Zum 100. Todestag von Francisco Marto von Fatima am 4. April 2019

Das Geburtshaus von Francisco Marto
Von Pater Heinrich Mörgeli
Die drei Hirtenkinder Lucia de Santos, Francisco Marto und seine Schwester Jacinta waren Zeugen der Erscheinungen U. L. Frau von Fatima. Lucia allein sprach mit der Gottesmutter und wurde von ihr bestimmt, die Offenbarungen für die Rettung der Menschheit bekannt zu machen.
Es ist bemerkenswert, dass Lucia in ihren Erinnerungen vor allem das Leben der zwei kleineren Hirtenkinder beschreibt, um zu zeigen wie sie die Weisungen Mariens aufnahmen und was dies im Leben dieser Kinder bewirkte. Francisco und Jacinta legten vor allem durch ihr heiliges Leben ein beredtes Zeugnis für den Ernst der Botschaft Mariens ab. Sie wurden durch persönliche Anregungen in der kurzen Zeit bis zu ihrem Tod zu echter Heiligkeit geführt.
Francisco hatte ein liebevolles und geduldiges Naturell, war friedlich, und ausgeglichen. Er war ein Kind von schlichter Freude mit einer meditativen Veranlagung.
Francisco und der Rosenkranz
Bei ihrer ersten Erscheinung sagte die Gottesmutter, Francisco werde auch in den Himmel kommen, aber er müsse viele Rosenkränze beten. Er konnte die Worte der Erscheinung nicht hören, deshalb beobachtete er mehr die Vision. Als Lucia ihm diese Worte mitteilte, war er überaus beglückt, kreuzte die Hände über der Brust und rief voll Freude aus: „O meine liebe Frau! Rosenkränze werde ich beten so viele du willst!“
Lucia schreibt: „Von dieser Zeit an pflegte er sich von uns zu entfernen, als ginge er spazieren. Wenn man ihn rief und fragte, was er mache, hob er den Arm und zeigte den Rosenkranz. Wenn ich ihn bat, spielen zu kommen und dann mit uns zu beten, antwortete er: ‚ Weisst du nicht mehr, dass Unsere Liebe Frau sagte, ich müsse viele Rosenkränze beten?‘“ So begann er das Rosenkranzgebet zu lieben. Er betete so intensiv für die ihm anvertrauten Anliegen, dass ihm Gott bisweilen die Gewissheit der Erhörung gab. Durch das Rosenkranzgebet hat ihn die Gottesmutter tief in die Geheimnisse Gottes eingeführt.
Seine Tapferkeit und sein Opfergeist
Nach der zweiten Erscheinung wurde Lucia durch ihren Pfarrer verunsichert, die Vision könnte vom Teufel sein. Als Francisco Lucia ratlos und voller Zweifel sah, trat er ihr entgegen: „Wie kannst du nur denken, dass es der Teufel war! Hast du denn U. L. Frau und Gott nicht in jenem großen Licht gesehen? Warum denkst du denn jetzt so? Gott ist schon so traurig wegen so vieler Sünden, und wenn du jetzt nicht kommst, wird Er noch trauriger. Los, komm!“
Nachdem sie sich doch bewegen ließ sagte er zu ihr: „Ich habe in jener Nacht nicht geschlafen; ich habe die ganze Zeit geweint und gebetet, dass U. L. Frau dich zum Gehen bringt.“
Auch in der Gefangenschaft nach dem 13. August, wo die Kinder sogar mit dem Feuertod bedroht wurden, bewies Francisco den größten Mut. Lucia berichtet: „Im Gefängnis zeigte er sich ziemlich munter und versuchte Jacinta in den Stunden des größten Heimwehs aufzuheitern. Während Jacinta verhört wurde, sagte er zu mir mit der größten Ruhe und Fröhlichkeit: ‚Wenn sie uns wirklich umbringen, sind wir bald im Himmel! Das ist ja herrlich! Mir liegt an gar nichts mehr.‘ Und nach einem kurzen Augenblick des Schweigens: ‚Gott gebe, dass Jacinta keine Angst bekommt. Ich will für sie ein Ave Maria beten.‘ Und ohne weiteres nahm er die Mütze ab und betete.“
Eines Tages hatte meine Taufpatin Honigwasser für uns zubereitet. Francisco war der erste, dem sie ein Glas gab. Er nahm es und reichte es ohne zu trinken an Jacinta weiter, damit sie mit mir zuerst trinken sollte, dann machte er kehrt und verschwand. Nachher gestand er: „Als ich nach dem Glas griff, erinnerte ich mich plötzlich daran, dieses Opfer zu bringen, um Unseren Herrn zu trösten, und während ihr getrunken habt, bin ich geflüchtet.“
Seine Innerlichkeit und sein Ideal
Schon bei den ersten Erscheinungen musste ihn das Übernatürliche tief beeindruckt haben. Er bezeugte: „Ich war sehr glücklich, den Engel zu sehen, aber ich liebte noch mehr Unsere Liebe Frau. Aber was ich am meisten liebte, das war Unseren Herrn zu sehen in dem Licht, das U. L. Frau uns in die Brust gesandt hat. Ich liebe Gott so sehr; aber er ist so traurig wegen der vielen Sünden. Wir dürfen nie mehr eine begehen.“ Was ihn am meisten prägte, war die Vision der Heiligsten Dreifaltigkeit. Er meinte danach: „Wir brannten in jenem Licht, das Gott ist, und wir wurden nicht verbrannt. Wie ist doch Gott? Das kann man nicht aussprechen! Aber wie tut es mir leid, dass er so traurig ist! Wenn ich ihn doch trösten könnte!“
Das war sein großes Ideal. Er blieb nicht beim Staunen vor der Herrlichkeit Gottes stehen, sondern erkannte die durch unsere Sünden beleidigte Liebe Gottes. Er wollte Gott trösten.
Bei der Frage, was ihm wichtiger sei: den Heiland trösten oder die Sünder bekehren, antwortete er ohne Zögern: „Ich tröste lieber den Heiland. Hast du nicht gemerkt, wie U. L. Frau so traurig wurde, als sie sagte, dass die Menschen Gott nicht mehr beleidigen sollen, der schon so sehr beleidigt wurde?“
Wenn er mit Lucia nach Fatima kam, sagte er oft zu ihr: „Geh du zur Schule, ich bleibe hier in der Kirche beim verborgenen Jesus.“ Und so blieb Francisco stundenlang in Anbetung versunken kniend beim verborgenen Jesus, um mit ihm Zwiesprache zu halten und ihn zu trösten.
Eines Nachts hörte sein Vater ihn schluchzen und fragte, warum er weinte. Er antwortete: „Ich dachte an Jesus, der so traurig ist wegen der Sünden, die gegen ihn begangen werden.“
Wie wollte Francisco Gott trösten?
Lucia schreibt „Wann er betete oder Opfer darbrachte, bevorzugte er es, sich zu entfernen. Oft überraschten wir ihn, wenn er sich hinter einer Mauer verbarg, um zu knien und zu beten. Er betete gerne allein, um an unseren Herrn zu denken und ihn wegen der vielen Sünden zu trösten.
Er pflegte auch zu sagen: ‚Unsere Liebe Frau hat uns gesagt, dass wir viel werden leiden müssen, aber mir macht das nichts aus. Ich werde alles leiden, was sie nur will! Wenn wir sie mit diesen Opfern trösten können, wie glücklich werden wir dann sein.‘
Während seiner Todeskrankheit, die er litt ohne je zu klagen, fragte ich ihn: ,Musst du viel leiden, Francisco?' – ,Ziemlich viel, doch schon gut! Ich leide, um unseren Herrn zu trösten und danach, in kurzer Zeit, werde ich in den Himmel gehen und unseren Herrn und Unsere Liebe Frau sehr trösten.'“ Als Francisco am 4. April 1919 von Maria in den Himmel geholt wurde, erklärten seine Eltern: „Er starb mit einem Lächeln!"
Lehren für uns alle
An Francisco wird sichtbar, wie uns Maria zu einer innerlichen Freundschaft mit Jesus und durch ihn ins Geheimnis Gottes führen will. Sein Ideal der Gottesliebe und der Opferbereitschaft mit dem Verlangen, Gott zu trösten und stellvertretend für die vielen undankbaren Menschen zu lieben um diese zu retten, ist heute aktueller denn je. Kardinal Cerejeira von Lissabon spornt uns zur Nachahmung an: „Die kleinen Seherkinder vermochten durch ihre Gebete und heroischen Opfer mehr Seelen zu retten, als viele Missionare auf der ganzen Welt zusammen in jener Zeit.“
Francisco Marto, bitte für uns!