Was wird auf dem Generalkapitel 2018 passieren?

Quelle: Distrikt Deutschland

Ein Interview mit Pater Christian Thouvenot, Generalsekretär der FSSPX

Vom 11. bis 21. Juli 2018 findet im Schweizer Ecône das IV. Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X. statt.

Viele Katholiken sind heute über den Kurs des Vatikans verunsichert. Die Diskussionen um das postsynodale Schreiben „Amoris laetitia“ oder die Angriffe gegen den Zölibat im Vorfeld der angekündigten Amazonas-Synode lassen die Gläubigen ratlos zurück.

Kardinäle stehen gegen Kardinäle. Bischöfe gegen Bischöfe. Nicht wenige gutwillige Katholiken geben heute zu: „Erzbischof Lefebvre hatte wohl doch recht.“

Deshalb sind die Augen vieler – auch außerhalb der Reihen der Traditionstreuen –, auf das Generalkapitel gerichtet. Das Mitteilungsblatt sprach mit dem Generalsekretär der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Christian Thouvenot, der das Kapitel organisatorisch vorbereitet.

Mitteilungsblatt: Herr Pater, wir würden gerne die Gläubigen über den Ablauf des Generalkapitels 2018 informieren. Da das Mitteilungsblatt aber viele Leser außerhalb der Kapellen und Messzentren der Bruderschaft erreicht, müssen vielleicht zuerst einige Begriffe erklärt werden. Vielleicht dürfen wir Sie zuerst kurz vorstellen und ihre Aufgabe im Generalhaus erläutern.

Pater Christian Thouvenot: Ich bin Priester seit dem Jahr 2000 und bekleide seit 2008 den Posten des Generalsekretärs. Meine Arbeit besteht darin, die Korrespondenz des Generalhauses mit den Seminaren, den Distrikten und den Mitgliedern zu verfolgen und die Akten der Priester und Brüder, der Oblatinnen und Seminaristen zu führen. Ich führe das Verzeichnis der Beratungen  des Generalrats und übermittle seine Entscheidungen den betreffenden Oberen. Ich beschäftige mich auch mit dem Archiv und der Kommunikation der Bruderschaft.

Mitteilungsblatt: Geleitet wird die Bruderschaft von einem Generaloberen und seinen zwei Assistenten, die alle drei vom Kapitel gewählt werden.

Pater Christian Thouvenot: Ja, die Bruderschaft wird vom Generaloberen und seinem Rat geleitet. Die Wahl in diese drei Ämter erfolgt für jeweils zwölf Jahre. Der Generalobere und seine Assistenten sind dafür zuständig, dass die Bruderschaft gut funktioniert, was die Organisation des Apostolats, die weltweiten Ernennungen usw. anbetrifft. Nach den Statuten sollen sie darüber wachen, in den Herzen aller ihrer Mitglieder „eine große Hochherzigkeit, einen tiefen Glaubenssinn, einen brennenden Eifer im Dienst der Kirche und der Seelen“ wachzuhalten und zu mehren. Ihr Sitz ist in Menzingen im Schweizer Kanton Zug, wo sie sich zwischen zwei apostolischen Reisen erholen, aber ebenso arbeiten, beten, studieren können.

Mitteilungsblatt: Die Bruderschaft hat in den letzten Jahren ein solides Wachstum erlebt. Sie haben vor kurzem eine kurze Statistik veröffentlicht [siehe unten]. Können Sie das erläutern?

Pater Christian Thouvenot: Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wächst langsam, aber stetig. Überall brauchen ihre Werke Unterstützung und Erneuerung ihrer Kräfte. Deshalb ist es wichtig, immer um viele Priester- und Ordensberufungen zu bitten und zu beten, insbesondere um viele heilige Priester.

Mitteilungsblatt: Kommen wir endlich zum Generalkapitel.

Pater Christian Thouvenot: Im kommenden Juli findet das vierte Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X. statt. Diese Zusammenkunft ist wichtig, denn sie wählt die neuen Oberen für zwölf Jahre. Sie stellt fest, ob die Bruderschaft ihren Statuten und ihrem Geist weiterhin treu ist. Es ist dies die Gelegenheit, über den Stand des Apostolats, die Entwicklung der Werke, das Leben der Gemeinschaft, die Mittel zur Heiligung der Mitglieder Bilanz zu ziehen. Das Generalkapitel wird im Priesterseminar St. Pius X. in Écône stattfinden. Teilnehmer sind alle Distriktoberen, alle Regenten der Priesterseminare, die Weihbischöfe und die zehn ältesten Mitglieder. Zur Vorbereitung finden vor dem Generalkapitel gemeinsame Exerzitien statt.

Mitteilungsblatt: Was ist die Aufgabe des Generalkapitels?

Pater Christian Thouvenot: Wie ich schon sagte ist es die Aufgabe des Kapitels, die Oberen zu wählen  und über die Durchführung der Statuten zu wachen. Anlässlich des Kapitels konnten alle Mitglieder an das Generalsekretariat schreiben, um ihre Ansichten, ihre Wünsche oder auch ihre Schwierigkeiten mitzuteilen. Alles das wird zusammengefasst und im Kapitel besprochen.

Mitteilungsblatt: Wer darf als Generaloberer gewählt werden?

Pater Christian Thouvenot: Gewählt werden kann jedes Mitglied, welches Priester ist, mindestens dreißig Jahre alt ist sowie auch die endgültigen Versprechen in der Priesterbruderschaft abgelegt hat. Das bedeutet eine Liste von 462 wählbaren Kandidaten! Der Generalobere wird mit einer Zweidrittelmehrheit der Stimmen gewählt, die Assistenten mit absoluter Stimmenmehrheit. Die Wahlen, an denen die 41 Teilnehmer des Kapitels teilnehmen, finden geheim statt.

Mitteilungsblatt: Die von Erzbischof Marcel Lefebvre geschriebenen Statuten schreiben vor, daß der Generalobere die päpstliche Anerkennung der Priesterbruderschaft suchen muß. Wird die Frage einer Personalprälatur diskutiert werden?

Pater Christian Thouvenot: Ja, unsere Statuten sehen in IV, 2 vor, dass die Priesterbruderschaft „die nötigen Schritte unternehmen wird, um den Status eines Institutes päpstlichen Rechts zu erlangen“. Das war übrigens auch das Anliegen von Erzbischof Lefebvre gegen die ungerechte und illegale Auflösung der Priesterbruderschaft im Jahr 1975 und zu der Zeit der Anerkennungsvorschläge, die er im Jahr 1987 formulierte. Diese Frage unseres regulären Status ist jedoch eine Konsequenz der nicht normalen Lage der Kirche und des harten Vorgehens gegen uns. Wir sind katholisch, römisch, zutiefst mit dem Papst und der Hierarchie der Kirche verbunden, aber eben im katholischen Glauben. Wir folgen dem Papst als dem Stellvertreter Christi und Nachfolger des heiligen Petrus, nicht Luther oder Lamennais. Wir erkennen das Lehramt, die Autorität des Papstes und der Konzilien an, aber eben in der Kontinuität der Tradition und nicht in den Neuerungen, die den Glauben, die Liturgie und die Lehre der Kirche verderben.

Um also auf Ihre Frage zu antworten: Es ist wahrscheinlich, dass sich die Frage des Status einer Personalprälatur auf dem Kapitel stellt. Der Generalobere jedoch leitet allein die Priesterbruderschaft, und er trägt die Verantwortung für die Beziehungen der Tradition zum Heiligen Stuhl. Im Jahr 1988 hat Erzbischof Lefebvre diesen Punkt ganz deutlich hervorgehoben.

Mitteilungsblatt: Was sind nach ihrer Erfahrung weitere wichtige Themen für das Leben der Bruderschaft, auf die das Generalkapitel antworten finden muss?

Pater Christian Thouvenot: Das Kapitel wird alle Aspekte des täglichen Lebens unter die Lupe nehmen; es wird die Verwaltung der Güter überprüfen und sich sicherlich ganz besonders den Fragen des Nachwuchses, der Beständigkeit, der Schulen, der Missionen, der Entwicklung der Werke und der Anwendung der Statuten in unseren Gemeinschaften zuwenden.

Mitteilungsblatt: Das „Herz“ der Bruderschaft sind die Seminare? Welche Probleme gibt es hier zu lösen? Sie waren vorher ja in der Hochschulausbildung tätig, haben also viel mit Studenten zu tun gehabt.

Pater Christian Thouvenot: Die Seminare sind ja nun wirklich das Herz im Leben der Priesterbruderschaft, die zu allererst ein Werk der Erneuerung des katholischen Priestertums und deshalb auch ein Werk der Ausbildung von Priestern für die Kirche ist, die dieser Priester so dringend bedarf. Es geht ganz vordringlich darum, eine Ausbildung auf gutem Niveau sicherzustellen. Dafür bedarf es eines kompetenten Lehrkörpers, der die Berufungen Stufe um Stufe auf ihrem Weg zum Altar begleiten und priesterliche Tugenden fördern soll.

Mitteilungsblatt: Die Schwestern der Bruderschaft St. Pius X. haben ebenfalls in diesem Jahr ihr Generalkapitel.

Pater Christian Thouvenot: Die Schwestern der Priesterbruderschaft St. Pius X. werden ihr Kapitel im Frühjahr abhalten. Sie dienen ganz wunderbar dem Herrn an der Seite der Priester, und ihr Ordensleben ist sehr wertvoll für die Priorate und für die Schulen, für die sie sich aufopfern.

Mitteilungsblatt: Was können die Gläubigen für das Kapitel tun?

Pater Christian Thouvenot: Es wäre wichtig, dass die Gläubigen ab jetzt für die Anliegen des Kapitels beten, und in einem weiteren Sinne auch für die Entwicklung der Bruderschaft als Werk der Kirche, so wie unser verehrter Gründer es gewollt hat. Hier denke ich insbesondere an die Tertiare, die ganz unseres Geistes sind und unsere Anliegen teilen, die sich oft in den Prioraten aufopfern und jeden Tag ihre Gebete für dieses Werk der Vorsehung zum Himmel senden.

Mitteilungsblatt: Danke für das Gespräch.

 

Statistik der FSSPX

Generalhaus in Menzingen (im Schweizer Kanton Zug)

6 Seminare, 14 Distrikte, 5 Autonome Häuser

167 Priorate, 772 Kapellen

637 Priester, 204 Seminaristen, 56 Vor-Seminaristen

123 Brüder,  79 Oblatinnen

4 Karmel-Klöster und 19 Missionsschwestern von Jesus und Maria (Kenia)

192 Schwestern der Bruderschaft St. Pius X. (mit Mutterhaus in Saint-Michel-en-Brenne)

Die Bruderschaft hat in 37 Ländern Niederlassungen, 35 Länder werden regelmäßig besucht.

Im Jahr 2017 wurden 28 Priester geweiht.