Samstag nach dem 2. Fastensonntag

Quelle: Distrikt Deutschland

«Wir bitten Dich, o Herr: gib unserem Fasten heilsamen Erfolg, auf daß die von uns übernommene Abtötung des Fleisches sich umsetze in Lebenskraft für unsere Seelen. Durch unseren Herrn Jesus Christus ... Amen.» (Kirchengebet am Samstag nach dem II. Fastensonntag)

Zusammenkunft des römischen Volkes ist heute an der Basilika San Clemente. Nur 300 Meter davon entfernt liegt die Stationskirche San Pietro e Marcellino. Diese Basilika der diokletianischen Blutzeugen, die im Canon der hl. Messe angerufen werden, wurde zur Zeit des Papstes Siricius (384-399) erbaut, vielleicht über dem Haus eines der beiden Martyrer.

«Papst Damasus erfuhr, als er noch ein Knabe war, die näheren Umstände des Martyriums des hl. Petrus und Marcellinus vom Henker selbst: Das heutige Meßformular verwendet in den Lesungen die Erzählungen von den ungleichen Brüdern Esau und Jakob und das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Möglicherweise ist dies eine Anspielung auf den Scharfrichter, der durch Empfang der hl. Taufe und durch Buße sein Verbrechen sühnte.» (Sel. Ildefons Kardinal Schuster OSB, 1880-1954)

 

Lesung (1 Moses 27, 6-40):

In jenen Tagen sprach Rebekka zu ihrem Sohne Jakob also: "Ich habe eben gehört, wie mit deinem Bruder Esau dein Vater redete und sprach: 

‘Hol mir ein Wild und bereite mir Leckerbissen zum Essen! Dann segne ich dich mit des Herrn Zustimmung vor meinem Tode.’ 

Nun, mein Sohn, folg meinem Rat, was ich dich heiße! 

Geh zum Kleinvieh! Hol mir von dort zwei schöne Ziegenböckchen, daß ich sie für deinen Vater zu Leckerbissen bereite, wie er's liebt! 

Dann bringst du sie deinem Vater zum Essen, auf daß er dich segne vor seinem Tode." 

Da sprach Jakob zu seiner Mutter Rebekka: "Aber mein Bruder Esau ist sehr stark behaart, indes ich glatt bin. 

Vielleicht betastet mich mein Vater; dann stehe ich vor ihm als Possenreißer da und bringe über mich nur Fluch, nicht Segen." 

Da sprach seine Mutter zu ihm: "Auf mich falle die Verfluchung, die dir gilt, mein Sohn! Folge meinem Rat! Geh hin und hol es mir!" 

Da ging er, holte und brachte es seiner Mutter, und seine Mutter bereitete Leckerbissen, wie sein Vater sie liebte. 

Dann holte Rebekka ihres ältesten Sohnes Esau Kleider, die sie im Hause drinnen hatte, und zog sie ihrem jüngeren Sohne Jakob an. 

Die Ziegenböckchenfelle aber hatte sie um seine Arme und seinen glatten Hals gelegt. 

Dann gab sie die Leckerbissen samt dem Brot, wie sie's bereitet hatte, ihrem Sohne Jakob in die Hand. 

So kam er zu seinem Vater und sprach: "Mein Vater!" Er antwortete: "Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?" 

Da sprach Jakob zu seinem Vater: "Ich bin dein Erstgeborener, Esau. Ich habe getan, wie du mir gesagt. Auf! Iß von meinem Wildbret, auf daß mich deine Seele segne!" 

Da sprach Isaak zu seinem Sohn: "Wie hast du's, mein Sohn, so schnell gefunden?" Er sprach: "Der Herr, dein Gott, hat es mir in den Weg laufen lassen." 

Da sprach Isaak zu Jakob: "Tritt näher, mein Sohn, daß ich dich betaste! Bist du wirklich mein Sohn Esau? Bist du's nicht?" 

Da trat Jakob näher zu seinem Vater Isaak. Er betastete ihn und sprach: "Die Stimme ist zwar Jakobs Stimme; die Arme aber sind Esaus Arme." 

Und er erkannte ihn nicht; denn seine Arme waren wie die seines Bruders Esau behaart. So gab er ihm den Segen. 

Er sprach: "Du bist also Esau, mein Sohn?" Er sprach: "Ja." 

Da sprach er: "So bring's mir her, daß ich von meines Sohnes Wildbret esse, damit dich meine Seele segne!" Da brachte er es ihm, und er aß; dann brachte er ihm Wein, und er trank. 

Nun sprach sein Vater Isaak zu ihm: "Tritt näher und küsse mich, mein Sohn!" 

Da trat er näher und küßte ihn. Da roch er den Duft seiner Kleider, segnete ihn und sprach: "Wahrhaftig, meines Sohnes Duft ist wie der Duft des Feldes, das der Herr gesegnet. 

Dir gebe Gott vom Himmelstau und von der Erde besten Früchten, des Kornes und des Weins die Fülle!

Dir sollen Völker dienen und Stämme sich vor dir verneigen! Sei Herrscher aber deine Brüder! Die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir verneigen! Wer dich verflucht, der sei verflucht! Und wer dich segnet, sei gesegnet!" 

Wie aber Isaak den Segen über Jakob beendet und Jakob kaum seinen Vater Isaak verlassen, kam sein Bruder Esau von seiner Jagd. 

Er bereitete gleichfalls Leckerbissen und brachte sie seinem Vater. Er sprach zu seinem Vater: "Mein Vater richte sich auf und esse von seines Sohnes Wildbret auf daß deine Seele mich segne!" 

Da sprach sein Vater Isaak zu ihm: "Wer bist du?" Er sprach: "Ich bin dein Sohn, dein Erstgeborener, Esau." 

Da erschrak Isaak über alle Maßen und sprach: "Wer in aller Welt ist der gewesen, der ein erjagtes Wild mir brachte, daß ich gehörig aß, bevor du kamst? Ihn segnete ich, und gesegnet wird er bleiben." 

Wie Esau die Worte seines Vaters vernahm, schrie er überlaut und bitterlich und sprach zu seinem Vater: "Mein Vater, segne auch mich!" 

Er sprach: "Dein Bruder ist mit List gekommen, und so nahm er dir deinen Segen." 

Da sprach er: "Heißt man ihn nicht Jakob? Schon zum zweitenmal betrog er mich. Mein Erstgeburtsrecht hat er genommen; jetzt nimmt er mir auch den Segen." Dann sprach er: "Hast du mir keinen Segen aufbewahrt?" 

Darauf erwiderte Isaak und sprach zu Esau: "Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt. All seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gegeben und ihn mit Korn und Most belehnt. Was in aller Welt kann ich dir tun, mein Sohn?" 

Da sprach Esau zu seinem Vater: "Hast du nur den einen Segen, mein Vater? Mein Vater, segne doch auch mich!" und Esau fing laut zu weinen an. 

Darauf hub sein Vater Isaak an und sprach zu ihm: „Im Fette der Erde und im Tau des Himmels von oben her soll dein Segen bestehen.“»

 

Auslegung der Lesung: «Auslegung der Lesung: Jakob, der sich für den erstgeborenen Bruder Esau ausgibt und dadurch den väterlichen Segen erlangt, ist ein Vorbild der Heiden, die nach dem göttlichen Heilsplan die Stelle des auserwählten Volkes einnehmen. Ihre Mängel werden durch die Verdienste Jesu Christi zugedeckt, gleichwie die Tierfelle Hals und Hände Jakobs bedeckten.» (Kardinal Schuster, +1954)

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (15-11-32):

In jener Zeit trug Jesus dem Pharisäern und Schriftgelehrten folgendes Gleichnis vor: "Ein Mann hatte zwei Söhne. 

Der jüngere sprach zum Vater: 'Vater, gib mir den Anteil des Vermögens, der mir zukommt.' Dieser teilte das Vermögen unter sie. 

Einige Tage später packte der jüngere Sohn all sein Gut zusammen und zog in ein fremdes Land. Dort verschwendete er sein Vermögen durch ein liederliches Leben. 

Als er alles durchgebracht hatte, entstand überall in jenem Lande schwere Hungersnot, und allmählich litt er bittere Not. 

Da ging er hin und drängte sich einem Bürger dieses Landes auf. Und dieser schickte ihn auf seine Felder, um dort die Schweine zu hüten. 

Zu gern hätte er nun seinen Magen mit den Schoten angefüllt, die die Schweine fraßen; doch niemand gab sie ihm. 

Da kam er wieder zur Besinnung, und er sprach: 'Wie viele Taglöhner bei meinem Vater haben Brot im Überfluß, und ich komme hier vor Hunger um! 

Ich will mich aufmachen, zu meinem Vater gehen und ihm sagen: ‚Vater, ich habe gesündigt wider den Himmel und vor dir;  ich bin nicht wert, dein Sohn zu heißen, halte mich nur wie einen deiner Taglöhner.'

Da machte er sich auf und ging zu seinem Vater. Als er noch weit weg war, sah ihn schon sein Vater und ward von Mitleid gerührt. Er eilte ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. 

Da sprach zu ihm der Sohn: 'Vater, ich habe gesündigt wider den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.' 

Jedoch der Vater sagte seinen Knechten: 'Holt schnell das beste Kleid und zieht es ihm an; gebt ihm einen Ring an die Hand und Schuhe an die Füße. 

Holt auch das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. 

Denn dieser mein Sohn war tot und lebt nun wieder; er war verirrt und ist jetzt wiedergefunden.' Und sie fingen an, ein Freudenmahl zu halten.

Sein älterer Sohn war eben auf dem Felde. Als er auf dem Heimweg in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. 

Da rief er einen Knecht herbei und fragte, was dies zu bedeuten habe. 

Er sagte ihm: 'Dein Bruder ist gekommen; dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund zurückerhalten hat.' 

Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm gütlich zu. 

Er aber sprach zum Vater: 'Sieh, schon so viele Jahre diene ich dir und habe noch niemals einen deiner Befehle übertreten. Doch mir hast du noch nie auch nur ein Böcklein überlassen, damit ich mit meinen Freunden hätte ein Festmahl halten können. 

Jetzt aber, da dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren verpraßt hat, heimkommt, da hast du ihm das Mastkalb schlachten lassen.' 

Doch er entgegnete ihm: 'Mein Sohn, du bist mit bei mir, und all das meinige ist dein. 

Jedoch wir mußten fröhlich sein und jubeln; denn dieser dein Bruder war tot und lebt jetzt wieder; er war verirrt und ist wieder aufgefunden worden.'"

 

Auslegung des Evangeliums: «Das Gleichnis vom verlorenen Sohn führt die Allegorie der Lesung weiter. Der verlorene Sohn sind die Heiden. Diese haben ihre natürlichen Güter verschwendet, indem sie ihren Trieben und Leidenschaften folgten. Sie haben Gott nicht, wie es sich gebührt, mit dem natürlichen Licht der Vernunft erkennen wollen und deshalb gab sie Gott „schmachvollen Leidenschaften preis“ (1 Röm 1, 26). Das sind die Schoten, von denen sich die unreinen Tiere nähren. Der Bruder, der unwillig wird, weil der Vater dem reumütig zurückkehrenden Sohn ein Freudenfest veranstaltete, ist das jüdische Volk. Es tat alles, damit die Apostel den Heiden die Pforten der Erlösung nicht öffnen sollten.»  (Kardinal Schuster, +1954)

«Die aufrichtige Reue ihrer Verirrung, das demütige Bekenntnis, der feste Vorsatz, von nun an treu zu bleiben: das sind die einzigen und leichten Bedingungen, welcher der Vater von seinen verlorenen Söhnen fordert, um ihnen dagegen die ganze Fülle seiner Liebe zu schenken.» (Dom Prosper Gueranger OSB, 1805-1875)

«Seien wir nicht hartherzig gegen diejenigen, welche wir der verlorene Sohn aus weiter Ferne kommen. Auch wir standen einst fern. Wenn wir jetzt zu dem einen Volk, dem Gottesvolk gehören, so geschah es, weil der gute Hirt uns zur Herde zurückgeführt hat. Irrenden müssen wir die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, ihnen die Bekehrung erleichtern und uns mit Jesus und den Engeln im Himmel freuen, wenn ein verirrter Sünder den rechten Weg wieder findet.» (Kardinal Schuster, +1954)

 

Gebet über das Volk

Lasset uns beten!

Neiget in Demut euer Haupt vor Gott!

«Wir bitten dich, o Herr; behüte Deine Familie unablässig in Deiner Vatergüte; sie findet ja die einzige Stütze ihrer Hoffnung nur in der himmlischen Gnade. Darum möge sie allzeit unter Deinem Schutze in Sicherheit sein. Durch unsern Herrn Jesus Christus ... Amen.»

Bild: San Pietro e Marcellino