Regenswechsel in Zaitzkofen
Pater Stefan Pfluger
Als Erstes muss an dieser Stelle ein Gerücht korrigiert werden: Pater Franz Schmidberger geht nicht in den Ruhestand. Beides – Pater Schmidberger und Ruhestand – gehen nicht miteinander. Das würde nicht seinem Wesen entsprechen.
Zum einen bleibt er Mitglied der Generalleitung der Priesterbruderschaft. Das Generalkapitel von 2018 hat ihn zum Generalrat gewählt. Damit bleibt er einer der höheren Oberen.
Zum anderen hat der Generalobere, Pater Davide Pagliarani, ihn ausdrücklich für den deutschen Distrikt bestimmt, um hier zu wirken. Pater Schmidberger ist ja kirchlich in seinen besten Jahren. Mit 73 Jahren hat Erzbischof Lefebvre erst richtig begonnen …
In einer kleinen, aber würdigen Feier wurde Pater Franz Schmidberger am Montag nach den Priesterweihen, am 22. Juni, im Priesterseminar Herz Jesu verabschiedet. Kleine Ansprachen und musikalische Beiträge schmückten die kleine Feier aus, die durchtränkt war von heiterem Humor. Einige Seminaristen gaben Kostproben ihrer großartigen Talente.
Nach sieben Jahren übergibt Pater Franz Schmidberger das Amt des Regens des Priesterseminars Herz Jesu an Pater Pascal Schreiber. Das Ende des Studienjahres im Priesterseminar bedeutete für ihn das Ende der schönsten Aufgabe, die die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu bieten hat: Leviten zum Weihealtar zu führen, Seminaristen auf dem Weg zum katholischen Priestertum zu begleiten, aus jungen Menschen Männer des Gebetes und des Opfers zu formen. Für diesen treuen Dienst sei ihm von Seiten der Mitbrüder, ja im Namen der ganzen Bruderschafts-Familie, zu der ja auch unsere Ordensbrüder, Ordensschwestern, Oblatinnen, Tertiaren und die vielen Katholiken gehören, die in der Not Zuflucht bei den „Priestern von Ecône“ suchen, ganz herzlich gedankt.
Er gehört zur ersten Generation der Priesterbruderschaft. Wie kaum ein anderer unserer Mitbrüder hat er in den vergangenen Jahrzehnten die Welt durchwandert und auf allen fünf Kontinenten das Werk von Mgr. Marcel Lefebvre ausgebreitet.
Er stand auch am Anfang des großen Werkes der Priesterausbildung in Zaitzkofen. Er war schon ab 1975 im Priesterseminar in Weissbad tätig und wurde 1978 zum Gründungsregens des Priesterseminars Herz Jesu in Zaitzkofen. Seit der Gründung sind in unserem Seminar dort 144 Priester geweiht worden – ausschließlich für die ehrwürdige tridentinische Messe. Wenn diese heute, trotz vatikanischer „Beerdigung“ im Jahr 1969, noch lebendig ist, dann ist das auch diesem Werk geschuldet.
Zusammen mit Pater Klaus Wodsack, dem Senior des deutschen Distrikts, begründete Pater Schmidberger das Apostolat in Deutschland. Sein Wirken strahlte aus in den ganzen deutschsprachigen Raum.
Er gründete 1977 die Katholische Jugendbewegung, die so herrliche Früchte hervorgebracht hat, sowohl an Berufungen als auch an katholischen Familien.
Er gründete das Mitteilungsblatt, das im September dieses Jahres zum 500. Mal erscheinen wird.
1982 wählte ihn das Generalkapitel zum Koadjutor unseres verehrten Stifters, der ihm ein Jahr später seinen Platz des Generaloberen überließ. Die zwölf Jahre seiner Leitung waren geprägt von der weltweiten Ausbreitung der Bruderschaft. Später übernahm er im Auftrag des Generalhauses verschiedene Ämter, das des Distriktoberen in Österreich, in Deutschland, des Regens in Zaitzkofen (sogar zweimal: 2003–2005 und 2013–2020). Sein Enthusiasmus hat manche Mitbrüder herausgefordert, seine Tugend ist aber allen ein Vorbild gewesen.
Nach einem Jahr als Distriktoberer weiß ich, welche Mühen, Sorgen und Kreuze täglich mit dem Amt eines höheren Oberen verbunden sind. Pater Schmidberger hat sich viele Jahre diesen Aufgaben gestellt. Seit seiner Priesterweihe hat er, bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ununterbrochen diese speziellen Prüfungen als höherer Oberer getragen!
Ein Wort bei seiner Abschiedsrede in Zaitzkofen hat mich sehr beeindruckt. Er sagte: „Wir haben der Kirche zu dienen, nicht uns ihrer zu bedienen.“ Dieser kirchliche Geist ist der Geist der Priesterbruderschaft, den Pater Schmidberger uns mitgegeben hat. Wir sind nur Diener unserer Heiligen Mutter, der Römischen Kirche.
Pater Schmidberger wird sich im deutschen Distrikt vor allem drei Aufgabenbereichen widmen: Zum einem ist er Prior von Stuttgart und daher „Vater“ der größten Prioratsgemeinschaft des Distrikts. Dann wird er sich um die befreundeten Priester kümmern und sie in ihrem Dienst stärken und stützen. Schließlich wird er das Exerzitienwerk des Distrikts, das von Pater Robert Schmitt geleitet wird, verstärken.
Wir wünschen ihm dafür Gottes reichsten Segen und den Schutz der allerseligsten Jungfrau, der Hüterin des Glaubens.