Tage des Gebets, des Austauschs und der Erholung - Treffen der Ordensbrüder in Ecône
„Ecce quam bonum et quam jucundum, habitare fratres in unum!“ So jauchzt Psalm 132. „Seht doch, wie gut und schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen.“
Vom 28. bis 31. Juli 2024, im Anschluss an von Pater Burkhard Kaldenbach gepredigte Exerzitien, gab es in Ecône ein dreitägiges Treffen der Brüder aus den deutschsprachigen Distrikten, an dem auch die Postulanten bzw. Novizen teilnahmen, die sich in Zaitzkofen auf das Ordensleben vorbereiten.
26 Ordensbrüder versammelten sich am Grab des Stifters der Priesterbruderschaft St. Pius X., um sich einige Tage gemeinsam auszuruhen von den Mühen ihres Wirkens in den Prioraten, Schulen oder Seminaren.
Jedes Jahr ist ein anderer Distrikt „Gastgeber“ dieses schönen Zusammenkommens des Brüderzweiges der Bruderschaft. War es im letzten Jahr der deutsche Distrikt im Haus Nazareth, so war es in diesem Jahr der Schweizer Distrikt im Mutterseminar der Bruderschaft im Wallis.
Gemeinsam machte man am ersten Tag des „Brüdertreffens“ nach Beendigung der geistlichen Pflichten eine Wanderung auf die Anhöhe von Savoleyres. Auf 2.344 Meter Höhe genießt man von dort einen schönen Blick über das Rhonetal, in das Val de Bagnes und die majestätischen Berge des Wallis.. Wer hat nicht Psalm 120 im Kopf „Levavi oculos meos in montes unde veniet auxilium mihi – Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?“ Ein gemeinsamer Grillabend beendete dieses großartige Naturerleben.
Am nächsten Tag besichtigte man – nach Betrachtung, Prim und Feier der hl. Messe – die Abtei Saint-Maurice, das älteste Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht. Das Kloster, das bei dem alten römischen Militärstützpunkt Agaunum liegt, ehrt das Andenken des hl. Mauritius und seiner Gefährten der Thebäischen Legion, die Ende des 3. Jahrhunderts das Martyrium erlitten haben. Die Reliquien wurden 380 n. Chr. in die großen Höhlen am Fuß des Felsentores überführt, durch welches die Rhone das Wallis verlässt. Im Jahr 515 wurde das Kloster als geistliches Zentrum des burgundischen Reiches gegründet und ist bis heute von Augustiner-Chorherren bewohnt. Die Anlage beherbergt heute einen der reichsten Kirchenschätze Europas.
Anschließend besuchten die Brüder das neue Bruderschafts-Priorat „Notre Dame“ in Les- Monts-de-Corsier und die dortige Dominikanerinnen-Grundschule.
Am Nachmittag wanderten die Brüder auf dem Mont Pèlerin, der sich über dem Nordostufer des Genfer Sees nördlich der Stadt Vevey erhebt. Der Tag wurde in Ecône mit der Komplet beschlossen.
Am dritten Tag des Brüdertreffens besichtigten die Teilnehmer zuerst die Kapelle „Heilige Familie“ der Bruderschaft in Sitten, dem Hauptort des Kantons Wallis. Anschließend erkundete man den größten natürlichen unterirdischen See Europas in Saint-Léonard, zwischen Sitten und Siders gelegen. Die Länge des Sees beträgt 300 Meter und die Breite bis zu 29 Metern. Der Höhlensee bedeckt eine Fläche von 6.000 Quadratmetern.
Dieses ungewöhnliche Naturphänomen ist erst seit 1949 der Öffentlichkeit zugänglich.
Inmitten von Weinbergen gelegen, war die Existenz von unterirdischen Gewässern der einheimischen Bevölkerung schon seit langem bekannt. Der jetzige Eingang war allerdings vollkommen zugewuchert und sehr schwer begehbar. Nur ein paar Winzer kamen, um ihre Flasche „Fendant“ in dem kleinen See, der konstant 11 Grad misst, zu kühlen. Erst 1943 wurde der Höhlensee wissenschaftlich erforscht.
Der Nachmittag war für den Besuch der Weinkellerei Château Constellation, einer der großen Weinkellereien des Wallis, reserviert, und für einen Besuch in der privaten Grundschule „Fleurs de mai“ in Riddes, unweit von Ecône, die von der Bruderschaft betreut wird.
Zurück im Seminar, wurde dieser Abend mit der Komplet beendet. Der nächste Tag brachte die Brüder zurück zu ihren Wirkungsstätten. Die Tage in Ecône waren schöne Tage des Gebetes, der Erholung und des Austauschs.
Die Ordensbrüder der Bruderschaft
Die Brüder weihen sich in ihrem Ordensleben ganz Gott, ihr erstes Ziel sind der Ruhm und die Ehre Gottes, ihre eigene Heiligung und das Heil der Seelen. Ihr ganzes Leben, alle ihre Handlungen werden Gott durch unseren Herrn dargebracht, insbesondere am Altar bei der Heiligen Messe. Das besondere Ziel der Brüder in der Priesterbruderschaft ist es, den Priestern in ihrem Dienst zur Seite zu stehen, indem sie sie bei materiellen Aufgaben entlasten oder direkt am Apostolat teilnehmen, in den Kirchen, Schulen oder Missionen. Sie legen Gelübde ab, die sie noch enger mit dem göttlichen Meister verbinden.
Erzbischof Marcel Lefebvre hatte ein großes Vertrauen in die Ordensbrüder, er nannte sie „Schutzengel“ der Gemeinschaft.
Das Postulat – für die deutschsprachigen Kandidaten im Priesterseminar in Zaitzkofen - umfasst normalerweise die Dauer eines Schuljahres, währenddessen der Postulant in das geistige Leben eingeführt wird und seine Fähigkeiten zum Leben als Bruder der Priesterbruderschaft unter Beweis stellt. Wenn es die Oberen für nötig erachten, kann es um ein weiteres Jahr verlängert werden.
Das Noviziat beginnt mit der Einkleidung. Es dauert ein volles Jahr. Darauf folgen je nach Fall ein bis zwei Jahre klassischer und beruflicher Weiterbildung.
Die Brüder legen dreimal einjährige Gelübde ab und machen nach sechs weiteren Jahren mit ein‑ oder dreijährigen Gelübden die ewige Profess.
Bei ihrer ersten Profess erhalten sie ein Kreuz und eine Medaille des heiligen Pius X.
Festtag der Brüder ist der 29. September, das Fest des hl. Erzengels Michael, an dem die Brüder ihre zeitlichen beziehungsweise ewigen Versprechen ablegen.