Wie kann unsere Herz-Jesu-Andacht lebendiger werden?

Der tiefste Kern der christlichen Religion ist die Offenbarung der Liebe Gottes zu uns Menschen. Der Evangelist Johannes bezeugt: «Gott ist die Liebe» (1 Joh 4,7). Das ganze Evangelium kann unter diesem Gesichtspunkt der in Jesus Christus menschgewordenen Liebe Gottes betrachtet werden.

Nach dem Mittelalter ging dieses Bewusstsein besonders durch den Irrglauben des Jansenismus vielerorts verloren, sodass der Heiland seine Liebe unter dem Bild des göttlichen Herzens aufs Neue offenbaren wollte. Er sprach zur heiligen Margareta Maria Alacoque: «Siehe hier das Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es sich nicht schonte, sondern sich völlig hingab und verzehrte, um ihnen seine Liebe zu beweisen,» und forderte von ihr die Verbreitung der Herz-Jesu-Andacht.

Die selige Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering

Einen weiteren Impuls zur Liebe in Gott erhielt die Christenheit durch die selige Maria vom Göttlichen Herzen Droste zu Vischering (1863-1899). Sie vernahm vom Heiland die Bitte, dass die Herz-Jesu-Verehrung noch mehr verinnerlicht werden soll: «Jesus wolle, dass in unserer Zeit, wo die äußere Verehrung durch seine der hl. Margareta Maria zuteil gewordenen Erscheinungen eingeführt und allenthalben verbreitet sei, die innere Verehrung mehr zunehme. Das heißt, die Seelen sollen sich mehr und mehr darin üben, sich innerlich mit ihm zu vereinigen, indem sie ihm ihre Herzen als Wohnung darbieten.» Jesus betont hier, dass die Andacht zu seinem Herzen nicht nur in Gebetsübungen besteht, sondern auch im christlichen Leben verwirklicht werden soll.

Sie gibt uns den guten Rat, «dass wir inmitten unserer Beschäftigungen den inneren Geist und die Vereinigung mit Gott bewahren lernen; denn darin ruht unser ganzes Glück, und darin liegt die Quelle aller Vollkommenheit. Es handelt sich nicht um das, was wir tun, sondern um die Art und Weise, wie wir unsere Pflichten erfüllten und ob wir es verstehen, alle unsere Arbeiten zu heiligen. Fragen wir uns: Ist das, was ich tue, nach Gottes Willen meine Pflicht? Arbeite ich so, wie Gott es will? für Gott?»

An eine Mitschwester schreibt sie: «Das innige Verhältnis zu unserem göttlichen Meister muss das Mark unseres tätigen Lebens sein. Glauben Sie mir, man kann sehr wohl ein Leben der Arbeit und der äußeren Beschäftigung und dabei zugleich ein ganz innerliches, ganz mit Gott vereinigtes Leben führen. Er ist ja immer da, und wir brauchen nur bei uns selbst Einkehr zu halten, um ihn zu finden. Gewöhnen Sie sich daran, aus Ihrem Herzen eine Zelle zu machen, wohin das Geräusch der Welt nicht dringen kann, wo Sie dagegen umso sicherer den Vielgeliebten Ihrer Seele finden. Opfern Sie ihm Ihre Mühen auf, Ihre Leiden, Ihre Müdigkeit; sagen Sie ihm alles, was Sie drückt, lassen Sie ihn teilnehmen an all Ihren Leiden und Freuden. Jesus sieht es gern, dass wir mit ihm umgehen wie ein Kind mit seinem Vater; je größer unser Vertrauen ist, desto wohlgefälliger sind wir ihm. Erwecken Sie öfters Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe; denn sie vermehren in uns die Gnade und stärken das Leben der Seele. Richten Sie bei allen äußeren Dingen, selbst bei den kleinsten, den inneren Blick auf Jesus; verlieren Sie ihn nie aus dem Auge, und er wird Sie dasselbe Wort vernehmen lassen wie die hl. Katharina: ,Denke an mich, und ich denke an dich.‘ In dem Maße, als Sie sich selbst vergessen, um an ihn zu denken, wird der Herr Ihrer gedenken.»

Kurze Anweisungen zur praktischen Übung der inneren Andacht

1. Alles, was ich tue, in das heiligste Herz Jesu niederlegen, das Meinige mit seinen Verdiensten austauschen, diese dann Gott aufopfern.

2. Die innere Vereinigung mit der Liebe und den Gesinnungen des Herzens Jesu oft üben.

3. Mich mit der lieben Mutter Gottes, allen Engeln und Heiligen vereinigen, um dem heiligsten Herzen Jesu Ehre, Lob und Anbetung zu erweisen.

4. Öfters Besuche vor dem Tabernakel machen (wenigstens geistigerweise) und mich den Tag über mit dem Herzen Jesu im allerheiligsten Sakramente vereinigt halten:

a) durch Gebet und Sammlung, d.h. äußerliche Zerstreuungen meiden,

b) durch Stillschweigen, regelmäßige Übung der Innerlichkeit,

c) durch Geduld in Leiden und Widerwärtigkeiten,

d) durch Aufopferung der Aufgaben meiner Standespflichten.

Wir sollen lernen, aus allen äußeren Übungen und Gebeten eine innere Übung zu machen!

Auf diese Weise kann sich die Verheißung Jesu verwirklichen: «Wer mich liebt, bewahrt mein Wort; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen» (Joh 14, 23).