Warum sollte ich unserem Herrn nicht vollkommener folgen?
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Unser Herr wollte sich mit jenen Menschen umgeben, die er sich erwählt hat, damit sie an dem Werk mitwirkten, das zu vollbringen er auf die Erde gekommen ist. Zu ihnen hat er gesagt: „Folgt mir nach und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Und das Evangelium berichtet: „Sie verließen alsbald ihre Netze und folgten ihm“ (Mt 4,19-29).
Etwas weiter - immer noch beim hl. Matthäus - heißt es: „Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und verlieh ihnen Macht, unreine Geister auszutreiben ... Das sind die Namen der zwölf Apostel...“ (Mt 10,1-2).
Alle Erwägungen, die im 10. Kapitel des Matthäusevangeliums darauf folgen, sind sehr schön, sind wunderbar. Es wäre gut, sie zu lesen.
Im Markusevangelium gibt es ein kleines Detail, das sich nicht beim hl. Matthäus findet: „Als er auf den Berg gestiegen war, rief er die zu sich, die er selbst wollte, und sie kamen zu ihm“ (Mk 3,13). Es ist seltsam, dieses kleine Detail, das uns das Evangelium in bezug auf unseren Herrn auf dem Berg gibt. Und es ist sehr schön. Sie wissen, daß in der Heiligen Schrift der Berg ein Symbol für Christus ist. Man geht „auf den Berg, der Christus ist“, wie man auch zum Altar emporsteigt, der ebenfalls eine Art Berg ist, der Christus repräsentiert. Wir steigen zu Christus auf. Er selbst wollte auf den Berg steigen, um seine Apostel zu berufen, um sie auf die Trennung von der Welt hinzuweisen, die er von ihnen erwartete. Er verlangte von ihnen, die Welt zu verlassen, um so noch mehr mit ihm vereint zu sein.
Welche Lehre für die Seminaristen ist doch das Evangelium von der Berufung der Apostel durch unseren Herrn! „Sie verließen alles“ (Lk 5,11). Auch die Seminaristen verlassen ihr Heim, ihre Eltern und ihre Familien. Sie verlassen alles, um unserem Herrn Jesus Christus zu folgen, sie kommen in das Seminar, wie auch die Apostel in das „Seminar“ unseres Herrn kamen, wo sie drei Jahre verbracht, ihn angehört, ihn wirken gesehen haben und wo sie seine Lehre und seine Tugenden bewunderten. Ebenso betrachten die Seminaristen die Lehre unseres Herrn, wie sie von der Kirche aller Zeiten überliefert wird; sie meditieren über die Tugenden unseres Herrn und bemühen sich, diese nachzuahmen.
„Du sollst mich mehr lieben, als die anderen, gib dich mir vollkommen hin, dein ganzes Leben.“ Wenn die jungen Leute diesen Ruf hören, sagen sie sich: „Warum sollte ich unserem Herrn nicht vollkommener folgen, um den Altar emporzusteigen und das hl. Opfer darzubringen und auch mich selbst - mit dem göttlichen Opferlamm des Altares?“
Das ist in der Tat die priesterliche Berufung. Ein junger Mann, der bei der hl. Messe ministriert, sagt sich eines Tages: „O, ich will zum Altar treten und die Messe feiern wie mein Pfarrer, wie dieser Priester, dem ich die Messe gedient habe. Das ist dermaßen schön, daß ich den Eindruck habe, das Göttliche zu sehen. Ich will es machen wie er, ich will Christus den anderen geben!“ Hier wird seine Berufung geboren, ganz unmerklich erst, und dann, eines schönen Tages entscheidet er sich: „Ich will Priester werden!“
Er wird vom Heiligen Geist angeregt, seine Berufung als Kleriker der hl. Kirche zu verwirklichen. Er glaubt, daß auch er selbst, für seinen Teil ein klein wenig am Werk der Erlösung Anteil nehmen könne. Von diesem Ideal bewegt, kommt er, um sich großherzig und mutig zu opfern, indem er übersteigt, was eine menschliche Kreatur sich vorstellen kann, das Vertrauen haben, daß wir von Gott erwählt wurden und daß seine Hand uns bei unserer Tätigkeit und unserer priesterlichen Heiligung unterstützt! Das ist eine große Stütze für den Priester.
Am Tag der Tonsur wird der Ruf Gottes für die Seminaristen gewissermaßen offiziell - durch den Ruf der Kirche. Darum werden sie an diesem Tag vom Bischof gerufen und antworten: „Hier bin ich.“ - „Ja, ich will mich Gott schenken, ich will unserem Herrn Jesus Christus gehören, ich möchte ihm dienen!“ - Dies erinnert ein wenig an das, was die allerseligste Jungfrau sagte, als der Engel ihr verkündete, daß sie Mutter Gottes werden sollte. Sie sprach ihr „Fiat - Es geschehe!“. Am Tag der Tonsur kommen die Seminaristen ebenfalls, um ihr „Fiat“ zu sprechen. Die Kirche ernennt und weiht sie nun zu Gliedern der Hierarchie. Zukünftig werden sie keine Laien mehr sein, sondern Kleriker, „Diener Christi, Verwalter der Geheimnisse Gottes“ (1 Kor 4,1). Welch eine wunderbare Berufung! Welch eine erhabene Berufung!
Die Berufung besteht wesentlich im Ruf der Kirche, die den Wunsch und die notwendigen Voraussetzungen bestätigt, am Werk der Erlösung mitzuarbeiten, an diesem Werk, das unser Herr gewollt und vollbracht hat, um Gott die Ehre zu geben und die Seelen zu retten.
Es ist der Wunsch, sein Leben zu opfern und sich unserem Herrn zur Verfügung zu stellen, um - auf welche Weise auch immer - mitzuhelfen, das Werk der Erlösung zu vollenden. Dieser Wunsch ist ein erstes Zeichen des Rufes Gottes ist, wenn im übrigen die geistigen, seelischen und körperlichen Voraussetzungen gegeben sind. Aber es ist die Kirche, die vermittels der Bischöfe und Oberen über die Echtheit der Berufung urteilt, die zuerst innerlich ist, nun aber wirksam und öffentlich werden muß.
Die Berufung kommt nicht durch einen mirakulösen oder außergewöhnlichen Ruf zustande, sondern erblüht in einer christlichen Seele, die sich in ausschließlicher Liebe mit ihrem Schöpfer und Heiland Jesus Christus verbindet und seinen Durst teilt, Seelen zu retten.
Der zukünftige Priester sagt sich: „Eines Tages werde ich zu den Seelen gesandt werden, um sie zu bekehren, um ihnen das Licht zu geben, das sie brauchen, und um sie zum ewigen Leben zu führen. Welche Freude, an dieser Sendung unseres Herrn Jesus Christus, an dieser priesterlichen Sendung teilzuhaben!“ Kann es hier auf Erden etwas Schöneres geben? Nichts ist vergleichbar mit der Sendung des Priesters. Freut euch und dankt Gott!
Ihre Berufung ist schön, meine lieben Freunde, bleiben Sie ihr treu und vertiefen Sie sie, damit sie für Sie das Leben wird und nicht nur eine intellektuelle Zustimmung, nicht nur ein Streben nach Erkenntnis, sondern eine Umgestaltung Ihrer Seelen in die Person unseres Herrn Jesus Christus in der heiligsten Dreifaltigkeit.