Vor 30 Jahren: Bischofsweihen
Predigt von Erzbischof Marcel Lefebvre am 30. Juni 1988 in Ecône
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Exzellenz, lieber hochwürdigster
Herr Bischof de Castro Mayer!
Meine geliebten Freunde!
Meine geliebten Brüder!
Wir sind hier zu einer sicher historischen Zeremonie versammelt. Und zu Beginn der Ansprache, die ich bei diesem Anlaß an Sie richten will, möchte ich Ihnen einige Informationen geben.
Über deren erste werden Sie sich vielleicht etwas wundern, wie sie auch mich selbst überrascht hat. Gestern Abend um 18 Uhr kam ein Abgesandter der Nuntiatur in Bern mit einem Brief, der einen Appell des Heiligen Vaters enthielt, mit dem er mir ganz einfach einen Wagen zur Verfügung stellte, der mich gestern, noch am selben Abend, nach Rom bringen sollte, um zu vermeiden, daß ich heute diese Weihen vornehme — ohne mir zu sagen, warum ich mich nach Rom begeben sollte und wohin in Rom. — Mehr weiß ich nicht — aber jedenfalls wurde mir ein Wagen zur Verfügung gestellt, um gestern um 18 Uhr unverzüglich nach Rom zu fahren. Sie werden selbst urteilen, wie zweckmäßig und sinnvoll diese Aufforderung war.
Ich war im Lauf dieses Jahres viele Tage, ja Wochen in Rom — der Heilige Vater hat mich nicht eingeladen, ihn zu besuchen. Ich wäre zweifellos glücklich gewesen, ihn besuchen zu dürfen, wenn definitive Abmachungen zustande gekommen wären. Das wäre also die erste Information. Ich teile sie Ihnen so mit, wie ich sie selbst gestern durch einen Brief der Nuntiatur erhalten habe.
Und jetzt gebe ich Ihnen einige Hinweise bezüglich der Zeremonie und damit die Möglichkeit, die Bedeutung dieser Zeremonie besser zu verstehen.
Die Weihekandidaten, die künftigen Bischöfe, haben schon den Eid in meine Hände abgelegt, der in dem Büchlein enthalten ist, das sich sicherlich viele von Ihnen besorgt haben, um der Zeremonie der Bischofsweihe zu folgen. Der Eid ist also bereits geleistet worden; ebenso der Antimodernisteneid, wie es früher für die Bischofsweihe vorgeschrieben war, und schließlich das Glaubensbekenntnis. Sie haben diese Gelöbnisse und das Glaubensbekenntnis nach den kurzen Exerzitien während der letzten Tage in Siders (Kanton Wallis) in meine Hände abgelegt. Seien Sie also nicht überrascht, wenn wir sogleich bei den Befragungen über den Glauben beginnen, den die Kirche von denen verlangt, die konsekriert werden sollen.
Außerdem möchte ich Ihnen noch sagen, daß Sie natürlich nach der Zeremonie die Bischöfe um ihren Segen bitten und ihren Ring küssen können. Es ist aber in der Kirche nicht Sitte, die Hände der Bischöfe zu küssen, wie man die Hände des neugeweihten Priesters küßt, so wie Sie das gestern getan haben; vielmehr bittet man die Bischöfe um ihren Segen und küßt ihren Ring.
Schließlich stehen Ihnen am Büchertisch der Verwaltung Bücher und Blätter zur Verfügung, die alles enthalten, was Ihnen ermöglicht zu verstehen, warum diese Zeremonie — und, wie es aussieht, gegen den Willen Roms — stattfindet.
Es ist notwendig, daß Sie gut verstehen, warum wir um nichts auf der Welt mit dieser Zeremonie ein Schisma wollen. Wir sind keine Schismatiker. Wenn über die Bischöfe Chinas, die sich von Rom getrennt und die sich der chinesischen Regierung unterworfen hatten, die Exkommunikation ausgesprochen wurde, versteht man sehr gut, warum Papst Pius XII. das getan hat. Für uns aber kommt es absolut nicht in Frage, uns von Rom zu trennen und uns irgendeiner Rom fremden Macht zu unterwerfen und eine Art Parallelkirche zu gründen, wie es zum Beispiel die Bischöfe von Palmar de Troya in Spanien gemacht haben, die einen Papst ernannt, die ein Kardinalskollegium gegründet haben. Für uns kommen derartige Dinge auf keinen Fall in Frage! Ferne von uns seien so erbärmliche Gedanken wie die, uns von Rom zu trennen. Ganz im Gegenteil, wir nehmen diese Zeremonie vor, um unsere Verbundenheit mit Rom zu manifestieren, um unsere Verbundenheit mit der Kirche aller Zeiten zu manifestieren, mit dem Papst und mit allen jenen, die die Vorgänger der Päpste waren, die nun seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil leider gemeint haben, Irrtümer annehmen zu müssen, schwere Irrtümer, die im Begriffe sind, die Kirche zu zerstören und das katholische Priestertum zu vernichten.
Sie werden unter diesen Schriften, die wir Ihnen zu Ihrer Verfügung stellen, vor allem eine wirklich vortreffliche Studie des Dr. Rudolf Kaschewsky von der deutschen Una Voce-Korrespondenz finden, die ausgezeichnet erklärt, warum wir uns im Fall der Notwendigkeit, Ihren Seelen zu Hilfe zu kommen, Ihnen zu Hilfe zu kommen, in der Situation des Notstandes befinden. Ihr Applaus gerade vorhin war, glaube ich, nicht eine, ich würde sagen: rein weltliche Manifestation, er war vielmehr eine geistliche Manifestation, die ihre Freude darüber ausdrückte, daß Sie endlich katholische Bischöfe und Priester haben, die Ihre Seelen retten, die Ihren Seelen das Leben Unseres Herrn Jesus Christus spenden durch die Lehre, durch die Sakramente, durch den Glauben, durch das heilige Meßopfer, durch das Leben Unseres Herrn, das für Sie notwendig ist, um in den Himmel zu kommen und das im Begriff ist, überall zu entschwinden in dieser konziliaren Kirche, die Wege geht, die keine katholischen Wege sind und die unweigerlich zum Abfall vom Glauben führen. Deshalb also vollziehen wir diese Zeremonie.
Nichts liegt mir ferner, als mich zum Papst zu erheben! Ich bin nur ein Bischof der katholischen Kirche, der fortfahrt, die Lehre weiterzugeben. „Accepi quod et tradidi vobis.” Ich glaube, ich werde mir wünschen, daß man das auf mein Grab schreibt — es wird zweifellos nicht lange auf sich warten lassen — daß man auf mein Grab schreibt: „Tradidi quod et accepi”, diese Worte des hl. Paulus: „Ich habe empfangen, was ich euch auch überliefert habe”. (1 Kor 11,23) Ich erfinde nichts, ich bin nur der Briefträger, der einen Brief bringt. Ich habe diesen Brief nicht selbst geschrieben, diese Botschaft, dieses Wort Gottes, sondern Gott selbst, Unser Herr Jesus Christus selbst. Und wir haben es Ihnen weitergegeben durch unsere lieben Priester, die hier anwesend sind, und durch alle anderen, die ihrerseits überzeugt waren, daß sie dieser Flut der Apostasie in der Kirche dadurch Widerstand leisten müssen, daß sie den Glauben aller Zeiten bewahren und ihn den Gläubigen weitergeben. Wir sind nur Überbringer dieser Botschaft, dieses Evangeliums, das Unser Herr Jesus Christus uns gegeben hat, und Überbringer der Mittel für unsere Heiligung: der heiligen Messe, der wahren heiligen Messe und der wahren Sakramente, die wahrhaft das geistliche Leben spenden.
Mir scheint, meine lieben Brüder, daß ich die Stimme aller jener Päpste seit Gregor XVI. höre, die Stimme Pius' IX., des hl. Pius X., Benedikts XV., Pius' XI., Pius' XII., die uns zurufen: „Aber um Gottes willen, um Gottes willen, was macht ihr aus unserer Lehre, aus unserer Predigt, aus dem katholischen Glauben? Wollt ihr ihn aufgeben? Wollt ihr zulassen, daß er in dieser Welt ausstirbt? Um Gottes willen, ihr müßt doch fortfahren, diesen Schatz zu bewahren, den wir euch übergeben haben! Laßt die Gläubigen nicht im Stich! Laßt die Kirche nicht im Stich! Setzt die Kirche fort! Denn seit dem Konzil wird sogar das, was wir verurteilt haben, von den römischen Behörden angenommen und gelehrt. Wie ist das möglich? Wir haben den Liberalismus verurteilt, wir haben den Kommunismus verurteilt, den Sozialismus, den Modernismus, den Sillonismus: Alle diese Irrtümer, die wir verurteilt haben, werden doch jetzt von den Behörden der Kirche gelehrt, angenommen, verfochten! Ist das möglich? Wenn ihr nichts tut, um die Tradition der Kirche, die wir euch anvertraut haben, fortzusetzen, wird alles verloren sein! Die Kirche wird untergehen, die Seelen sind alle verloren!”
Wir befinden uns in einer Situation des Notstandes. Wir haben alles getan, um zu versuchen, Rom begreiflich zu machen, daß man zu jener Haltung des verehrten Pius XII. und aller seiner Vorgänger zurückkehren muß. Wir haben geschrieben, wir sind nach Rom gefahren, wir haben verhandelt, wir haben mehrere Male offene Briefe nach Rom gesandt, Bischof de Castro Mayer und ich. Wir haben bei diesen Gesprächen mit allen Mitteln versucht, Rom dazu zu bringen zu begreifen, daß jenes Aggiornamento, jener Umbruch, der seit dem Konzil in der Kirche vollzogen wurde, nicht katholisch ist, nicht mit der ständigen Lehre der Kirche vereinbar ist (Schreien einer Frau neben dem Zelt). Dieser Ökumenismus und alle diese Irrtümer, dieser Kollegialismus, alles das widerspricht dem Glauben der Kirche, ist im Begriff, die Kirche zu zerstören. Deshalb sind wir überzeugt, daß wir mit der heutigen Bischofskonsekration dem Anruf der angeführten Päpste und daher dem Anruf Gottes gehorchen, denn sie repräsentieren Unseren Herrn Jesus Christus in der Kirche.
"Und warum, Monseigneur, haben Sie jene Gespräche abgebrochen, die doch einen gewissen Erfolg zu haben schienen?” Deshalb, weil zur selben Zeit, als ich meine Unterschrift unter das Protokoll setzte, der Abgesandte von Kardinal Ratzinger, der mir dieses Protokoll zur Unterschrift gebracht hat, mir einen Brief vorgelegt hat: ich solle für die Irrtümer, die ich begangen hätte, um Verzeihung bitten. Wenn ich im Irrtum bin, wenn ich Irrtümer lehre, ist es klar, daß man mich zur Wahrheit, zum Geist jener zurückführen muß, die mir dieses Blatt übersenden, um zu unterschreiben, daß ich meine Irrtümer einsehe. Das heißt mit anderen Worten: „Wenn Sie Ihre Irrtümer einsehen, werden wir Ihnen helfen, zur Wahrheit zurückzukehren.” Was ist aber diese Wahrheit für sie, wenn nicht die Wahrheit des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Wahrheit dieser konziliaren Kirche? Das ist ganz klar. Folglich ist es auch klar, daß für den Vatikan die einzige Wahrheit, die heute existiert, die konziliare Wahrheit ist, die Wahrheit dieses „Geistes des Konzils”: Es ist der Geist von Assisi. Das ist heute „die Wahrheit”. Aber die wollen wir nicht um alles in der Welt, nicht um alles in der Welt! (Langer Beifall.) Angesichts dieses festen Willens der gegenwärtigen römischen Behörden, die Tradition zu vernichten und alle in diesen Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils hineinzuziehen, in diesen Geist von Assisi, haben wir vorgezogen, uns zurückzuziehen. Da konnten wir nicht mehr zustimmen, das war unmöglich.
Es war für uns nicht möglich, uns einer solchen Obrigkeit zu unterwerfen, denn wir wären natürlich der Amtsgewalt von Kardinal Ratzinger unterstanden, des Präsidenten dieser römischen Kommission, die uns hätte leiten sollen. Wir hätten uns daher ihm ausgeliefert und somit den Händen jener, die uns dem Geist des Konzils und dem Geist von Assisi unterwerfen wollen. Das ist unmöglich!
Wir haben daraufhin einen Brief an den Papst gesandt und ihm ganz klar gesagt: Das ist nicht möglich. Das können wir nicht. Trotz des Verlangens, das wir haben, mit ihm in voller Gemeinschaft zu leben, ziehen wir es, angesichts des Geistes, der gegenwärtig in Rom herrscht und in den er auch uns einbeziehen will, vor, weiterhin in der Tradition fortzufahren, die Tradition zu bewahren, bis diese Tradition wieder in Rom ihren Platz findet, bis diese Tradition wieder bei den römischen Behörden ihren Platz findet, im Geist der römischen Behörden. Das wird so lange dauern, wie es der liebe Gott vorsieht. Es ist mir nicht gegeben zu wissen, wann die Tradition in Rom ihre Rechte zurückgewinnen wird. Aber ich halte es für meine Pflicht, die Mittel und Wege für ein Unternehmen zu bereiten, das ich als Unternehmen des Überlebens bezeichnen möchte, als „Operation Überleben der Tradition”. Dieser Tag heute ist die „Operation Überleben”. Wenn ich dieses Unternehmen aber gemeinsam mit Rom durchgeführt und die Absprachen, die wir unterschrieben haben, weitergeführt hätte und wenn ich dann diese Absprachen in die Tat umgesetzt hätte, würde ich eine „Operation Selbstmord” durchführen.
Das kann ich nicht! Es gibt keine Wahl. Es ist meine Pflicht, alles zu tun, daß wir überleben! Und daher bin ich überzeugt, daß ich heute durch die Konsekration dieser Bischöfe die Tradition fortsetze und ihr helfe zu überleben, ihr, das heißt, der katholischen Kirche! (Langer Beifall.)
Sie wissen ja, meine lieben Brüder, sie wissen sehr gut, daß es ohne Bischöfe keine Priester geben kann. Von wem werden also alle diese Seminaristen, die hier anwesend sind, das Sakrament der Priesterweihe empfangen, wenn mich der liebe Gott morgen ruft? Und das wird sicher nicht lange auf sich warten lassen. Vielleicht von konziliaren Bischöfen, deren Sakramente alle zweifelhaft sind, weil man nicht genau weiß, welches ihre Intentionen sind? Das ist ja nicht annehmbar. Und welche Bischöfe haben wirklich die Tradition bewahrt, haben die Sakramente so bewahrt, wie sie die Kirche durch zwei Jahrtausende, bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil gespendet hat? Nun, Bischof de Castro Mayer und ich. Ich habe diese Tatsache weder verschuldet, noch kann ich sie ändern. Und so haben sich viele Seminaristen uns anvertraut, haben gesehen, daß hier bei uns die Kontinuität der Kirche gewahrt ist, die Kontinuität dessen, was die Tradition ist, und sind also, trotz der Schwierigkeiten, denen sie begegnet sind, in unsere Seminare gekommen, um eine wahre Priesterweihe zu empfangen und das wahre Opfer von Kalvaria darzubringen, das wahre heilige Meßopfer, und um Ihnen die wahren Sakramente zu spenden, die wahre Lehre zu verkünden, um den wahren Katechismus zu unterrichten. Das ist das Ziel dieser Seminare.
So konnte ich es also nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, diese Seminaristen als Waisen zurückzulassen, und ich konnte auch Sie nicht als Waisen zurücklassen und hinscheiden, ohne für die Zukunft gesorgt zu haben. Das ist nicht möglich. Das würde meiner Pflicht widersprechen. (Beifall.) Deshalb haben wir mit der Gnade Gottes jene jungen Priester, jene Priester unserer Bruderschaft ausgewählt, die uns am geeignetsten schienen und die gleichzeitig auch unter Verhältnissen und in Gebieten leben und Funktionen bekleiden, die ihnen leichter erlauben, ihren bischöflichen Dienst zu versehen, den Kindern die Firmung zu spenden und in unseren verschiedenen Seminaren die Priesterweihe zu erteilen. So werden wir, Bischof de Castro Mayer und ich, wie ich glaube mit der Gnade des lieben Gottes durch diese Konsekration der Tradition die Möglichkeit gegeben haben fortzubestehen und den Katholiken, die es wünschen, die Möglichkeit geben, sich in der Kirche ihrer Eltern, ihrer Großeltern, ihrer Vorfahren zu behaupten, in den Kirchen zu behaupten, für die Ihre Pfarren gegründet wurden, in allen jenen schönen Kirchen mit einst schönen Altären, die jetzt oft zerstört wurden, um sie durch einen Tisch zu ersetzen und so die radikale Umwandlung vor Augen zu führen, die seit dem Konzil mit dem heiligen Meßopfer vollzogen wurde, mit dem heiligen Meßopfer, das ja das Herz der Kirche ist und auch der Zweck des Priestertums.
So danken wir Ihnen also, daß Sie so zahlreich gekommen sind, um uns bei dieser Zeremonie zu bestärken, und wenden uns der allerseligsten Jungfrau Maria zu. Sie wissen, meine lieben Brüder, man muß es Ihnen ja gesagt haben, daß Leo XIII. auf Grund einer prophetischen Vision, die er hatte, gesagt hat: Der Stuhl Petri wird eines Tages der Sitz der Gottlosigkeit sein. Er sagte das in einem seiner Exorzismen, im „Exorzismus Leos XIII.” Trifft das schon heute zu, oder wird das erst morgen sein? Ich weiß es nicht. Aber jedenfalls wurde es angekündigt. Gottlosigkeit, das kann auch ganz einfach die Irrlehre sein. Die Irrlehre ist eine Gottlosigkeit. Nicht mehr den Glauben aller Zeiten bekennen, den katholischen Glauben nicht mehr bekennen, ist ein schwerer Irrtum. Wenn es eine Gottlosigkeit gibt, so ist es diese heutige große Gottlosigkeit! Und ich glaube wirklich sagen zu können, daß es in der Kirche noch nie eine größere Gottlosigkeit gegeben hat als jenen Tag von Assisi, der gegen das erste Gebot Gottes und ebenso gegen den ersten Artikel des Credo verstoßt! Unglaublich, daß sich etwas Derartiges jemals in der Kirche ereignen konnte, vor den Augen der ganzen erniedrigten Kirche! Niemals haben wir eine derartige Erniedrigung erlitten. Übrigens können Sie das in dem Büchlein von Abbé le Roux finden, das herausgegeben wurde, um Sie über die heutige Situation in Rom anschaulich zu unterrichten.
Aber es war nicht nur der gute Papst Leo XIII., der diese Dinge prophezeit hat, es war auch Unsere Liebe Frau von Quito. Vor kurzem hat mir einer von unseren Priestern, der Prior unseres Priorates in Bogotá in Kolumbien, ein Buch über die Erscheinungen Unserer Lieben Frau „de El Buen Suceso” (vom guten Ereignis) gebracht, die in Quito, der Hauptstadt von Ekuador, eine Kirche hat, eine große Kirche. Bald nach dem Konzil von Trient, also vor mehreren hundert Jahren, hatte eine Nonne eines Klosters in Quito Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau Maria, die zu ihr gesprochen hat. Diese Erscheinungen wurden schriftlich festgehalten und von Rom anerkannt. Man hat deshalb der allerseligsten Jungfrau Maria in Quito eine herrliche Kirche erbaut, und die Historiker berichten dazu folgendes: Als die Statue der allerseligsten Jungfrau fast fertig und der Bildhauer im Begriff war, ihr Antlitz zu schaffen, da fand er, daß das Antlitz bereits auf wunderbare Weise vollendet war. Diese wundertätige Statue der allerseligsten Jungfrau Maria wird dort von den Gläubigen von Ekuador mit großer Frömmigkeit verehrt. Und diese allerseligste Jungfrau von Quito hat jener Nonne für das 20. Jahrhundert einiges prophezeit und dabei auch ausdrücklich gesagt: Während des 19. Jahrhunderts und des größten Teils des 20. Jahrhunderts werden sich in der heiligen Kirche immer stärker Irrlehren verbreiten und die Kirche in eine katastrophale, in eine absolut katastrophale Situation stürzen. Die Sitten werden verfallen und der Glaube wird erlöschen, ohne daß wir es merken. Und — entschuldigen Sie, wenn ich jetzt fortfahre mit dem Bericht über diese Erscheinung, aber sie spricht von einem Prälaten, der sich dieser Flut der Apostasie, dieser Flut der Gottlosigkeit absolut entgegenstellen und das Priestertum erhalten wird, indem er gute Priester heranbildet. Sie können die Anwendung machen, wenn Sie wollen, ich werde es nicht tun. (Beifall.) Ich war allerdings überrascht, als ich diese Zeilen gelesen habe, das kann ich nicht leugnen. Aber es ist so, es ist aufgeschrieben und gedruckt und in den Archiven über diese Erscheinung hinterlegt.
Außerdem kennen Sie ja sicher die Erscheinungen von La Salette, wo Unsere Liebe Frau sagt, daß Rom den Glauben verlieren wird und daß dort Finsternis herrschen wird, Finsternis! Bedenken Sie, was das bedeuten kann, wenn die allerseligste Jungfrau so spricht. Und schließlich haben wir das Geheimnis von Fatima, das uns zeitlich noch näher ist. Ohne Zweifel muß das dritte Geheimnis von Fatima Hinweise auf diese Finsternisse enthalten, die Rom verdunkelt haben, diese Finsternisse, die sich seit dem Konzil über die ganze Welt verbreiten. Papst Johannes XXIII. hat es sicherlich gerade deshalb für gut befunden, das Geheimnis nicht zu veröffentlichen, weil es ja notwendig gewesen wäre, daß er entsprechende Maßnahmen ergreift, zu denen er sich aber vielleicht nicht imstande gefühlt hat, nämlich die Richtung völlig zu ändern, die er im Hinblick auf das Konzil und für das Konzil eingeschlagen hatte. Das sind doch alles Tatsachen, auf die wir uns, glaube ich, stützen können.
Wir vertrauen uns also der Vorsehung an, und wir sind überzeugt, daß der liebe Gott weiß, was er tut, und daß sich in einigen Jahren vieles ändern kann, so etwa wie heute, wo Kardinal Gagnon seine Visitation vorgenommen hat, vierzehn Jahre nach unserer ersten Visitation durch Rom, wo wir dann suspendiert wurden, wo man uns als außerhalb der Gemeinschaft mit Rom stehend erklärt hat, als „gegen den Papst” hingestellt hat, als Rebellen, als Dissidenten, vierzehn Jahre lang. Und jetzt kommt wieder eine Visitation von Rom, und Kardinal Gagnon selbst erklärt, daß das, was wir tun, ohne Zweifel dasjenige erreichen wird, was für den neuerlichen Wiederaufbau der Kirche notwendig sein wird. Und dann hat er selbst auf pontifikale Weise bei der Messe assistiert, die ich am 8. Dezember 1987 zur Gelöbniserneuerung unserer Seminaristen zelebriert habe, obwohl ich doch von Rom aus gesehen suspendiert war und nicht mehr hätte die Sakramente vollziehen dürfen! Vierzehn Jahre danach also gibt man uns praktisch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung mit den Worten: „Sie haben es gut gemacht.” Wir haben also richtig gehandelt, wenn wir Widerstand geleistet haben.
Ich bin daher überzeugt, daß wir uns heute in derselben Lage befinden. Wir vollziehen erneut einen Akt, der nur dem Anschein nach unzulässig ist. Die Massenmedien helfen uns leider nicht in diesem Sinn (Gelächter und Beifall), denn die Zeitungen werden uns natürlich mit Titeln wie „Das Schisma”, „Die Exkommunikation” bedenken, so viel sie nur können. Wir aber sind überzeugt, daß alle diese Anklagen gegen uns, alle diese über uns verhängten Strafen absolut null und nichtig sind! Daher lassen wir das alles völlig unbeachtet, wie wir auch die Suspension gänzlich unbeachtet gelassen haben und nun von der Kirche und selbst von der progressistischen Kirche beglückwünscht wurden. Und ebenso werden wir in einigen Jahren — wann, weiß ich nicht, der liebe Gott allein kennt die Zahl der Jahre, die nötig sind bis zu dem Tag, an dem die Tradition in Rom wieder zu ihrem Recht kommt — von den römischen Autoritäten umarmt werden, die uns danken werden, daß wir den Glauben in den Seminaren, in den Familien, in den Gemeinwesen, in unseren Ländern, in den Klöstern, in den Ordenshäusern aufrecht erhalten haben zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
(Übersetzung von Dr. Ferdinand Steinhart)