Die zwölf Artikel des Glaubens: 2. … und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn

Quelle: Distrikt Deutschland

Verlauf der kommenden Monate veröffentlichen wir auf dieser Website zwölf Beiträge zu den zwölf Artikeln des Glaubensbekenntnisses, des Credo. Die Beiträge werden von Pater Matthias Gaudron verfasst.

2. … und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn

Im zweiten Artikel des Credos bekennen wir unseren Glauben an Jesus Christus. Der Name Jesus wurde ihm im Auftrag des Erzengels Gabriel gegeben, der zu Maria sprach: „Du wirst in deinem Schoße empfangen und einen Sohn gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben“ (Lk 1,31). Dieser Name bedeutet „Gott ist Heil“ oder „Gott ist Rettung“ und bezeichnet damit die Erlösertätigkeit des Kindes. So wird der Name auch in der Traumbotschaft an den hl. Josef gedeutet: „Sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,21). Jesus ist also der Erlöser oder – wie wir auch sagen – der Heiland, „denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir das Heil erlangen sollen“ (Apg 4,12).

Christus ist dagegen kein Name, sondern ein Titel. Das Wort ist die griechische Übersetzung des hebräischen Messias. Beides bedeutet „Gesalbter“. Jesus ist also der Messias, der Gesalbte Gottes. Gesalbt wurden im AT Propheten, Priester und Könige, also solche, die in irgendeiner Weise mit göttlicher Kraft und Autorität ausgestattet waren. Die Salbung war dabei das Zeichen der Mitteilung dieser göttlichen Vollmacht. Bei Jesus hat dieses Wort aber noch einen tieferen Sinn, da er nicht nur mit einer göttlichen Kraft oder Sendung ausgestattet war, sondern die göttliche Natur selbst seine Menschheit durchdrang und salbte. Jesus ist also der mit der Gottheit gesalbte Mensch.

Der eingeborene Sohn

Wenn bisweilen behauptet wird, Jesus habe sich nur in dem Sinn als Sohn Gottes bezeichnet, wie wir alle Kinder Gottes genannt werden können, so entspricht das nicht dem Zeugnis der Heiligen Schrift. Jesus fordert uns zwar auf, Gott unseren Vater zu nennen (im Gebet des Vaterunsers), er selbst unterscheidet seine Beziehung zum Vater aber von der unsrigen. So sagt er nach der Auferstehung nicht „Ich fahre auf zu unserem Vater“, sondern: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater“ (Joh 20,17). Im Gleichnis von den bösen Winzern (Mk 12,1 ff.) wird der Sohn („einen hatte er noch, seinen geliebten Sohn“) den Knechten, d. h. den Propheten gegenübergestellt. Nur er ist der Sohn, während die anderen Menschen nur die „Annahme an Kindes statt“ (Gal 4,5) empfangen, also Adoptivkinder Gottes werden können. Als der Sohn, steht Jesus in einer vollkommenen Lebensgemeinschaft mit dem Vater: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater. Niemand kennt den Sohn als der Vater; und auch den Vater kennt niemand als der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will“ (Mt 11,27). Die Worte „Alles ist mir von meinem Vater übergeben“ entsprechen Joh 16,15: „Alles, was der Vater hat, ist mein“ (vgl. auch Joh 17,10). Jesus hat also gleiche Macht, Würde und Gottheit mit dem Vater. Vater und Sohn stehen sodann in einer einzigartigen Beziehung des gegenseitigen Erkennens, denn nur eine göttliche Person kann eine andere göttliche Person vollkommen erkennen. Schließlich offenbart uns Jesus den Vater. Er ist der einzige Weg zu ihm. „Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6).

In diesem Sinn ist auch das Bekenntnis des hl. Petrus bei Cäsarea Philippi zu verstehen: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16) Wenn Petrus damit nur gemeint hätte, dass Jesus der Messias sei, wäre die Antwort Christi: „Selig bist du, Simon Bar Jona, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist“, völlig übertrieben. Die Apostel hielten Jesus auch schon vorher für den Messias, denn sonst wären sie ihm nicht nachgefolgt.

Wenn Christus von seiner Gottheit oft nicht klar und deutlich, sondern eher verhüllt gesprochen hat, dann deswegen, weil er eine zu oberflächliche Begeisterung seiner Zuhörer oder gar ein falsches Verständnis seiner Gottessohnschaft vermeiden wollte. Die Menschen mussten erst langsam auf die klare Offenbarung seiner Gottheit vorbereitet werden. Es entspricht zudem der Art Gottes, uns die Wahrheit suchen zu lassen. Wir sollen uns um die Erkenntnis der Wahrheit bemühen und bekommen daher nicht immer alles fertig vorgesetzt.

Trotzdem gibt es auch klare Stellen, und gerade das Johannesevangelium zeigt, dass die Zuhörer Jesu dessen Anspruch auf Gottgleichheit sehr wohl verstanden. Wenn Jesus sagt: „Ehe Abraham ward, bin ich“ (Joh 8,58), beansprucht er damit ewige Existenz und spielt zweifellos auf den Gottesnamen von Ex 3,14 („Ich bin der ich bin“) an. Darum wollen die Juden ihn daraufhin steinigen. Auch auf die Worte „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30) hin wollen die Juden ihn steinigen, „weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst“ (10,33). Vor seinem Leiden bejahte Jesus schließlich ausdrücklich die Frage des Hohepriesters, ob er der Sohn Gottes sei (vgl. Lk 22,70).

Die Apostel haben die Gottheit Christi dann klar verkündet. So schreibt Johannes gleich am Beginn seines Evangeliums: „Das Wort war Gott!“ Dieses Wort, das Fleisch geworden ist, ist „der Eingeborene vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (V. 14), ist der „eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ruht“ (V. 18), wie die lateinische Vulgata sagt. Die besseren Textzeugen scheinen aber sogar für die Lesart „der eingeborene Gott“ zu sprechen. Der hl. Petrus hält den Juden vor, den „Urheber des Lebens“ gekreuzigt zu haben (Apg 3,15). Der hl. Paulus schreibt, dass Gott „seinen eigenen Sohn nicht geschont, sondern für uns alle hingegeben hat“ (Röm 8,32), und nennt ihn „Gott“, der über allem ist und hochgelobt in Ewigkeit (vgl. Röm 9,5). Der Hebräerbrief verkündet im gesamten ersten Kapitel die göttliche Erhabenheit des Sohnes Gottes und wendet ganz selbstverständlich auf ihn Worte an, die im AT von Gott ausgesagt wurden: „Und anbeten werden ihn alle Engel Gottes“ (1,6), ein Zitat aus Ps 96,7. „Zum Sohn sagt er: Dein Thron, o Gott, steht immer und ewig“ (1,8), ein Zitat aus Ps 44.

Unser Herr

Kyrios – Herr – ist in der griechischen Übersetzung des AT die gewöhnliche Wiedergabe des Gottesnamen Jahve. Somit ist schon die häufige Bezeichnung Jesu im NT als „der Herr“ ein Hinweis auf seine Gottheit. Er zeigt sich auch als Herr über die Schöpfung, indem er Wasser in Wein verwandelt, Brote vermehrt, den Seesturm stillt und überhaupt Wunder mit einem einfachen Befehl seines Willens wirkt. „Wer ist wohl dieser, dass ihm selbst Sturm und See gehorchen?“, staunen die Apostel.

Der Apostel Thomas fällt nach Ostern vor Jesus nieder und betet ihn an: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28). Er ist auch unser Herr, dem wir in Liebe untertan sein sollen, denn „es existiert für uns nur ein einziger Gott, der Vater, aus dem alles ist und für den wir sind, und ein einziger Herr, Jesus Christus, durch den alles ist und wir durch ihn“ (1 Kor 8,6).