O Adonai

O Adonai, et Dux domus Israel, qui Moysi in igne flammæ rubi apparuisti, et ei in Sina legem dedisti : veni ad redimendum nos in brachio extento.

O Adonai, Führer des Hauses Israel, Du bist Moses in den Flammen des brennenden Busches erschienen und hast ihm auf Sinai das Gesetz gegeben: komm, strecke Deinem Arm aus und erlöse uns!

Während die erste Antiphon O die ewige Weisheit anrief, gibt die zweite ihr Adonai als Attribut.

In seiner Weisheit hatte Gott sich Moses im brennenden Dornbusch offenbaren wollen: «Und Moses sprach zu Gott: So will ich nun zu den Kindern Israel gehen und zu ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Wenn sie aber zu mir sagen: Wie ist sein Name? was soll ich ihnen antworten? Und Gott sprach zu Moses: Ich bin der, der ich bin. Und er fügte hinzu: Dies ist es, was ihr den Kindern Israel sagen sollt: Der, der da ist, hat mich zu euch gesandt.» (Exodus, 3, 14-15)

Dieser Name YAHWE, der aus vier hebräischen Buchstaben gebildet wird, das heilige Tetragramm, ist die Definition, die Gott von sich selbst gibt: Er ist alles Sein, er ist das Ewige, das Alpha und das Omega, das Prinzip und das Ende. Dieser Name wurde von den Hebräern so sehr verehrt, dass sie aus Respekt einen anderen Namen an seine Stelle setzten: Adonai.

Dieser Name ist also der Beweis der Göttlichkeit dessen, auf den wir warten. Bemerkenswert ist, dass dieses Kind, das zu uns kommt, die Offenbarung Gottes an Mose auf sich selbst anwenden wird: «Abraham, euer Vater, hat meinen Tag gesehen; er hat ihn gesehen und sich gefreut. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe denn Abraham gemacht ward, bin ich.» (Johannes, 8, 57-58)

Mehr noch, er wird als «Haupt des Hauses Israel» bezeichnet. Er selbst wird sagen, dass er der Gute Hirte ist, und Paulus, der grosse bekehrte Pharisäer, fügt hinzu, dass er das Haupt seines Leibes ist, der die Kirche ist (Kol 1,18), er, der Erstgeborene aller Geschöpfe (Kol 1,15).

Aber die Antiphon macht den Zweck deutlich, zu dem dieser grosse Gott unter uns gekommen ist: die Erlösung. Er kommt, um unsere Sünden zu erlösen, er ist der göttliche Erlöser. Und die Liturgie präzisiert die Art und Weise dieser Erlösung: «in brachio extento». Wenn wir die Heilige Schrift durchforsten, lesen wir von Moses, der das Rote Meer öffnete, folgenden Text: «Cumque extendisset Moyes manum super mare – Moses, der seine Hand über das Meer ausstreckte». Damit ist er der Retter seines Volkes. Aber er ist auch ein Vorfahrer Jesu, der uns durch seinen ausgestreckten Arm am Kreuz den Weg in das gelobte Land – den Himmel – öffnet.