Sechs Neupriester in der Zeit der Krise von Kirche und Gesellschaft

Quelle: Distrikt Deutschland

Weihen in Argentinien und den USA

Pater Franz Schmidberger, der erste vom Erzbischof geweihte deutsche Priester und langjähriger Generaloberer (1982–1994) der Priesterbruderschaft St. Pius X., hat in einem Brief an die Priesterfreunde (3. Januar 2022) zwei Ereignisse der jüngsten Zeit angeprangert, die alle Katholiken, die mit ganzem Herzen an der Tradition hängen, bewegen:

Zunächst einmal die schändlichen Ausführungsbestimmungen zum Motu proprio ‚Traditionis custodes‘ vom 4. Dezember, veröffentlicht am 18. Dezember 2021. Wir sind damit wieder voll in den Kampf um die überlieferte Liturgie hineingeworfen, wie er sich unter dem Pontifikat Papst Pauls VI. entfesselt hat. Wir haben damals den päpstlichen Wünschen widerstanden mit Berufung auf den Glauben und die Anweisungen von Papst Pius V. in der Bulle ‚Quo primum‘ vom 14. Juli 1570. Wir werden es heute nicht anders halten; nach dem Grundsatz ‚lex orandi lex credendi‘ lassen wir uns den katholischen Glauben nicht nehmen, nicht schmälern und auch nicht eine Liturgie aufzwingen, die diesem Glauben erheblichen Abbruch tut. Alle unsere Priesterfreunde und Gläubigen fordern wir auf, denselben Weg einzuschlagen.

Sodann fällt unser Blick auf die zunehmend säkularisierte Gesellschaft mit der Corona-Krise. Woher rührt dieser Zerfall? Aus dem Glaubensverlust, dem Aufgeben des katholischen Glaubens und des katholischen Lebens. Die Folgen der Erbsünde und das Reich der Sünde können nicht durch rein menschliche Anstrengungen überwunden werden. Dies zu meinen, bedeutet, dem Naturalismus das Wort zu reden. Nur mit der Gnade Gottes können die Wunden der Seelen und die Wunden in der Gesellschaft geheilt werden; alles andere führt weiter dem Abgrund zu.

Pater Schmidberger wendet sofort den Blick auf das Heilmittel, das katholische Priestertum:

Umso mehr freut uns die Priesterweihe im Seminar von La Reja (Argentinien) am 18. Dezember: Msgr. De Galarreta hat unserer Gemeinschaft drei Neupriester und zwei Diakone geschenkt.

Nur wenige Tage später, am Fest der Epiphanie (6. Januar) 2022, weihte Msgr. Bernard Fellay im Seminar von Dillwyn (USA) drei Diakone der Priesterbruderschaft zu katholischen Priestern.

Akt der Treue

Die Antwort der Priesterbruderschaft angesichts der Krise von Kirche und Gesellschaft, ja von wahren Revolutionen in den Bereichen von Religion und Politik, ist nicht das Schimpfen, nicht das Agitieren, nicht das Lamentieren, nicht das Politisieren, sondern die Weitergabe dessen, was man selbst empfangen hat. Der größte Akt der Treue in einer Zeit des Verrates und der Apostasie ist das Festhalten an der Tradition – am ungeschmälerten Glauben, an der Spendung der unverfälschten Sakramente und der Feier der Messe aller Zeiten.

Die Haltung der Bruderschaft angesichts der aktuellen Krise ist enthalten in den Worten der Grundsatzerklärung von Erzbischof Marcel Lefebvre von 1974: „Die einzige Haltung der Treue gegenüber der Kirche und der katholischen Lehre besteht, um unseres Heiles willen, in der kategorischen Weigerung der Annahme der Reform. Deshalb setzen wir unser Werk der priesterlichen Ausbildung unter dem Stern des Lehramtes aller Zeiten fort, ohne Bitterkeit, Rebellion oder Groll. Wir sind davon überzeugt, dass wir der heiligen katholischen Kirche, dem Papst und den zukünftigen Generationen keinen größeren Dienst erweisen können.“

Das Ziel der Bruderschaft ist nach den von Erzbischof Lefebvre geschriebenen Statuten „das Priestertum und alles, was sich darauf bezieht, und nichts anderes, als was es beinhaltet, d. h. so wie es unser Herr Jesus Christus gewollt hat, als Er sprach: ‚Tuet dies zu meinem Gedächtnis.‘ Ausrichtung und Verwirklichung des Lebens des Priesters auf das hin, was den wesentlichen Grund seines Seins ausmacht: auf das heilige Messopfer in allem, was es bedeutet, auf alles, was daraus fließt, und auf alles, was es ergänzt.

Weihen in Argentinien

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. führt für ihren spanischsprachigen Nachwuchs ein internationales Priesterseminar in Argentinien. Es steht unter dem Patronat „Maria Miterlöserin“. Es befindet sich in La Reja, einem Vorort der Metropolitanregion Buenos Aires. Es wurde 1979 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet.

Am 18. Dezember 2021 weihte Weihbischof Alfonso de Galarreta dort drei Diakone zu Priestern. Zwei Subdiakone erhielten in derselben Zeremonie die Diakonatsweihe.

Die Neupriester sind die Patres Pablo Calderón (Argentinien), Daniel Limay (Argentinien) und Marcelo Oliveira (Paraguay).

Über dreißig Priester der Bruderschaft nahmen an der Zeremonie teil und legten den Neupriestern mit die Hände auf.

In seiner Predigt sprach der Bischof über die Größe des katholischen Priestertums als Teilhabe am ewigen Priestertum des Gottmenschen und zeigte die Würde auf, die es ihnen erlaubt, „Ausspender der Geheimnisse Gottes“ zu sein.

Msgr. Alfonso de Galarreta ist auch I. Generalassistent und Generalvikar der Priesterbruderschaft St. Pius X. Regens des US-amerikanischen Seminars ist der aus Frankreich stammende Pater Jean de Lassus. Sein Vorgänger war der aktuelle Generalobere der Bruderschaft, Pater Davide Pagliarani.

Das Studienjahr endet in Argentinien traditionell im Dezember. Deshalb fanden die Weihen – Höhepunkt des Seminarlebens – am Quatember-Samstag im Advent statt.

Weihen in den USA

Die Weihen von drei Priestern am Dreikönigstag 2022 in den USA fanden wegen der Corona-Krise „außer der Reihe“ statt.

Msgr. Bernard Fellay erhob die Diakone Philip Mujic (Australien), Mikhail Del Rosario (Neuseeland) und James Hewko (USA) durch Handauflegung zur priesterlichen Würde.

Die Zeremonie fand in der Hauskapelle des vor sechs Jahren neuerrichteten Priesterseminars „Hl. Thomas von Aquin“ in Dillwyn im US-Bundesstaat Virginia statt. Regens Pater Yves le Roux führt das mittlerweile größte Seminar der Bruderschaft. Im September 2021 traten 36 neue Seminaristen ein.

Der weihende Bischof erinnerte die Neupriester an die Treue des allmächtigen Gottes, der demjenigen, dem er eine Mission anvertraut, auch die übernatürlichen Mittel dafür zur Verfügung stellt. Der katholische Priester hat die Mission, die Menschen zu Gott zu führen und ihre Seelen zu retten.