Die zwölf Artikel des Glaubens: 8. Ich glaube an den Heiligen Geist

Quelle: Distrikt Deutschland

Der Heilige Geist ist die dritte Person in Gott. Er geht als die Liebe von Vater und Sohn aus und ist auch das erste Geschenk Gottes an uns. Er soll das Werk der Erlösung in uns vollenden und ist unser Heiligmacher.

Die Gottheit des Heiligen Geistes

Wenn in der Heiligen Schrift mit dem „Geist Gottes“ bisweilen auch nur eine unpersönliche Kraft Gottes gemeint sein kann, so gibt es nach dem Zeugnis des Neuen Testaments doch ebenfalls eine göttliche Person, die „Heiliger Geist“ genannt wird. Im Taufbefehl z. B. sagt Christus: „Geht hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Da der Vater und der Sohn göttliche Personen sind, muss auch der Heilige Geist eine göttliche Person sein, denn alle drei werden in diesem Satz auf eine Stufe gestellt. Christus hat seinen Aposteln auch verheißen, ihnen diesen Heiligen Geist zu senden. Wenn sie in den Verfolgungen vor die Gerichte geschleppt würden, sollten sie sich keine Sorge machen, was sie sagen sollten, denn „der Geist eures Vaters ist es, der aus euch redet“ (Mt 10,20). „Der Heilige Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt“ (Lk 12,12). Der Heilige Geist lehrt also und redet – das sind Tätigkeiten einer Person.

Besonders in den Abschiedsreden des Johannesevangeliums spricht Christus viel vom Heiligen Geist. Dieser ist der Paraklet, d. h. der Sachwalter, Beistand oder auch Tröster. Er wird die Apostel lehren und an alles erinnern (Joh 14,26), wird Zeugnis geben von Christus (15,26), die Welt überführen (16,8) und alle Wahrheit lehren, in sie einführen und Christus verherrlichen (16,13–15).

Da die besondere Sendung des Heiligen Geistes an die Kirche erst für die Zeit nach der Himmelfahrt Christi angekündigt war, wundert es nicht, in der Apostelgeschichte, die über die erste Zeit der jungen Kirche berichtet, besonders viel vom Heiligen Geist zu hören. Sie wurde darum auch schon als das „Buch des Heiligen Geistes“ bezeichnet.

So fordert der Heilige Geist den Diakon Philippus auf, den äthiopischen Kämmerer anzusprechen (8,29), und den Petrus mahnt er, den Abgesandten des Hauptmanns Kornelius zu folgen (10,19). Er befiehlt, Paulus und Barnabas für eine Missionsreise auszusondern (13,2). Dem Paulus und seinen Begleitern verwehrt er später, in Asien zu predigen (16,6). Die Vorsteher der Gemeinde von Ephesus hat nach dem Zeugnis des hl. Paulus „der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt“ (20,28). Auch der Beschluss des sog. Apostelkonzils, die Heiden nicht zur Haltung des mosaischen Gesetzes zu verpflichten, kommt durch das Wirken des Heiligen Geistes zustande: „Es hat dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzulegen“ (15,28).

Dabei ist der Heilige Geist klar eine göttliche Person und nicht etwa nur eine Art Engel, denn indem beispielsweise Ananias den Heiligen Geist belogen hat, hat er nicht einen Menschen, sondern Gott belogen (5,3 f.).

Auch der hl. Paulus bezeugt in seinen Briefen diese göttliche Person. Der Heilige Geist ist es, der „alles erforscht, auch die Tiefen Gottes“ (1 Kor 2,10). Er verteilt die Charismen, wie er will (1 Kor 12,11 ff.). Der Heilige Geist ist uns geschenkt, er wohnt und wirkt in uns (vgl. Röm 8,9.11; 1 Kor 3,16; Gal 4,6; 2 Tim 1,14), ja, die Christen sind sein Tempel (1 Kor 6,19).

Die Gottheit des Heiligen Geistes wurde im Altertum von Macedonius geleugnet, der um 360 Bischof von Konstantinopel war und den Heiligen Geist als Geschöpf des Sohnes bezeichnete. Wegen dieser Irrlehre fügte das erste Konzil von Konstantinopel 381 n. Chr. in das Nicänische Glaubensbekenntnis einige Zusätze ein, die die Gottheit des Heiligen Geistes deutlicher herausstreichen, indem sie ihn als „den Herrn und Lebensspender – dominum et vivificantem“ bezeichnen, der „mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und verherrlicht“ wird.

Der Hervorgang des Heiligen Geistes aus der Liebe

Der Sohn Gottes geht aus der Erkenntnis des Vaters hervor und ist darum das göttliche Wort. Gottvater erkennt von Ewigkeit her sein unendliches göttliches Wesen und spricht diese Erkenntnis im göttlichen Wort aus. Dabei dürfen wir weniger an das gesprochene Wort denken als vielmehr an den geistigen Begriff, den wir uns bilden, wenn wir etwas erkennen. Diesen Begriff müssen wir zuerst im Geist haben, bevor wir ihn aussprechen können. Bei uns ist dieser Begriff nur etwas Akzidentelles und Beschränktes, in Gott aber ist er als vollkommener Ausdruck des göttlichen Wesens selber Gott.

Der Heilige Geist geht hingegen aus der Liebe von Vater und Sohn hervor. Auch der Hauch der Liebe ist in Gott also eine Person, und dieser Hauch ist der vollkommene Ausdruck der göttlichen Liebe zu sich selbst wie zu allen Geschöpfen. Die Hauchung des Heiligen Geistes ist ein beständiger Strom der Liebe, in dem Vater und Sohn ihr Wesen in den Heiligen Geist überströmen. Darum wird er durch den Sturmwind (an Pfingsten) und die sprudelnde Quelle („fons vivus, ignis, caritas – lebendige Quelle, Feuer, Liebe“ nennt ihn der Pfingsthymnus Veni Creator) dargestellt.

Der Ausgang des Heiligen Geistes von Vater und Sohn

Im Credo der Messe beten wir in Bezug auf den Heiligen Geist: „der vom Vater und vom Sohn ausgeht – qui ex Patre Filioque procedit“. Diesen Ausgang des Heiligen Geistes auch vom Sohn, also das Filioque, leugnen die schismatischen Griechen und rechtfertigen unter anderem damit ihre Abspaltung von Rom.

Im Credo der Konzilien von Nicäa und Konstantinopel hieß es anfangs tatsächlich nur: „der vom Vater ausgeht.“ Der Ausgang vom Sohn wurde nicht erwähnt, weil dieser von den Macedonianern nicht geleugnet wurde. Sie bezeichneten den Heiligen Geist ja sogar als Geschöpf des Sohnes. Das Filioque scheint im 6. Jh. zuerst in Spanien eingefügt worden zu sein. Trotzdem ist der Ausgang des Heiligen Geistes von Vater und Sohn ein katholisches Dogma. So lehrt das 4. Laterankonzil: „Der Vater ist von keinem, der Sohn allein vom Vater und der Heilige Geist in gleicher Weise von beiden“ (DH 800). Das 2. Konzil von Lyon gab 1274 noch eine wichtige Präzisierung, indem es von einer einzigen Hauchung (unica spiratio, DH 850) redete. Vater und Sohn sind nicht zwei verschiedene Prinzipien für den Heiligen Geist, sondern nur eines, sie hauchen den Geist gemeinsam.

Diese Lehre lässt sich biblisch begründen, denn die Heilige Schrift nennt den Heiligen Geist nicht nur den „Geist des Vaters“, sondern an vielen Stellen auch den „Geist Christi“ (Röm 8,9), den „Geist Jesu“ (Apg 16,7) oder den „Geist des Sohnes“ (Gal 4,6). Wie nun aber der Heilige Geist wegen seiner Ursprungsbeziehung „Geist des Vaters“ heißt, was keiner bestreitet, so heißt er auch nur wegen einer solchen Ursprungsbeziehung „Geist des Sohnes“. Außerdem sendet sowohl der Vater den Geist (Joh 14,16) als auch der Sohn (Joh 15,26; 16,7; 20,22; Lk 24,49). Die Sendungen einer göttlichen Person nach außen sind aber immer die Spiegelung bzw. Fortsetzung eines innergöttlichen Hervorgangs. Darum wird in der Heiligen Schrift der Vater niemals gesandt, sondern sendet den Sohn und den Heiligen Geist. Der Sohn wird vom Vater gesandt und sendet selbst den Heiligen Geist. Der Heilige Geist sendet niemanden, sondern wird gesandt. Schön sagt der hl. Fulgentius († 532): „Der Sohn wird vom Vater gesandt …, weil der Sohn vom Vater geboren wird, nicht der Vater vom Sohn; in ähnlicher Weise liest man, dass der Heilige Geist von Vater und Sohn gesendet wird, weil er von Vater und Sohn ausgeht.“

Schließlich heißt es vom Heiligen Geist noch, er höre und empfange alle Wahrheit, die er uns verkündet, vom Sohn (vgl. Joh 16,13–15). Eine göttliche Person kann aber von einer anderen nur insofern „hören“ und „empfangen“, als sie ihr Wissen und folglich ihr Wesen von einer anderen empfängt. Wie Christus deshalb alles von seinem Vater hört und empfängt (vgl. Joh 8,26 f.; 8,28), weil er die göttliche Natur von ihm empfängt, so hört und empfängt der Heilige Geist vom Sohn wegen seines Ursprungsverhältnisses zu ihm.

Der Ausgang des Heiligen Geistes von Vater und Sohn wird auch aus der Analogie von Verstand und Willen deutlich, denn die Liebe setzt immer eine Erkenntnis voraus, da nichts geliebt wird, was nicht vorher vom Verstand erfasst wird. Darum ist der Sohn die zweite Person und der Heilige Geist die dritte. Diese Ordnung bedeutet aber keine Abstufung in der Würde der drei göttlichen Personen, denn wegen des gemeinsamen Besitzes der göttlichen Natur kommt allen dieselbe unendliche Würde zu.

Der Heilige Geist als Gabe und Heiligmacher

Vom Heiligen Geist wird in der Schrift öfters gesagt, er werde uns gegeben. So heißt es in Joh 7,37–39: „Am letzten Tag, dem großen Festtag, stand Jesus da und rief laut: ‚Wen dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt – wie die Schrift sagt –, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.’ Damit meinte er den Geist, den jene empfangen sollten, die an ihn glauben.“ Auch in den Abschiedsreden verheißt Christus den Aposteln den Heiligen Geist, und nach der Auferstehung hauchte er sie an und sagte zu ihnen: „Empfanget den Heiligen Geist“ (Joh 20,22). Der hl. Paulus schreibt ebenfalls: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). In 2 Kor 5,5 und Eph 1,14 bezeichnet er den Heiligen Geist sogar als das Angeld, das uns also als Pfand dafür gegeben ist, dass wir auch die volle Erlösung und Herrlichkeit noch erlangen werden. Im Pfingsthymnus, dem Veni Creator Spiritus, nennt die Kirche den Heiligen Geist geradezu die „Gabe des höchsten Gottes – donum Dei altissimi“.

Der Grund eines Geschenks ist die Liebe. Wir schenken jemandem etwas, weil wir ihn lieben und ihm Gutes tun wollen. Die Liebe ist darum gewissermaßen die erste Gabe. Der Heilige Geist, der als Liebe hervorgeht, ist daher die Gabe schlechthin, denn das Wesen der Gabe ist es, Ausfluss der Liebe zu sein. Darum zählt der hl. Thomas den Namen „Gabe“ zu den Eigennamen des Heiligen Geistes (S Th I q. 38).

Die Apostelgeschichte schildert, wie das Kommen des Heiligen Geistes die Apostel umwandelte. Sie legten ihre Furchtsamkeit und Kleingläubigkeit ab und verkündeten nun mit viel Mut und Weisheit den Glauben. Auch auf andere Gläubige kam der Heilige Geist in der ersten Zeit der Kirche oft in äußerlich feststellbarer Weise herab und beschenkte sie mit außerordentlichen Gaben wie Zungenreden, Weissagen, Wunderkräften usw. Diese äußerlich feststellbaren Gaben wurden allerdings bald selten. Trotzdem ist der Heilige Geist auch die erste Gabe Gottes an uns, und alle weiteren Gnadengaben werden ihm in besonderer Weise zugeschrieben. Er will auch in uns wirken und uns heiligen, wenn es auch heute meist nicht mehr auf so auffällige Weise geschieht wie in der Urkirche. Darum sollen wir den Heiligen Geist oft anrufen und ihn bitten, in uns die Erkenntnis und Liebe Gottes zu vermehren.

Von Pater Matthias Gaudron