Die römische Geißelung sollte den Gefolterten unvorstellbare Qualen zufügen

Dr. Barbet war noch auf Fotos angewiesen, aber alle Gerichtsmediziner und Pathologen, die das Grabtuch selbst in den  folgenden Jahrzehnten untersuchten,  fanden wie er den Körper von zahllosen hantelförmigen, ca. 3,7 cm langen Verletzungen übersät, welche genau den Verletzungen entsprechen, die das römische „Flagrum“ hervorruft, mit dem die Geißelung ausgeführt wurde. Das Flagrum war eine Peitsche mit festem Griff, an dem Lederriemen unterschiedlicher Länge befestigt wurde, das Riemenende wurde mit zwei Metallkugeln versehen. Die Juden beschränkten die Schläge auf 39, die Römer kannten eine solche Einschränkung nicht, tatsächlich zeigt das Grabtuch eine weitaus größere Anzahl von derartigen Verletzungen. 

Das Folteropfer wurde an eine Säule gebunden und zwei Soldaten schlugen mit der Peitsche von links und rechts den Verurteilten mit voller Kraft auf den Rücken, über die Schulter und auf die Beine. Je mehr Schläge erfolgten, umso tiefer wurden die Wunden, Blutgefäße wurden eröffnet, die Muskulatur wurde oft bis zum Knochen aufgerissen. Können wir uns Jesu Schmerzen auch nur annähernd vorstellen? Die Geißelungsspuren auf dem Grabtuch sind nach einem genauen Muster verteilt, aus dem sich heute noch analysieren lässt, wo die beiden Schergen standen und aus welchem Winkel sie zuschlugen.

Ein Fälscher hätte also bedenken müssen, wie eine Geißel mit Metallkugeln an den Spitzen sich zu den Konturen eines menschlichen Körpers verhält, er hätte ganz außerordentliche Kenntnisse in Medizin und Anatomie besitzen müssen. Außerdem ist die Anzahl dieser Verletzungen, die auf dem Tuch zu finden sind, weitaus höher als auf allen anderen Malereien von mittelalterlichen Künstlern.