Vor 50 Jahren

Quelle: Distrikt Deutschland

Am Gründonnerstag 1968 – vor fünfzig Jahren -  erfuhr Alphonse Pedroni, ein junger katholischer Unternehmer aus Saxon im Wallis, dass die Stiftsherren vom Großen St. Bernhard Haus und Anwesen in Ecône, die sich seit 1302 in ihrem Besitz befunden hatten, zum Verkauf anboten.

In diesem Gebäudekomplexhatten die Stiftsherren bis 1922 eine Landwirtschaftsschule unterhalten; danach diente das Anwesen dem Obst-und Gemüseanbau für die Kongregation sowie als Ausbildungsstätte für junge Kanoniker. Auch ein Hundezwinger mit den weltbekannten Bernhardinern gehörte zur Niederlassung. Nun sollte sie ganz aufgegeben werden.

Für Alphonse Pedroni stand fest, daß Ecône nicht in weltliche Hände fallen sollte, und er organisierte eine Rettungsaktion.

Am 31. Mai 1968, dem Fest Mariä Königin, unterzeichneten Gratien Rousis, Roger Lovey, Guy Genoud sowie Alphonse und Marcel Pedroni den Kaufvertrag. Im Jahr darauf machte Erzbischof Marcel Lefebvre im Pfarrhaus von Fully die Bekanntschaft des Rechtsanwalts Roger Lovey. Im Verlauf der Begegnung kam das Gespräch auch auf Ecône. Erzbischof Lefebvre hatte sich in jener Zeit einiger Seminaristen angenommen, die vom Französischen Seminar in Rom als zu traditionell zurückgewiesen worden waren. Da der Unterricht an der Universität Freiburg (Schweiz) in Philosophie und Theologie noch gut war, setzten die Seminaristen dort ihre Studien fort. Doch der Erzbischof mußte feststellen, daß in Freiburg keine spirituelle Formung stattfand. „Sie brauchen eine Art Noviziat“, sagte er zu Rechtsanwalt Lovey. „Warum nicht in Ecône?“ fragte dieser. Die abgeschiedene Lage Ecôness chien dem Erzbischof verlockend

Am 6. Juni 1969 traf sich Erzbischof Lefebvre auf Anregung seiner Freiburger Freunde mit Msgr. Charrière, dem Bischof von Freiburg; im Verlauf der Unterredung ermutigte ihn dieser, in Freiburg ein Haus zu errichten. Daraufhin öffnete am 13. Oktober 1969 das „Internationale Konvikt St. Pius X.“ seine Pforten, dessen Leitung Mgr Lefebvre persönlich übernahm. Da sich für den Jahrgang 1970/ 71weitere Kandidaten ankündigten, suchte der Erzbischof nach einem anderen Haus, in dem die Seminaristen ein Spiritualitätsjahr durchlaufen sollten, bevor sie mit den Studien an der Universität begannen. So kam er am 22. Mai 1970wiederum mit Rechtsanwalt Lovey zusammen, besichtigte Ecône und faßte den Entschluß, dort ein Haus für den Spiritualitätsjahrgang einzurichten. Msgr. Nestor Adam, Bischof von Sitten, erteilte im Juni 1970 diesem Projekt seine Approbation. In den folgenden Jahren (1971-1972) wurde mit Erlaubnis von Bischof Adam und dank der Mitarbeit des Kanonikers René Berthod der erste Jahrgang Philosophie eingerichtet. Bald wurde das alte Haus „St. Bernhard“ zu klein, immer mehr Kandidaten baten um Aufnahme.

So wurden in den Jahren 1971 bis 1973 nacheinander die Gebäudeteile St. Pius X. ,St. Thomas und hl. Pfarrer von Ars erbaut und schließlich die Lagerhalle in eine Kapelle umgewandelt. Diese konnte und sollte jedoch nur ein Provisorium sein. Daher setzte sich Erzbischof Lefebvre 1975 mit dem Architekten Felix Porcellana aus Lausanne zusammen und gemeinsam entwarfen sie die Pläne für eine große Kirche in romanischem Stil in Form eines lateinischen Kreuzes mitgroßem Querschiff. 20 Jahre lang mußte dieses Bauprojekt auf seine Verwirklichung warten, bis endlich von den Ge-meinden Saxon (23. Dezember 1994) und Riddes (12. Januar 1995) die Baugenehmigung erteilt wurde. Am 16. Januar 1995 begann man mit dem Entfernender Weinstöcke. Der Grundstein konnte am 1. November 1995, dem 25jährigenJubiläum der Priesterbruderschaft, von ihrem Generaloberen Mgr. Bernard Fellay gelegt werden.