Sende den Hl. Geist! Predigt von Bischof Fellay bei den Diakonatsweihen

Quelle: Distrikt Deutschland

Predigt von Mgr. Bernard Fellay bei der Diakonatsweihe in Zaitzkofen an der Pfingstvigil, dem 8. Juni 2019

Liebe Weihekandidaten, liebe Patres und Seminaristen, liebe Gläubige,  

an der Vigil von Pfingsten, dem Tag der Geburt der Kirche durch den Heiligen Geist, dürfen wir Diakone weihen. Es ist wirklich bemerkenswert, wie oft und wie tief bei dieser Weihe vom Heiligen Geist gesprochen wird. Es geht so weit, dass unmittelbar vor der Form des Sakramentes, während der Bischof seine rechte Hand auf das Haupt des werdenden Diakones legt, er schon diese Worte ausspricht: Accipe Spiritum sanctum ad robur et ad resistendum diabolo et tentationibus ejus – Empfange den Heiligen Geist, um dem Teufel zu widerstehen und seinen Versuchungen. Es ist dies nicht direkt die Form, aber unmittelbar vor der Form, spezifiziert dieses: Empfange den Heiligen Geist. Und dann die Form selbst: Emitte in eum Spiritum Sanctum – Sende ihm den Heiligen Geist. Diesmal ist es eine Bitte an den lieben Gott: Sende den Hl. Geist. Das zeigt ganz klar, dass der Diakon eine ganz tiefe, unbeschreibbare Beziehung zum Hl. Geist hat.

Wenn wir genau schauen, dann sehen wir, dass es eigentlich bei jeder höheren Weihe eine Erwähnung – oder noch mehr – des Hl. Geistes gibt. Sogar bei der Subdiakonatsweihe wird eine Bitte um die sieben Gaben des Hl. Geistes in einem der Gebete ausgesprochen. Aber hier für den Diakon, und dann auch für den Priester, wird direkt vom Hl. Geist gesprochen. Und ich glaube, wir dürfen problemlos diese Tatsache mit Pfingsten verbinden, also mit dieser Sendung des Heiligen Geistes über die Apostel, für die Kirche. Es geht um dasselbe.

Vom Diakon wird der Bischof sagen: Der Diakon trägt – portare et munire ... – er trägt die Kirche und er schützt sie wie einen Tabernakel, eine Andeutung an das Alte Testament. Was für eine Sendung für den Diakon: Die Kirche tragen und dann auch schützen! Deshalb diese Worte: Empfange den Heiligen Geist ad robur: zur Festigkeit; dann, im selben Blick, wird auch von der Kirche gesprochen. Was wird von der Kirche gesagt? Incessabili pugna contra inimicos dimicat – die Kirche, die streitet unaufhörlich – es hört nicht auf! – incessabili pugna. Der Kampf gegen die Feinde endet nicht. Wir wissen, der Name, der Titel der Kirche auf Erden ist die streitende Kirche, und gerade da sehen wir, wie dieser Streit beim Diakon ausgedrückt wird: Die Kirche steht in diesem Kampf auf ewig, und der Diakon, der eine solche Verbindung zur Kirche empfängt, wird in diesen Krieg, in diesen Kampf geschickt; deshalb heißt es auch ad robur, der Diakon muss stark sein in diesem Kampf.

Der Bischof fährt fort und erzählt, um welchen Kampf es sich handelt. Worum geht es? Der hl. Paulus sagt: Es geht um diesen Riesenkampf gegen den Teufel. Deshalb: Empfange den Heiligen Geist – ad robur – gegen den Teufel, gegen seine Versuchungen. Diese Worte werden heutzutage völlig vergessen. Man will nicht mehr vom Kampf sprechen! Und wenn es einen Krieg gibt und man nicht streiten will, dann wird man umkommen! Und so stirbt die Kirche heute, denn sie will nicht mehr kämpfen. Sie will nicht mehr den Teufel als den adversarius, als den Feind sehen. Sie will nicht mehr verstehen, dass der Feind mit seinen Unterteufeln immer am Angreifen ist. Die Kirche hat Feinde! Diese Feinde sind gegen Christus, und sie sind gegen die Seelen, die Christus gewinnen will. Diese Feinde wollen verhindern, dass die Kirche ihre Sendung erfülle, die Menschen zu retten, zu Gott zu führen. Es geht um das Heil! Und der Diakon ist in diesem Kampf um das Heil ganz besonders in der Glaubensverkündigung gefordert.   

Ihm wird das Evangelium anvertraut. Er wird das heilige Evangelium in der hl. Messe singen. Ihm wird dieser Auftrag gegeben zu predigen – ministrare ad altare, baptizare, praedicare – sagt der Bischof vom Diakon: am Altar dienen, taufen und predigen. Was wird er predigen? Den Glauben! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet. Wer nicht glaubt, ist schon verurteilt! Es geht um das Heil der Seelen und es beginnt mit dem Evangelium, mit dem Glauben. Man kann sagen was man will: Der erste Punkt dieses Kampfes der Kirche besteht in der Glaubensverkündigung, der Verkündigung der Wahrheit Gottes. Man sieht das zu allen Zeiten, man sieht das auch heute, wie der Feind, der Teufel und seine Helfershelfer, alles Mögliche unternehmen, um diese Glaubensverkündigung zu verhindern!

Man könnte sagen auf zwei Weisen: Die erste ist das Verbreiten von unzähligen Irrtümern und Irrlehren. Und wir sehen heute, wie diese Verwirrung die Wahrheit betreffend, nicht nur in der Welt sich verbreitet, sondern bis in die Kirche hinein reicht. Mit einem Heiligen Vater, der die Glaubensverkündigung anklagt. Das ist unglaublich! Er spottet über die Verkündigung des Glaubens. Es ist kein genaues Zitat, aber es lautet etwa so: „Wir sollen die Menschen nicht bombardieren mit einem Haufen von Wahrheiten.“

Was ist dann der Glaube? Der hl. Paulus sagt: Dieser Glaube muss verkündet werden. Wenn niemand davon spricht, wie können die Gläubigen das Wort Gottes hören? Wie können sie es empfangen? Es muss verkündet werden. Und so müssen die Irrtümer verurteilt werden! Es muss in aller Klarheit die Wahrheit verkündet werden. Aber, wie gesagt, es ist ein Kampf. Es ist immer ein Kampf gewesen; und eine der Fallen des Teufels besteht darin, dass er diejenigen, die diesen Glauben verkünden sollen, erschreckt. Er will Angst in ihnen erzeugen, dass sie es nicht wagen, diese Wahrheiten zu verkünden. Deshalb dieses robur, diese Stärke, die notwendig ist. Es ist immer so gewesen. Schauen wir einmal, welche Bilder die Kirche den Diakonen heute in den Gebeten der Weihe vor Augen führt: An erster Stelle wird der hl. Stephanus erwähnt. Wir wissen, dass es drei ganz berühmte Diakone gibt, die als Bild für die Diakone gegeben werden: der hl. Stephanus, der hl. Laurentius und der hl. Vincentius. Alle drei sind Martyrer! Alle drei! Diese Tatsache wird nicht in den Weihetexten ausgedrückt, aber sie ist ganz klar da.   

Und so kommt der Heilige Geist. Was wird er in Euren Herzen tun? Er wird die Diakone weihen, also man spricht von Weihe: Diakonatsweihe. Eine Konsekration. Diese Seelen, diese Menschenseelen, sie werden erfüllt von der Heiligkeit des Heiligen Geistes. Er will sie umwandeln in Werkzeuge der Heiligung. Der Heilige Geist wurde gesandt vom Vater und vom Sohn mit einer ganz besonderen Sendung, nämlich der Heiligung. Die Sendung des Wortes Gottes ist die Erlösung; die Sendung des Heiligen Geistes ist die Heiligung, die Vorbereitung auf den Himmel. Deshalb ist er auch die Seele der Kirche. Das wollen die Protestanten gar nicht verstehen. Wir könnten sagen, es ist der Hauptfehler der Protestanten, diese geschaffene Heiligkeit nicht anzunehmen. Gott will seinen Geschöpfen eine unglaubliche Würde schenken. Er ruft sie, bei diesem Werk der Erlösung und der Heiligung mitzuwirken, zwar nur als Werkzeug – d.h. die Hauptursache wird und kann nur Gott selbst sein, also der Heilige Geist –, aber der Hl. Geist will Werkzeuge, Menschen, die sich zur Verfügung stellen, um Seelen zu retten, um Seelen zu heiligen. Wir verstehen das vom Priester, aber es beginnt ganz klar mit dem Diakonat. Wir können es uns nicht vorstellen, was für eine wunderbare Würde der Hl. Geist seinen Diakonen schenkt. Das übersteigt unsern Verstand und unsere Begriffe. Es ist so hoch! Er wird schon  einen Teil des Charakters des Priestertums Ihrer Seele einprägen. Und gerade dieser Charakter ist, wie der hl. Thomas sagt, eine configuratio und eine participatio, eine Verähnlichung und eine Teilhabe am Priestertum Jesu. Schon jetzt beginnen Sie, Jesus zu sein. Man kann nicht sagen: alter Christus, ein anderer, Sie sind nicht ein anderer, Sie sind Jesus selbst, oder besser gesagt, Jesus nimmt Sie, wie ein Künstler eine Feder nimmt und sie benutzt, um zu schreiben.

So will der Heilige Geist Sie benutzen, Ihre Vernunft, Ihren Mund, Ihre Zunge, Ihr Herz, er will alles, was Sie sind, nehmen, durchdringen mit seiner unendlichen Heiligungskraft. Und eben auf drei Ebenen: ministrare ad altare, baptizare, praedicare. Beim Altar kommen Sie dem Priester am nächsten. Und was für Worte benutzt die Kirche? Die Kirche wird sagen: co-ministri et cooperatores corporis et sanguinis Jesu – Mitamtsträger und Mitwirkende am Leib und Blut Jesu. Sie sind Priester? Nein, Sie sind keine Priester, Sie werden nicht die Wandlung verwirklichen, nein, das ist Ihnen noch nicht eigen, das gehört dem Diakon nicht an. Aber trotzdem, welche Würde! Er kommt dem Priester so nahe, dass ihm die Gewalt gegeben wird, sogar den Leib Christi berühren zu dürfen, er darf die hl. Kommunion austeilen. Genauso darf er auch die heiligen Öle berühren, das kommt nur dem Diakon und dem Priester zu.

Wenn der Hl. Geist kommt und solch eine Sendung schenkt, dann gibt er auch die Mittel, um diese Sendung zu erfüllen. Er wird Ihr Herz mit seinen Tugenden, mit den übernatürlichen Tugenden zieren. Und die Kirche will – das ist universell, man sieht das in diesen Gebeten –, alle Tugenden, um zur Vollkommenheit zu gelangen. Aber sie hebt einen Punkt besonders hervor: nitidi, mundi, puri, casti – diese Schönheit, diese Reinheit der Seele, die Keuschheit, die schon bei der Subdiakonatsweihe von der Kirche verlangt wurde, wird diesmal nochmals ausdrücklich erwähnt. Sie will diese Reinheit des Herzens, sie will diese Loslösung vom Irdischen, um ganz Gott zu gehören, um vollkommen sein Werkzeug zu sein in diesem Werk für die Kirche, für das Heil der Seelen. Amen.