Requiem für Pater Klaus Wodsack (1939 – 2022)
Predigt von Pater Franz Schmidberger am 12. Mai 2022 in Zaitzkofen
Gott, Du hast unter den Nachfolgern der Apostel im Priesteramt
Deinen Diener Klaus mit der priesterlichen Würde ausgezeichnet;
darum bitten wir: Er möge mit ihnen zur ewigen Gemeinschaft
vereint werden. Durch Christus unseren Herrn
(Messgebet für einen verstorbenen Priester)
Exzellenz,
hochwürdiger Herr Pater
Distriktoberer, liebe Mitbrüder,
verehrte Trauergemeinde,
tief bewegt umstehen wir die sterbliche Hülle von Hochwürden Herrn Pater Klaus Wodsack. Vor fünfzig Jahren sind wir zusammen ins Seminar in Ecône eingetreten, er am Rosenkranzfest 1972, ich eine Woche später. So waren wir Weggefährten, Streiter in den Geisteskämpfen der Kirche und arbeiteten zusammen beim Aufbau der Priesterbruderschaft in Deutschland. Ihn hat Gott jetzt, am vergangenen Freitagabend, in den ewigen Frieden abberufen. Vielleicht lassen die Lebensdaten des Verstorbenen seine Person und sein Schaffen ins Licht rücken.
Pater Wodsack wurde am Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus 1939 im Ermland, also in Ostpreußen, in eine katholische Familie hineingeboren. Ein Großonkel von ihm war Prälat der heiligen Kirche. Bald darauf brach der II. Weltkrieg aus; der Vater starb im Feld, die Mutter musste mit den Kindern beim Einmarsch der Russen fliehen und kam hier in den Westen.
Nach dem Gymnasium studierte Pater Wodsack zunächst Journalistik, dann Philosophie in München bei Prof. Lauth. Dort kreuzten sich unsere Wege. Ungefähr zur gleichen Zeit, 1971, reifte in uns die Berufung zum Priestertum. So fuhren wir mit Prof. Lauth im Frühjahr 1972 nach Fribourg und dienten Erzbischof Lefebvre am Sonntag Laetare, dem 12. März, bei der heiligen Messe, bei der der Introitus so lautet:
Freu dich, Jerusalem! Kommt alle zusammen, die ihr es liebt;
froh überlaßt euch der Freude, die ihr traurig waret;
frohlocken sollet ihr und satt euch trinken
an der Tröstung Überfülle, die euch quillt. (Ps. 121, 1)
Wie freute ich mich, da man mir sagte: Wir ziehen zum Hause des Herrn.
Diese Worte wurden uns Programm und Lebensinhalt.
Zwei Wochen später besuchten wir auf Einladung des Erzbischofs hin das Priesterseminar Ecône im Wallis. Unser Eintritt nahm feste Gestalt an. Im Oktober wurde er Wirklichkeit. Wegen unseres Philosophiestudiums in München wurde uns ein Studienjahr von den damals fünf Ausbildungsjahren geschenkt.
So empfing Pater Wodsack an seinem 37. Geburtstag, am Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus, in Ecône die Priesterweihe aus den Händen unseres Gründers.
Seine Primiz feierte er am Fest der Heimsuchung Mariens, am 2. Juli, in der Pfarrkirche in Hattersheim bei Hochwürden Herrn Pfarrer Milch.
Noch vor der Weihe hatte der Erzbischof unsere Aufgaben so aufgeteilt: Pater Wodsack sollte sich um den Aufbau des Apostolates in Deutschland kümmern, ich um die Gründung des Priesterseminars in Weissbad, südlich von St. Gallen.
Durch Gottes Fügung wurde uns im Sommer 1976 eine Haushälfte in der Hohenaschauer Straße 98 in München durch eine Erbschaft zuteil. So ließ er sich dort nieder. Das erste Priorat der Priesterbruderschaft St. Pius X. war gegründet. Ein Ordenspriester von außen schloss sich ihm vorübergehend an, dann auch der Spiritanerbruder Vinzenz Loer. Er besuchte verschiedene Gläubigengruppen in Deutschland, insbesondere in Stuttgart, Hamburg, Lübeck und Regensburg und fand im Herbst in der Schmellerstraße 18 in München zwei Räume für die Einrichtung einer Werktags- und einer Sonntagskapelle. Die Gemeinde wuchs verhältnismäßig rasch, aber schon bald zeigte sich, dass Pater Wodsack als Mann des Geistes und der Studien nicht für dieses Apostolat geschaffen war.
Anfang 1978 musste er sich erschöpft zurückziehen, während Pater Bossong und Herr Dr. Storck (1973 vom Missionsbischof Blasius Kurz zum Priester geweiht) in München die Seelsorge weiterführten.
Nach einer Ruhepause konnte Pater Wodsack seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Er unterrichtete Kirchengeschichte in Ecône und Zaitzkofen, führte ab dem Sommer 1984 fast zehn Jahre lang die Seminaristen jeweils für einen Monat nach Rom, um die ewige Stadt kennen und lieben zu lernen. „Er hat uns viel vermittelt“ sagte dieser Tage ein Mitbruder, einer seiner ehemaligen Schüler. Ein anderer fügte hinzu: „Ich habe Pater Wodsack immer geschätzt; seine Gesellschaft und die Unterhaltungen mit ihm waren oft sehr lebhaft und waren nie langweilig. Er hatte einen außergewöhnlichen Charakter und eine starke Idiosynkrasie, die ohne Zweifel den nicht immer leichten Lebenslauf erklären.“
Die Verbundenheit mit dem ewigen Rom, der Besuch der Gräber der Apostel und Martyrer, das Gebet an diesen, die Begeisterung für das Heilige Römische Reich verwurzelte sich täglich tiefer in seiner Seele.
Ab Anfang der 90er Jahre hatte er verschiedene Seelsorgstationen inne:
Das Mädchengymnasium in Schönenberg, das Priorat München, die Karmelitinnen in Chexbres in der Schweiz, das Distrikthaus Jaidhof in Österreich, das Priorat Stuttgart und auch den damaligen Karmel in Brilon-Wald. Er galt als hervorragender Beichtvater. „Seine Beichtzusprüche ließen einen fast abheben“ schrieb mir noch vor wenigen Wochen eine Gläubige. In besonderer Weise durchdrang in Hamburg, seiner letzten Seelsorgstation, die verklärende Gnade Gottes die Altersmilde, wobei ihm als Beter der Rosenkranz besonders lieb und teuer war. So strahlte er auf die Hamburger Gläubigen eine große Güte aus. Hier das Zeugnis einer Frau, die sich in besonderer Weise um ihn kümmerte:
„Schon die letzten Monate haben mir seine wertschätzende Art, seine Freude, sein Lachen und der Schalk in seinen Augen gefehlt. Seine Wertschätzung durfte jeder erfahren, der ihn kannte.
Seine Bücher und jedes geschriebene gute Wort waren ihm heilig, Briefe, Karten, Vorträge, alles hatte Platz, nicht nur auf dem Dachboden, sondern vor allem in seinem Herzen.
Was mir bleibt, ist die dankbare Erinnerung an einen Menschen, der alles gegeben hat, meine Seele zu heilen und die der anderen…
Die Begegnungen mit Pater Wodsack sind ein großer Schatz in meinem Leben, sie waren immer ehrlich und ohne Umschweife. Er sagte die Wahrheit und konnte sie auch gut vertragen.
Ich habe den Pater nie als schwierig empfunden, sondern ausschließlich als eine große Bereicherung auf meinem Lebensweg.“
Am 30. November letzten Jahres siedelte er ins Seniorenheim Weihungszell über, wo er die heilige Messe aufgrund physischer und psychischer Schwäche nicht mehr zelebrieren konnte. Am späten Abend des 6. Mai, dem Jahrestag der Aufhebung der Bruderschaft dem Buchstaben nach, hat er seine Seele Gott zurückgegeben.
In Pater Wodsack verlieren wir für unsere Bruderschaft eine ehrwürdige Priestergestalt, und mit Ergriffenheit tragen wir ein großes Stück Gründungsgeschichte der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Deutschland mit ihm zu Grabe.
Wir wollen die Seele unseres Mitbruders der Mutter der Barmherzigkeit anvertrauen und sie bitten, ihm Jesus, die gebenedeite Frucht ihres Leibes, als Lohn für alle Mühen auf dem irdischen Lebensweg zu zeigen.
Lieber Pater Klaus, bitte du jetzt an Gottes Thron für die römische Kirche mit dem Papst, für die Priesterbruderschaft St. Pius X., für all deine ehemaligen Schüler in Kirchengeschichte und für all deine Beichtkinder. Wir aber wollen fürbittend für dich beim lieben Gott einstehen, damit du, sollte dich noch irgendeine Kette im Fegfeuer zurückhalten, bald in die himmlische Glorie aufgenommen werdest und teilhabest an der Feier der Liturgie des Himmels.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.