O Sapientia
O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodisti, attingens a fine usque ad finem, fortiter suaviter disponensque omnia : veni ad docendum nos viam prudentiae.
O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Allerhöchsten – die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht.
Von der ewigen Weisheit schreibt der heilige Louis-Marie Grignion de Montfort:
« Klar und unsterblich ist die Weisheit, und leicht wird sie von denen gesehen, welche sie lieben, und von denen gefunden, welche sie suchen. Ja, sie kommt denen zuvor, die nach ihr verlangen, um sich ihnen zuerst zu zeigen. Wer schon am Morgen auf sie acht hat, wird keine Mühe haben, denn er wird sie an seiner Türe sitzend finden.
Über die Weisheit also nachsinnen, ist vollendete Klugheit, und wer um ihretwillen wacht, wird bald ohne Sorgen sein. Denn sie selbst geht umher und sucht die auf, die ihrer würdig sind, und erscheint ihnen freundlich auf ihren Wegen und kommt ihnen mit aller Sorgfalt entgegen. Denn ihr Anfang ist ein ganz aufrichtiges Verlangen nach Belehrung. Das Streben nach Zucht zeigt sich in der Liebe, die Liebe in der Beobachtung ihrer Gesetze, die Beobachtung ihrer Gesetze aber in Festigung der vollkommenen Reinheit der Seele. Die Reinheit der Seele aber macht, dass man ganz nahe bei Gott ist.
So führt also das Verlangen nach Weisheit zur ewigen Herrschaft. »
Derjenige, den die Liturgie uns mit diesen immer wiederkehrenden Sehnsüchten sehnlichst wünschen lässt: VENI - KOMM, ist die fleischgewordene Weisheit, geboren von der Jungfrau Maria.
Die wahre christliche Klugheit, um die uns diese erste Antiphon O bitten lässt, ist also die ständige Suche nach allem, was uns am sichersten zu diesem göttlichen Kind führen kann.