von Gehorsam, Armut und Keuschheit ein viertes Gelübde ab, in dem sie versprechen, das Heiligste Herz Jesu zu ehren und seine Verehrung zu verbreiten.
Gibt es einen Auftrag, dem sich die Trösterinnen vom Heiligsten Herzen Jesu verpflichtet fühlen?
Der Auftrag, dem wir uns verpflichtet fühlen, ist, das Heiligste Herz Jesu zu trösten und die Beleidigungen wiedergutzumachen. Das machen wir, indem wir täglich unser Tagewerk, unsere Gebete, Schwierigkeiten, Schmerzen und alles Unvorhergesehene in diesem Sinn aufopfern.
Außerdem ist es unsere besondere Aufgabe, für die Priester und die Priesterberufungen zu beten.
Ihr Stammhaus ist im malerischen Narni. Stimmt es, dass Autor C.S. Lewis sich dort für die „Chroniken von Narnia“ inspirieren ließ?
Ja, der Autor dieses Werkes hat sich am Namen „Narnia“ inspiriert, den er auf einer alten lateinischen Landkarte gefunden hat. Das ist jedoch für uns nicht besonders relevant.
Mittlerweile haben Sie Häuser an zwei weiteren Orten. Wo befinden sie sich und wie kam es dazu?
Wir haben vier Schwestern im Priorat in Montalenghe (bei Turin), wo sie die Kirche und Sakristei betreuen, den Haushalt für die Priester und Exerzitienteilnehmer führen, den Kindern Katechismusunterricht geben und Mädchenlager organisieren.
Sieben indische Schwestern befinden sich in unserer Mission im Süden Indiens, wo ungefähr vierzig Mädchen und zehn alte Frauen Tag und Nacht leiblich und geistlich versorgt werden. Diese Mission besteht jetzt seit siebzehn Jahren und wurde von klein aufgebaut. Das ist aber eine andere, lange und interessante Geschichte, die viele von Ihnen sicher schon kennen.
Im Sommer haben wir vor, so Gott will, eine Neugründung in den Vereinigten Staaten von Amerika vorzunehmen. Wir haben sehr viele amerikanische Berufungen, da entspricht es der Gerechtigkeit, dass das Land, das die Berufungen schenkt, auch als erstes die Schwestern bekommt. Amerika ist so groß und auch dort haben sich die Gläubigen vermehrt. Es gibt viele Orte, wo noch keine Schwestern sind, aber dringend gebraucht werden. So folgen wir dem Ruf Gottes und fliegen über den Ozean.
Für nächstes Jahr ist die Gründung eines Klosters in Kenia geplant, wo es schon eine Schule der Priesterbruderschaft gibt; Priester und Kinder erwarten sehnlichst die Schwestern.
Letztes Jahr gab es bei Ihnen zwölf Eintritte. Woran liegt es, dass sich so viele junge Frauen für ein geistliches Leben in Ihren Reihen entscheiden?
Die jungen Frauen, die bei uns eintreten, sind alle von der tiefen Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu beindruckt und angezogen.
Wir machen keine großen Werbungen, die Berufungen sind eine Gnade Gottes und werden von ihm geschickt.
Wir beten jeden Sonntag nach der gesungenen Messe zusammen mit allen Gläubigen ein Gebet für die Berufungen und seit einigen Jahren beten wir jeden Mittwoch und Samstag nach der Komplet noch einen Rosenkranz für die Berufungen.
Wir haben mittlerweile in unserer Gemeinschaft zwölf Nationalitäten, aber wir sind eine große Familie und haben dieselben Ideale, deshalb treten die Schwierigkeiten wegen der kulturellen Unterschiede in den Hintergrund.
Wie sieht der Alltag in Ihrer Gemeinschaft aus?
6.00 Aufstehen
6.30 Prim, Meditation, hl. Messe
8.20 Frühstück und Tellerabwasch
8.45 Verschiedene Arbeiten wie: Küche, Schule, Putzen, Wäscherei, die alten Leute versorgen, Näharbeiten, Malarbeiten, Gartenarbeit (je nach Jahreszeit), Sekretariatsaufgaben, Bürokratisches, Computerarbeit, Besorgungen außer Haus.
12.30 Sext
12.45 Mittagessen und Abwasch
13.45 – 14.15 Rekreation
14.15 Ruhezeit, geistliche Lesung oder Arbeiten, die keinen Lärm machen
15.30 Gesangproben oder Unterricht über das Klosterleben, Liturgie, Heilige Schrift, Katechismus.
16.30 Vesper, Meditation und Rosenkranz
18.00 Verschiedene Arbeiten
19.30 Abendessen und Abwasch
20.30 – 21.00 Rekreation
21.00 Komplet
Am Sonntag und Donnerstag ist Sakramentsandacht.
Vor dem ersten Freitag im Monat haben wir die ganze Nacht Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.
Können Interessenten oder Gäste Sie besuchen?
Junge Frauen, die an unserem Klosterleben interessiert sind, können uns gerne für einige Tage oder Wochen besuchen, aber man muss sich vorher anmelden, damit wir die Besuche planen können.
Was die Gäste anbelangt, können sie gerne zur hl. Messe und den Gebeten kommen, aber wir haben leider nur ein kleines Gästehaus, das meistens schon mit Aspirantinnen besetzt ist; so muss man sich in der Nähe etwas zum Übernachten suchen.
Wenn Sie einer jungen Frau die Gründe nennen sollte, warum sie zu Ihnen kommen sollte, welche wären das?
Es gibt viele Gründe, das Klosterleben zu wählen, anstatt in der Welt zu bleiben.
Alles was in der Welt Freude und Zufriedenheit geben kann, ist vergänglich: Es geht vorbei, es wird alt oder uninteressant, es kann gestohlen werden, die Freunde wenden sich von uns ab, während sich eine Klosterfrau immer auf das eine Notwendige konzentriert, das ihr nicht genommen werden kann. Eben wie Marta und Maria aus dem Evangelium.
Der Bräutigam einer Klosterfrau ist immer der schönste, er ist immer da, wenn man ihn braucht, er wird nicht alt, stirbt nicht und ist immer treu.
In einer „normalen“ Familie kann man nur eine bestimmte Zahl von Kindern haben und hat wenig Zeit, sich dem Gebet zu widmen, während eine Klosterfrau eine unzählige Menge von geistlichen Söhnen und Töchtern haben kann, gerade dadurch, dass sie ihr ganzes Leben Gott widmet und durch das Gebet und das Opferleben viel mehr Menschen erreichen kann, als sie sich jemals hätte träumen lassen.
Gerade in der heutigen Zeit sind geistliche Berufungen so notwendig, da die allgemeine Krise, die die Welt beherrscht, nur durch Gebet, Opfer und Apostolat bezwungen wird. Das göttliche Herz Jesu wird immer mehr beleidigt, da können in der Welt gar nicht genug Trösterinnen seines Herzens sein, um die vielen Beleidigungen wiedergutzumachen.
Die Berufung ist eine sehr große Gnade, nach der Taufe die größte, und wenn Gott sie jemandem schenkt, wäre es sehr undankbar und sogar unvernünftig, „Nein“ zu sagen.
Das Wichtigste ist: Man muss Gott um Erleuchtung bitten, um zu wissen, was wir mit unserem Leben machen sollen, und dann, um die Kraft, seinen Willen mit Freude in die Tat umzusetzen.