Schwestern der Priesterbruderschaft St. Pius X.: Predigt zur Einkleidung

Quelle: Distrikt Deutschland

Von Pater Stefan Pfluger

Am Sonntag, dem 25. April, wurden zwei Schwestern der FSSPX in Göffingen eingekleidet. In der Woche davor hatte Pater Stefan Pfluger den beiden Postulantinnen und elf Schwestern die Exerzitien gepredigt. Die beiden neu Eingekleideten sind Schweizerinnen aus der Ostschweiz. Sie hießen Rebekka Krohn und Dorothea Allenspach. Nach der Einkleidung heißen sie jetzt Schwester Maria Rebekka und Schwester Maria Laura. Beide haben früher die Schule der Priesterbruderschaft in Wil besucht.

Wir veröffentlichen im Folgenden die von Pater Stefan Pfluger bei der festlichen Einkleidung gehaltene Predigt.

In Christus Geliebte!

Wir dürfen heute an einer denkwürdigen Zeremonie teilnehmen: Zwei junge Frauen erhalten das Ordensgewand. Äußerlich geschieht eine große Veränderung. Die Familien werden ihre Tochter oder Schwester ab heute nur noch im Ordensgewand sehen. Innerlich ist bei der Einkleidung die Veränderung weniger groß als bei der Profess (= Ablegung der Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Keuschheit), denn durch die Einkleidung ist man noch nicht gebunden, sondern bleibt noch frei. Man kann jederzeit das Noviziat beenden. Aber man ist ja nicht eingetreten, um wieder auszutreten. Die Liebe will mehr. Die Liebe will die Profess, durch welche man zur Braut Christi wird. Die Einkleidung ist also gewissermaßen die Verlobung, durch die man sich auf die Vermählung mit Christus vorbereitet.

Warum braucht es aber für diesen Stand der „Verlobung“ ein eigenes Gewand?

Zwei Gründe möchte ich anführen, warum es sehr angemessen ist, dass eine Novizin schon das Ordensgewand trägt. Erstens bringt das Ordensgewand den Gegensatz zum Weltgeist zum Ausdruck, zweitens die Erhabenheit der Berufung einer Ordensfrau.

Der Gegensatz zum Weltgeist

Der heilige Johannes schreibt in seinem ersten Brief viel über den Gegensatz des Christen zum Weltgeist. Jeder Mensch trägt diesen Gegensatz in sich. Auch nach der Taufe bleibt in uns die Neigung zum Schlechten, weshalb es einen beständigen Kampf braucht, um dauerhaft das Gute zu tun. Jeder Mensch erfährt diesen Gegensatz tagtäglich an sich selbst. Sonst wäre die Bequemlichkeit nicht leichter als die gewissenhafte Pflichterfüllung. Der heilige Paulus beschreibt im Römerbrief diesen Gegensatz mit den Worten: „Das Wollen liegt mir nahe, das Vollbringen des Guten nicht. Ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will“ (Röm 7,18 f.).

Das Ordensgewand unterstützt nun dieses notwendige Ringen: Es erinnert an den Gegensatz zum Weltgeist und stärkt dadurch die Wachsamkeit. Es schützt vor zu großer Anpassung und verleiht so der Tugend mehr Sicherheit. Es lässt die Ordensfrau oft an Christus, den Bräutigam, denken und stärkt dadurch die Treue. Und schließlich ist es für alle Menschen ein Zeichen, dass es sich lohnt, sich ganz Christus hinzugeben. Mit anderen Worten: Das Ordensgewand lässt die Ordensfrau ihr Ziel viel leichter erreichen, welches darin besteht, Christus ähnlich zu werden. Daher sagt der Priester bei der Übergabe des Ordensgewandes an die Postulantin: „Empfange dieses geweihte Gewand, damit der Herr dich mit dem neuen Menschen bekleide, der nach Gott erschaffen ist in der Gerechtigkeit und der Heiligkeit der Wahrheit.“

Die Erhabenheit der Berufung

Die Würde des Bräutigams strahlt auf seine Braut aus. Schon in dieser Welt ist das so, wie Beispiele zeigen, in denen bisher unbekannte Frauen dadurch plötzlich wichtig und bedeutend wurden, dass sie einen Königssohn oder eine Berühmtheit geheiratet haben. Noch viel mehr gilt das für die Ordensfrau, die eine Braut Christi ist. Christus ist der König des Himmels und der Erde, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Alles hat ihn ihm seinen Bestand. Er ist der Erlöser. Er ist die Liebe, der Weg, die Wahrheit und das Leben. Diese Würde Christi strahlt auf die Ordensfrau als seine Braut aus und verleiht ihr eine hohe Würde.

Auch der Reichtum des Bräutigams geht auf die Braut über. Christus hat sich der Seele schon geschenkt in der Taufe und in der Firmung. Noch viel mehr schenkt er sich einer Seele, wenn diese sich ihm ganz als seine Braut schenkt. Christus gibt ihr sich selbst und alles, was sein ist, in gewisser Weise sogar die Gnade der Auserwählung. Die Ordensfrau hat also, wenn sie Christus nicht verlässt, den Himmel sicher. Sie erhält gewissermaßen die „Schlüssel des Himmels“. Besonders geschieht dies durch die Ordensregel. Die Regel ist die Garantie der Heiligkeit, denn genau das bedeutet die Approbation, also Gutheißung der Regel durch die Kirche: Wenn Sie diese Regeln getreu befolgen, werden Sie die Heiligkeit erlangen! Noch ein weiteres kommt hinzu: Der Ordensstand ist ein eigener Stand mit seinen Standesgnaden. Unter Standesgnaden versteht man ein „Anrecht“ auf ausreichend helfende Gnaden, um jederzeit in diesem Stand treu zu sein. Auch die Sakramente Taufe, Firmung und Priesterweihe verleihen eine solche Standesgnade. Durch den Ordenseintritt und besonders durch die Profess haben Sie – Ihre Mitwirkung vorausgesetzt – die Gewissheit, in jedem Augenblick genügend Kraft für die vollständige Treue zu haben.

Das Ordensgewand ist also ein Zeichen der Auserwählung! Tragen Sie es mit großer Freude und einem gesunden Stolz. Braut Christi zu sein, ist keine Kleinigkeit, sondern etwas unglaublich Großes und Erhabenes!

Die Größe des Ordensstandes

Auch viele gläubige Menschen haben Mühe, die Größe des Ordensstandes zu verstehen. Ebenso haben sie Mühe, zu verstehen, warum Christus seinerzeit Maria nicht aufgefordert hat, ihrer Schwester Martha zu helfen. Als Martha sich beklagte, dass Maria nicht mithalf, sondern bei Christus verweilte, sagte Christus: „Maria hat sich den besseren Teil erwählt.“ Warum hat Maria den besseren Teil erwählt?

Unser eigentliches Ziel ist die Vereinigung mit Christus. Wir wollen uns ihm gleichförmig machen, um dann im Himmel eine ganze Ewigkeit innig mit ihm vereinigt zu sein. Alles andere soll uns zu dieser Vereinigung hinführen oder darauf vorbereiten. Die Ordensfrau, die kontemplative Seele beginnt schon jetzt damit. Sie wendet sich direkt dem Wesentlichen zu. Christus wertet nicht die Tätigkeit einer Hausfrau herab und redet nicht dem Faulenzen das Wort. Das Ordensleben ist ja auch keineswegs ein Faulenzen, sondern intensive Arbeit, verbunden mit noch intensiverem Gebet. Der Ordensstand ist also trotz aller irdischen Unvollkommenheit schon ein Beginn dieser innigen Vereinigung mit Christus, die unser wirkliches Ziel ist.

Ein anderer Aspekt streicht die Erhabenheit des Ordensstandes noch heraus: Der heilige Paulus spricht vom bräutlichen Verhältnis zwischen Christus und seiner Kirche. Er erklärt die Größe der Ehe mit ihrer Verbindung dazu: Das Sakrament der Ehe bildet diese Beziehung Christus – Kirche ab. Da die Ordensfrau die Braut Christi ist, könnte man sagen: Durch die Ehe wird die Beziehung Christus – Kirche abgebildet, durch den Ordensstand wird sie gelebt. Die Ordensfrau lebt als Braut Christi.

Daher ist der Eintritt ins Kloster oder Noviziat auch kein „Verlust“. Manchmal hört man sagen: Es ist schade um diese begabte Frau, dass sie ins Kloster geht, sie wäre eine gute Mutter geworden. Eine solche Aussage geht komplett an der Wirklichkeit vorbei. Es ist nicht „schade“ um eine junge Frau, die ins Kloster eintritt, denn sie verliert nichts und gewinnt viel.

Zunächst ist es ein großes Glück für die Novizin selbst. Sie kann nun ganz bei Christus, ihrem ewigen Glück, verweilen. Nur Christus kann eine menschliche Seele ganz erfüllen. Sie ist also bei demjenigen, der sie und ihre Seele ganz erfüllen und beglücken kann.

Dann ist es auch ein Glück für die Familie der Novizin. Zwar ist ein solcher Eintritt verbunden mit einer schmerzhaften Trennung und – von der materiellen Seite her – hat man von dieser Tochter oder Schwester keinen Nutzen mehr. Aber ab jetzt gibt es ein Familienmitglied, das gewissermaßen direkt am Herzen Gottes ruht. Ein Familienmitglied hat nun als Braut Christi leichteren Zugang zu Gott, kann wirksamer Fürbitte einlegen und schneller Erhöhung finden. Seien wir uns dessen gewiss: Gott lässt die Großherzigkeit einer solchen Seele nicht unbeantwortet!

Daher gibt es für alle, besonders für die beiden neuen Novizinnen, nichts Besseres, als sich für diese großartige Berufung zu begeistern, sich ganz von Christus erleuchten und entflammen zu lassen. Dazu passen die Worte, die der Priester bei der Übergabe der Kerze an die neue Novizin spricht: „Empfange diese Kerze zum Zeichen übernatürlicher Erleuchtung und entflammter Liebe!“