Verfolgte Kirche: Weltweite Gebete für Kardinal Zen
Die asiatische Bischofskonferenz hat den katholischen Erdkreis für den heutigen 24. Mai zu besonderen Gebeten für Joseph Kardinal Zen gebeten.
Der greise Purpurträger muss sich am heutigen Tag vor den kommunistischen Richtern von Hong-Kong verantworten. Der emeritierte Hongkonger Erzbischof war am 12. Mai 2022 auf Grundlage eines 2020 in Kraft getretenen „Sicherheitsgesetzes“ festgenommen worden. Wenige Stunden später erfolgte die Freilassung der Ikone des kirchlichen Mutes vor der Kommunistischen Partei auf Kaution, allerdings wurde das Verlassen des Landes untersagt und der Pass des Kardinals eingezogen - dabei hat der Kardinal als Mitglied des heiligen Senats der Kirche Diplomatenstatus!
Der Vorwurf der tyrannischen Regierung lautet: „Verschwörung zur Zusammenarbeit mit ausländischen Kräften zur Gefährdung der nationalen Sicherheit.“ Kardinal Zen hat in der Vergangenheit nicht nur gegen die Repressionsmaßnahmen der KP gegen Katholiken und die gesamte Zivilgesellschaft die Stimme erhoben, sondern auch gegen die neue China-Politik des Heiligen Stuhls. Diese wird von vielen Katholiken als Verrat an der papsttreuen Untergrundkirche gesehen, die man schutzlos der sog. „Patriotischen Vereinigung“, einer Marionettenorganisation des Regimes, ausgeliefert habe. Er warf den Vatikan-Diplomaten vor, der Heilige Stuhl lasse sich von der Staatsführung in Peking das eigene Handeln diktieren.
Der in Shanghai geborene Ordensmann gehört den Salesianern Don Boscos an. Er wurde 1961 zum Priester geweiht und 1996 zum Bischof ernannt. Papst Benedikt XVI. nahm ihn im Konsistorium am 24. März 2006 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Maria Madre del Redentore a Tor Bella Monaca in das Kardinalskollegium auf. Seit vielen Jahren setzt er sich für die Aufhebung der Ächtung des alten Missale durch Paul VI. ein.
Der Erzbischof von Rangun in Myanmar, Charles Kardinal Bo, der auch Vorsitzender der Asiatischen Bischofskonferenz ist, rief zum Gebet und zum Lesen von Votivmessen auf: „Mein Mitbruder Kardinal Joseph Zen wurde verhaftet und muss sich vor Gericht verantworten, nur weil er als Treuhänder eines Fonds tätig war, der Aktivisten in Gerichtsverfahren Rechtshilfe leistete. In jedem rechtsstaatlichen System ist es ein gutes und anerkanntes Recht, Menschen, die vor Gericht stehen, bei der Deckung ihrer Anwaltskosten zu unterstützen. Wie kann es ein Verbrechen sein, Angeklagten zu helfen, sich rechtlich verteidigen und vertreten zu lassen?“
Der Kardinal aus Myanmar, der wie Kardinal Zen ein Sohn des hl. Don Bosco ist, erinnerte daran, dass der 24. Mai der Festtag des sowohl den Salesianern teure Fest „Maria – Hilfe der Christen“ ist als auch der von Benedikt XVI. ins Leben gerufene „Weltgebetstag für die Kirche in China.“ Dieser weltweite Buß- und Bettag für die Verfolgten im bevölkerungsreichsten Land der Erde wurde gewählt, weil die chinesischen Katholiken an diesem Tag liturgisch das unter ihnen hochverehrte Gnadenbild „Unserer Mutter von Sheshan“ verehren.
Papst Benedikt XVI. veröffentlichte 2008 folgendes Gebet für den Weltgebetstag:
Heilige Jungfrau Maria, Mutter des menschgewordenen Wortes Gottes und unsere Mutter, du wirst im Heiligtum von Sheshan als „Hilfe der Christen“ verehrt, auf dich schaut mit Andacht und Liebe die ganze Kirche in China, zu dir kommen wir heute, um dich um deinen Schutz anzuflehen.
Richte deine Augen auf das Volk Gottes und führe es mit mütterlicher Sorge auf den Wegen der Wahrheit und der Liebe, damit es unter allen Umständen Sauerteig für ein harmonisches Zusammenleben aller Bürger sei.
Bereitwillig hast du in Nazareth dazu Ja gesagt, dass der Ewige Sohn Gottes in deinem jungfräulichen Schoß Fleisch annehme und so das Werk der Erlösung in der Geschichte beginne. Mit großer Hingabe, bereit, deine Seele vom Schwert des Schmerzes durchdringen zu lassen, hast du dann an diesem Werk der Erlösung mitgewirkt bis zu jener äußersten Stunde des Kreuzes, als du auf Golgota aufrecht stehen bliebst neben deinem Sohn, der starb, damit die Menschheit lebe.
Von da an bist du auf neue Weise zur Mutter all jener geworden, die im Glauben deinen Sohn aufnehmen und bereit sind, ihm zu folgen und sein Kreuz auf die Schultern zu nehmen. Mutter der Hoffnung, die du in der Dunkelheit des Karsamstags mit unerschütterlichem Vertrauen dem Ostermorgen entgegengegangen bist, schenke deinen Kindern die Fähigkeit, in jeder Situation, mag sie auch noch so düster sein, die Zeichen der liebenden Gegenwart Gottes zu erkennen.
Unsere Liebe Frau von Sheshan, unterstütze den Einsatz all derer, die in China unter den täglichen Mühen weiter glauben, hoffen und lieben, damit sie sich nie fürchten, der Welt von Jesus und Jesus von der Welt zu erzählen. An der Statue, die über dem Heiligtum thront, hältst du deinen Sohn hoch und zeigst ihn der Welt mit ausgebreiteten Armen in einer Geste der Liebe. Hilf den Katholiken, stets glaubwürdige Zeugen dieser Liebe zu sein, indem sie mit dem Felsen Petrus vereint bleiben, auf den die Kirche gebaut ist.
Mutter von China und von Asien, bitte für uns jetzt und immerdar. Amen!
Foto: Wikimedia Commons | Rock Li