Von der spanischen Armee zum Soldaten Christi Ignatius (Inigo) von Loyola
Von der spanischen Armee zum Soldaten Christi
Ignatius (Inigo) von Loyola
Zum 400-järigen Jubiläum der Heiligsprechung und 100-järigen Jubiläum als Schutzpatron der Exerzitien
1491 Geboren auf Schloss Loyola (Baskenland)
Inigo wurde 1491 im Stall des Herrensitzes der Loyola, einer der sogenannten Hauptfamilien des Baskenlandes, als letztes von dreizehn Kindern geboren. Seine Mutter, die zur Geburt den Stall aufgesucht hatte, damit ihr Kind zur Welt komme wie das der Muttergottes, starb bald nach der Niederkunft.
1506 Page am Hof des königlichen Großschatzmeisters Velázquez de Cuellar in Arevalo
Inigo, lateinisch Ignatius, wuchs in der Familie seines ältesten Bruders auf. Von 1506 an genoss Ignatius von Loyola eine höfische Erziehung im Hause des Großschatzmeisters von Kastilien, Don Juan Velázquez de Cuellar. Da dieser öfter durch das Land zu reisen hatte, lernte Ignatius zahlreiche kastilische Städte kennen. Gleichzeitig wurde er mit der Verwaltung des Hofes und dessen Rechtsangelegenheiten vertraut.
Übermut führte dazu, dass Ignatius und sein Bruder Petrus wegen groben Unfugs während der Fastnacht 1515 bei Gericht aktenkundig wurden.
Doch auch die andere Seite des Lebens, Schmerz und Tod, lernte Ignatius kennen, denn eine entfernte Verwandte von ihm, die Mutter der Gemahlin des Schatzmeisters, hatte eine der Krankenpflege im Spital von Arévalo sich widmende Frauengemeinschaft franziskanischer Prägung gegründet. 1516 sollte der Schatzmeister Don Juan Velázquez de Cuellar auf Anordnung Karls I. (1516 - 1556; als Karl V. Kaiser ab 1519) sein Lehen hergeben. Er wehrte sich, unterlag 1517 und starb noch in demselben Jahr. Damit endete die Zeit der höfischen Ausbildung für Ignatius abrupt.
1517 Im Dienst des Vizekönigs von Navarra, Antonio Manrique de Lara
Er trat 1517 in den Dienst des spanischen Vizekönigs von Navarra, Don Antonio Manrique de Lara. Das seit 1284 von französischen Dynastien regierte Navarra, das durch die Eheschließung zwischen Johanna von Navarra und Philipp IV. dem Schönen (1285 - 1314) an Frankreich gekommen war, wurde 1512 von Ferdinand II. dem Katholischen (1479 - 1516) besetzt. Ignatius befasste sich in Navarra hauptsächlich mit Verwaltungstätigkeit. Er führte ein recht ausschweifendes Leben. Der Vizekönig, der ihm vertraute, ernannte ihn zu seinem Unterhändler während des Aufstandes der sog. Comuneros. - Da kehrte der 1512 von den Spaniern vertriebene Henri d’Albret zurück, der mit militärischer Hilfe Frankreichs Navarra während des Aufstandes der Comuneros wieder an sich bringen wollte.
1521 Verwundung in Pamplona
Henri d’Albret rückte auf die nur unzureichend bemannte Hauptstadt Pamplona vor. Ignatius zählte zu den Verteidigern der Zitadelle. Er war die Seele des militärischen Widerstandes. Am 20. Mai 1521, dem Pfingstmontag jenes Jahres, zertrümmerte eine Kanonenkugel Ignatius’ rechten Unterschenkel. Die Franzosen gestatteten es ihrem tapferen Gegner, dass er nach Loyola transportiert wurde. Ein langes Krankenlager erwartete Ignatius dort.
Er wünschte Ritterromane zu lesen, erhielt sie nicht und nahm darum Vorlieb mit dem vorhandenen Lesestoff, der Vita Christi des Karthäusers Ludolph von Sachsen und der Legenda aurea. Ignatius genas, doch blieb ein lebenslanges, leichtes Hinken zurück, da das rechte Bein etwas verkürzt worden war.
1522 Auf dem Montserrat und Aufenthalt in Manresa
Das auf dem Krankenlager Gelesene hatte Ignatius von Loyola verändert. Er pilgerte zu dem Marienheiligtum von Aránzazu und dann nach Montserrat. Nach Ablegung einer Lebensbeichte hielt er am 24. März 1522 Nachtwache vor dem Gnadenbild der Muttergottes von Montserrat. Seine Waffen hängte er dort auf, um Kriegsdienst nur noch als Soldat Christi zu tun. Er kommunizierte am frühen Morgen des Tages von Mariae Verkündigung (25.3.), ließ seine beiden Pferde im Kloster zurück und vertauschte die vornehme Kleidung mit einem groben Gewand.
Danach führte der hl. Ignatius fast ein Jahr lang zu Manresa bei einem Kloster der Dominikaner das Leben eines Eremiten. Dort lebte er zumeist von Wasser und Brot, betete täglich sieben Stunden und tat Buße.
Ignatius erlebte Seelenqualen, aber auch geistliche Tröstungen. Während dieser Zeit erblickte er am Fluss Cardonér in einer Schauung die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Dadurch gewann er ein Verständnis des menschlichen Daseins, das zur Grundlage seiner Geistlichen Übungen, der Ignatianischen Exerzitien, wurde, die der Vertiefung des geistlichen Lebens in der Nachfolge Christi dienen. Ignatius schrieb sein Werk über die Exerzitien nieder. Später überarbeitete er es, bis es 1548 zu Rom erschien.
1523 Pilgerreise nach Jerusalem
Der hl. Ignatius brach 1523 zu einer Wallfahrt ins Heilige Land auf, das 1517 gerade erst von den Türken unter Selim I. dem Grausamen (1512 - 1520) durch den Sieg über die Mamelucken Ägyptens (1252 - 1517) erobert worden war. Zuvor mußte Ignatius nach Rom, um die dazu nötige päpstliche Erlaubnis zu erlangen. Als Bettler kam er nach Rom, zog nach Venedig und fuhr dann hinüber ins Heilige Land. Ignatius wollte dortbleiben, doch der für alle Abendländer zuständige Guardian der Franziskaner (vgl. 25.4.) untersagte ihm dies, da er die von den Mohammedanern gefangenen Glaubensboten freizukaufen hatte, was sein Haus aber kaum zu leisten vermochte. Im Januar 1524 kehrte St. Ignatius ins Abendland zurück.
1525 bis 1527 Studium in Alcala und in Salamanca - Inquisitionsprozesse
Um Seelen zum rechten Leben vor Gott anzuleiten, so erkannte der hl. Ignatius, benötigte er eine Schulbildung, die ihm trotz all seiner Kenntnisse noch fehlte. So besuchte er 1524 bis 1525 in Barcelona zusammen mit Heranwachsenden eine Lateinschule, obwohl er bereits fast die Mitte des vierten Lebensjahrzehntes erreicht hatte. 1526 bis 1527 studierte er Philosophie in Alcalá und Salamanca. Doch da er nebenher so eifrig um die Seelen der anderen Scholaren bemüht war, kam der Verdacht auf, er betreibe die Gründung einer Sekte und sei ein Alumbrado, ein Schwarmgeist. Vier Verhandlungen vor der Inquisition folgten und einige im Kerker verbrachte Wochen. Weil sein Gewissen so rein war, verzichtete St. Ignatius bei diesen vier Prozessen ebenso auf einen Anwalt wie bei jenen vier später noch folgenden.
1528 Beginn des Studiums in Paris
Ignatius begab sich zur Fortsetzung des Studiums nach Frankreich. Zu Mariae Lichtmess (2.2.) 1528 kam er in Paris an. In den folgenden zwei Jahren lernte er noch einmal Latein und besuchte danach philosophische Vorlesungen im St. Barbara-Kolleg, wo er auch wohnte. Insbesondere die Methode der scholastischen Disputation beeindruckte ihn. - Später übernahm er sie dadurch in seinen Orden, dass er vor Entscheidungen alle Argumente für und wider ganz offen erwägen ließ.
1530 Reisen nach Flandern und 1531 nach London
Reisen führten Ignatius dreimal bis nach Flandern und London, wo er gerade in jenem unheilvollen Jahr 1531 weilte, in dem Heinrich VIII. (1509 - 1547) sämtlichen Geistlichen in seinem Reich befahl, ihn anstelle des Papstes als Oberhaupt der Kirche Englands anzuerkennen. Ignatius unternahm diese Reisen, um Unterstützung zu erbitten, insbesondere bei spanischen Kaufleuten.
1532 Akademischer Grad Bakkalaureat und 1534 Magistergrad in Philosophie - Gelübde auf dem Montmarte
1532 wurde er Baccalaureus und zwei Jahre darauf Magister der Philosophie. Im St. Barbara-Kolleg fand der Heilige endlich auch sechs Gefährten, die mit ihm zusammen eine geistliche Gemeinschaft gründen wollten. Diese waren:
- Peter Faber (1506–1546),
- Franz Xaver (1506–1552),
- Simão Rodrigues de Azevedo (1510–1579),
- Diego Laínez (1512–1565),
- Alfonso Salmerón (1515–1585)
- und Nicolás Bobadilla (1511–1590)
Fünf stammten von der iberischen Halbinsel, einer, der hl. Petrus Faber, aus Savoyen.
An Mariae Himmelfahrt (15.8.) 1534 legten die Gefährten außerhalb der Stadt Paris in der unterirdischen Marienkapelle auf dem Montmartre, dem Berg der Martyrer, ihr Gelübde ab, wobei sie allerdings an die Gründung eines Ordens noch nicht dachten. Sie wollten in Armut und Keuschheit leben, sich bemühen, Seelen zu Christus zu führen, und den Papst bitten, sie als Glaubensboten ins Heilige Land zu senden; sollte sich dies innerhalb eines Jahres als nicht durchführbar erweisen, wollten sie den Heiligen Vater bitten, ihnen andere apostolische Aufgaben zuzuweisen. Während ihrer Zusammenkunft in der Marienkapelle auf dem Montmartre zelebrierte der gerade erst in demselben Jahr geweihte Petrus Faber die hl. Messe.
1535 Reisen nach Spanien und Italien und 1537 Priesterweihe in Venedig - Vision von La Storta
1535 kehrte der hl. Ignatius auf ärztlichen Rat vorübergehend in seine Heimat zurück. - Am Ende des darauffolgenden Jahres schloss er in Venedig sein Studium der Theologie ab und wurde 1537 zusammen mit fünf Gefährten zum Priester geweiht. Danach zogen sie nach Rom, um ihr Gelübde zu erfüllen. Während einer Rast vor der verfallenen Kirche von La Storta zwischen Siena und Rom zog sich St. Ignatius in die Kirchenruine zurück, um dort zu beten. Da vernahm er die Stimme Gott des Vaters mit den Worten: „Ich will euch zu Rom gnädig sein.“ Dann schaute er den das Kreuz tragenden Heiland. Gott Vater sprach zu Seinem Sohn: „Ich will, dass Du diesen zu Deinem Knecht annimmst.“
Seit der Schauung von La Storta verehrte der hl. Ignatius so innig den allerheiligsten Namen Jesu, dass er die Buchstaben IHS später zum Kennzeichen des von ihm gegründeten Ordens wählte. Auch kam er zu der Erkenntnis, dass seine Gemeinschaft den Namen Societas Jesu, Gesellschaft Jesu, tragen soll, den ja jede Schar von Christen für sich in Anspruch nehmen darf.
Die Überfahrt ins Heilige Land erwies sich in jenem Jahr als unmöglich, da türkische Korsaren vor Italiens Küste lagen, die keine Pilgerschiffe passieren ließen. So wollten die Gefährten sich dem Heiligen Vater ihrem Gelübde entsprechend für apostolische Dienste zur Verfügung zu stellen.
1538 Spirituelle und soziale Dienste in Rom
Ab 1538 lebten sie in Rom. Papst Paul III. (1534 - 1549) nahm ihr Anerbieten an und verwendete sie zu apostolischen Diensten.
1540 Gründung der Gesellschaft Jesu
Langsam reifte in den Gefährten die Erkenntnis heran, dass ihre Gemeinschaft zu einem Orden umgebildet werden sollte. Sie legten dem Heiligen Vater ihre Formula instituti vor, und er anerkannte die Gesellschaft Jesu bereits 1540. Auf gemeinsames Chorgebet und Ordenstracht wurde verzichtet. Die Gesellschaft Jesu wollte sich der Ausbreitung des Glaubens widmen, und zwar durch Predigt, Verbreitung geistlicher Übungen sowie Unterweisung vor allem von Kindern und einfachen Menschen. Außerdem sollten Liebeswerke all denen zukommen, die nicht oder nicht ausreichend umsorgt wurden.
1540 Sendung Franz Xavers nach Asien
1540 brach der hl. Franz Xaver von Rom nach Indien auf, das er zwei Jahre später erreichte. Weitere Jesuiten zogen ab 1547 als Glaubensboten nach Afrika. Später kam Lateinamerika als Missionsgebiet hinzu.
Die ersten Exerzitien in Deutschland predigte der hl. Petrus Faber 1543 in Mainz. Ab 1546 begannen die Jesuiten, in Europa zu lehren: Ein erstes Kolleg richtete der hl. Franz von Borgia (10.10.) zu Gandia ein. Am 21. November 1552 wurde das Collegium Germanicum als Ausbildungsstätte für künftige Priester aus Deutschland zu Rom eröffnet. Es war das erste Priesterseminar seiner Art und wurde vom Trienter Konzil (1545 - 1563) als Muster bezeichnet.
1541 Wahl zum Generaloberen
1541 wurde Ignatius von Loyola Ordensgeneral. Ab 1544 arbeitete er jahrelang die Ordenssatzung aus. Als viertes Gelübde kam zu Armut, Keuschheit und Gehorsam gegenüber dem geistlichen Oberen der Gehorsam gegenüber dem Papst hinzu, wenn er zu einem Dienst für den Glauben aussendet. St. Ignatius’ Wahlspruch, „Omnia ad maiorem Dei gloriam“, „Alles zur größeren Ehre Gottes“, wurde zu demjenigen der Gesellschaft Jesu.
- 1548 erfolgte die päpstliche Approbation der »Geistlichen Übungen« (Exerzitien)
- 1556 Tod des Ignatius (31. Juli)
- In der Morgenfrühe des 31. Juli 1556, eines Freitages, starb Ignatius von Loyola zu Rom. Beim Tod des Heiligen zählte seine „Armada“ der Gesellschaft Jesu bereits 1000 Priester.
- 1609 Seligsprechung am 27. Juli 1609 durch Paul V.
- 1622 Heiligsprechung am 22. Mai 1622 durch Gregor XV.
- 1922 Mit der Apostolischen Konstitution Summorum Pontificum vom 25. Juli 1922 erklärte Papst Pius XI. den Heiligen zum Schutzpatron der Exerzitien.