Samstag nach dem Passionssonntag

Quelle: Distrikt Deutschland

"Wir bitten, o Herr, das Dir geweihte Volk möge voranschreiten in der Gesinnung kindlicher Hingabe, damit es, durch heilige Feiern herangebildet, mit umso herrlicheren Gaben bereichert werde, je mehr es Deiner Majestät wohlgefällig wird. Durch unsern Herrn Jesus Christus ...“

(Kirchengebet vom Samstag nach dem Passionssonntag)

Die Kirche geht auf das Ende des 5. Jahrhunderts zurück.



Nicht weit davon findet sich die Kapelle St. Johannes in Oleo. Das kleine achteckige Gotteshaus steht an der Stelle, an der nach der Überlieferung der hl. Evangelist Johannes unversehrt aus der Marter mit siedendem Öl hervorging. So wurde sein Leben gerettet. Er kam dann in der Verbannung auf die Imsel Patmos. Der heutige Bau wird Bramante zugeschrieben, die innere Ausschmückung und Gestaltung Borromini.



Die Legende ist sehr alt, und wird uns bereits von Tertullian bestätigt. Hingegen ist die Tatsache, daß sich das Martyrium vor der lateinischen Pforte zugetragen habe, und zwar an der Stelle, wo heute die Kirche St. Johannes steht, ist eine reine Mutmaßung. Eine Tatsache ist jedenfalls von Wichtigkeit: daß der Apostel Johannes einige Jahrzehnte nach dem Martertode der hl. Petrus und Paulus nach Rom kam. Da nun anfangs die Laterankirche dem Erlöser geweiht war, und der Apostel in Rom nur eine kleine, von Papst Hilarus erbaute Kapelle neben dem Baptisterium besaß, so ist die heutige Stationskirche das älteste ehrwürdige Denkmal, das die Gläubigen an die apostolische Wirksamkeit des Lieblingsjüngers Jesu in der Ewigen Stadt erinnert.



Lesung aus dem Propheten Jeremias (18, 18-23):



In jenen Tagen sprachen die gottlosen Juden zueinander: "Auf! So laßt uns gegen Jeremias Pläne schmieden! Die Lehre läßt den Priester nicht im Stich und nicht der Rat den Weisen und nicht das Wort den Seher. Auf! Laßt uns ihn für sein Gerede niederschlagen, auf keines seiner Worte achten!"



Auf mich, Herr, achte! Erhöre meine laute Klage! Vergilt man denn mit Bösem Gutes, daß sie mir eine Grube graben? Denk doch daran, wie ich vor Dich getreten, Fürbitte für sie einzulegen, um Deinen Grimm von ihnen abzuwenden! So gib dafür dem Hunger ihre Kinder preis! Laß sie dem Schwert verfallen! Mach ihre Weiber kinderlos, zu Witwen! Laß ihre Männer von der Seuche hingewürgt und ihre Jünglinge im Kampf vom Schwert erschlagen werden! Aus ihren Häusern töne Wehgeschrei, wenn Kriegerscharen plötzlich über sie Du bringst! Sie graben eine Gruft, um mich zu fangen, und legen meinen Füßen heimlich Schlingen. Du aber, Herr, kennst alle ihre Todespläne gegen mich. Laß ihre Schuld nicht ohne Sühne, und ihre Sünde wische nimmer vor Dir aus! Sie seien Dir zum Anstoß! Bist Du im Zorn, gib Dich mit ihnen ab!



Auslegung des Lesung: „Im Evangelium lesen wir den feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem bereits einen Tag vorher. Jesus will sich vor dem Hohen Rate offenbaren und ausdrücklich als Messias zeigen und hält deshalb einen feierlichen Einzug in Jerusalem mit all den begleitenden Umständen, wie die Propheten sie geweissagt hatten. Die Jubel- und Hosannarufe der Volksmenge und Kinder entspringen der Begeisterung über die Totenerweckung des Lazarus. Nun können die Juden nicht mehr überrascht und im Zweifel sein, wenn Jesus ihnen keine offene Antwort auf ihre Frage über seine Gottheit mehr gibt. Jesu Licht glänzt jetzt in seiner ganzen Fülle: seine Worte und seine messianischen Werke sind die Erfüllung der prophetischen Verheißungen. Eine der Weissagungen bezieht sich auf die armen Heiden: sie sollen der Vorrechte und des Segens Abrahams teilhaftig werden. Ihre Verwirklichung beginnt und die beiden Proselyten, die Philippus bitten, ihnen Jesus zu zeigen, sind die Erstlinge der griechischen und römischen Welt, die der göttliche Erlöser bald an sich ziehen wird.



Noch steht der Kreuzestod Jesu bevor, den Juden ein ärgernis, den Heiden ein Spott, im Plane Gottes aber die notwendige Bedingung zur Erlösung, nicht nur für den Herrn, sondern im besonderen für uns: Es genügt nicht, daß Jesus sein Kreuz für uns getragen hat. Wenn wir gerettet werden wollen, dann müssen wir unser Kreuz auf die Schultern nehmen und es aus Liebe zu ihm geduldig tragen. Wie das Weizenkorn nicht keimt, wenn es nicht vorher im Acker stirbt, so hat auch die Seele am göttlichen Leben keinen Anteil, wenn sie nicht zuvor mit ihm in den Tod geht.“ (Sel. Ildefons Kardinal Schuster OSB, +1954)



Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (12, 10-36):



In jener Zeit gingen die Hohenpriester mit dem Gedanken um, auch den Lazarus zu töten, weil viele Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten.  Am Tag darauf erfuhr die Volksmenge, die zum Fest gekommen war, daß sich Jesus auf dem Wege nach Jerusalem befinde. Sie nahmen Palmzweige und zogen ihm entgegen und riefen: "Hosanna! Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn! Du König Israels!"



Und Jesus traf auf einen jungen Esel und setzte sich darauf, so wie geschrieben steht: "Fürchte dich nicht, du Tochter Sion, siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Füllen eines Esels." *



Zuerst verstanden seine Jünger es nicht; hernach aber, als Jesus verherrlicht war, erinnerten sie sich, daß dies über ihn geschrieben stand und daß sie dabei mitgewirkt hatten.  Die Volksmenge, die bei ihm gewesen war, als er den Lazarus aus dem Grabe gerufen und von den Toten auferweckt hatte, legte Zeugnis ab. Darum zog ihm auch das Volk entgegen, weil es vernommen hatte, daß er dieses Wunder gewirkt habe.  Die Pharisäer aber sagten zueinander: "Da seht ihr nun, daß ihr nichts ausrichtet. Seht: alle Welt läuft ihm nach."



Unter denen, die hinaufgepilgert waren, um am Fest anzubeten, befanden sich auch einige Heiden. Diese wandten sich an Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war, und baten ihn: "Herr, wir möchten Jesus sehen."  Philippus ging und besprach sich mit Andreas, dann trugen es Andreas und Philippus Jesus vor.



Und Jesus sprach zu ihnen: "Die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn verherrlicht wird. Wahrlich, wahrlich sage ich euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es für sich allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; doch wer sein Leben in dieser Welt haßt, der wird es für das ewige Leben bewahren. Wer mir dienen will, folge mir; denn wo ich bin, soll auch mein Diener sein. Und wer mir dient, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele tief erschüttert. Jedoch, was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde. Ist doch deshalb gerade diese Stunde über mich gekommen. Vater, verherrliche Deinen Namen!"



Da erscholl eine Stimme vom Himmel: "Ich habe verherrlicht, und ich will weiterhin verherrlichen."



Das Volk, das dastand und es hörte, sprach: "Es hat gedonnert." Andere indes behaupteten: "Ein Engel hat mit ihm geredet."



Jesus sprach: "Nicht meinethalben ertönte diese Stimme, sondern euretwegen. Denn jetzt vollzieht sich das Gericht in dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen. Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen."

Mit diesen Worten wollte er andeuten, welch einen Tod er sterben werde.



Da sprach das Volk zu ihm: "Wir haben aus dem Gesetz erfahren, daß der Christus ewig bleibt. Wie kannst du sagen: 'Der Menschensohn muß erhöht werden'? Wer ist denn dieser Menschensohn?"



Und Jesus sprach zu ihnen: "Nur noch kurze Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt darin, solange ihr das Licht habt. Sonst möchte euch die Finsternis ergreifen. Wer im Finstern wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet."



So sprach Jesus, ging weg und hielt sich vor ihnen verborgen.



Auslegung des Evangeliums: „Die Lesung ist eine Fortsetzung der gestrigen, verkündet die furchtbaren Strafen, die den Gottesmördern bevorstehen. Jesus, durch Jeremias versinnbildet, ruft sie vom Himmel herab. Dadurch gerät er jedoch nicht in Widerspruch mit sich selbst, wenn er ein andermal am Kreuze den Vater für seien Mörder um Gnade anfleht. In diesem Leben verhängt Gott seien Strafen vor allem, um zu heilen, wie er selbst in der Apokalypse sagt: „Alle, die ich liebe, weise ich zurecht und züchtige ich.“ (Apc 3, 19) Wie zeitliches Glück vielen zum Anlaß wird, Gott zu verlassen, so führen Leid und Unglück die von den trügerischen Versprechungen der Welt enttäuschten Seelen zu ihm zurück. Bei den Juden kam noch hinzu, daß ihre ganze theokratische Verfassung durchaus prophetischen Charakter trug, bestimmt zur Vorbereitung auf das Neue Testament, das die Vorbilder und Verheißungen erfüllte.



Jesus kam und schloß den Neuen Bund; dadurch war dem Alten der Rechtsgrund entzogen und er hörte auf. Das Heil der Menschheit selbst verlangte seine Aufhebung. Solange nämlich der Tempel das Heiligtum des jüdischen nationalen Gedankens bildete, begegneten den Aposteln auf all ihren Wegen Hindernisse, die ihnen von der Unversöhnlichkeit der Juden, sowie nicht minder vom Eigensinn der starken Partei den Judenchristen bereitet wurden. Diese wollten das Gesetz mit dem Evangelium, die Beschneidung mit der taufe, das Zeremonialgesetz mit dem Kreuzesopfer vereinen, und häufig mußte der hl. Paulus seine Gläubigen vor ihren tückischen Umtrieben warnen. Er behandelt diesen ganzen Fragenkomplex vorzüglich im Römer und Galaterbrief.“ (Kardinal Schuster)



Gebet über das Volk



Humiliate capita vestra Deo

Neiget in Demut euer Haupt vor Gott



"Wir bitten, o Herr Deine Rechte möge das flehende Volk schützen, läutern und huldvoll heranbilden, damit es durch die Tröstung in dieser Zeit den künftigen Gütern entgegenschreite. Durch unsern Herrn Jesus Christus ..."