Profess in Göffingen: Ganz groß und ganz schlicht!....

Quelle: Distrikt Deutschland

So begingen wir Göffinger Schwestern dieses Jahr unsere freudigsten Ereignisse:

am Weißen Sonntag die ewige Profess von Schwester Maria Verena Henggeler, und am 3. Mai zwei erste Professablegungen und eine Einkleidung.

"Denen, die Gott lieben, gereicht alles zum Guten". Daran kann selbst ein Coronavirus nichts ändern!

Die beiden Feiern wurden den gegenwärtigen Umständen angepasst. Als Hausgemeinschaft dürfen wir ja gemeinsam beten. So erglänzte also am 3. Sonntag nach Ostern unsere Noviziatskapelle - die an solche Ehren nicht gewöhnt ist - in ihrem besten Festtagsschmuck, das kleine Örgelchen wurde von zwei Querflöten unterstützt, und die Schwesterngemeinschaft sang aus frohem Herzen das "Jubilate Deo!" Unsere drei Göffinger Priester, die hochwürdigen Patres Dickele, Markus Pius Pfluger und Kampmann feierten das levitierte Amt.

Nach den Worten Erzbischof Lefebvres hat die Kirche in ihrer weisen Absicht die Ordensgelübde an den Moment des Offertoriums der hl. Messe geknüpft. Die Selbsthingabe der Ordensschwestern ist ganz eng verbunden mit der Opferung des makellosen Gotteslammes. So trat also zuerst unsere  Postulantin (aus dem südlichen Schwarzwald) vor den Altar, sprach entschlossen ihr "Adsum" und empfing das schwarze Gewand Unserer lieben Frau vom Mitleiden mit dem weißen Schleier. Als Schwester Maria Valeria kehrte sie an ihren Platz zurück. Danach legten die beiden Novizinnen (eine Holländerin und eine Schweizerin) vor geöffnetem Tabernakel ihre ersten Gelübde ab. Die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams bedeuten eine freiwillige Entsagung von allem, was wir Menschen in diesem irdischen Leben besitzen dürfen (persönliches Eigentum, eigene Familie, eigener Wille). Sie sind somit eine Ganzhingabe an Gott. Als sichtbares Zeichen erhält die Braut Christi den schwarzen Schleier, den Ring und das Kruzifix. Vor vielen Jahren erklärte unser Gründer deren Bedeutung: "Der Schleier ist ein Zeichen für die Beschaulichkeit. Er bedeutet die Trennung Ihres Geistes, Ihrer Gedanken von den Dingen dieser Welt, um ganz auf unseren Herrn ausgerichtet zu sein ... Der Ring bedeutet die Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus. Lieben heißt, sich selbst ganz verlassen, um sich dem Geliebten zu schenken, alles aufgeben, was unsere Hinneigung zu Gott begrenzen könnte. Liebe behält nichts für sich selbst ... Das Kreuz schließlich ist die Zusammenfassung der ganzen Liebe. Nichts zeigt so klar die Liebe Gottes zu den Menschen und der Menschen zu Gott. Dieser Akt der Liebe unseres Herrn am Kreuz gab Ihm eine unvorstellbare Freude und Herrlichkeit. Welch ein Geheimnis! Das Kreuz lässt uns erschaudern und doch finden wir gerade darin unser Glück, unsere Freude ..." ( Erzbischof Marcel Lefebvre im Mutterhaus am 29.9.1978).

In dieser ernsten Freude hatte schon zwei Wochen früher Schwester Maria Verena sich Gott geopfert durch die ewigen Gelübde. Diese Zeremonie ist denkbar einfach: Kein neues Gewand, keinerlei äußere Zeichen, nur ein anderes Wort in der Gelübdeformel: "für immer"! Für unsere Schwester konnten keine Angehörigen kommen, und doch muss unsere Kapelle ganz schön voll gewesen sein - von himmlischen Gästen! Denn in der Gelübdeformel heißt es: " In Gegenwart Unseres Herrn Jesus Christus ... , meines heiligen Schutzengels, ... und des ganzen himmlischen Hofes, lege ich ... Gott für immer die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab ..."

Da der vorgesehene Exerzitienprediger nicht über die Grenze kommen konnte, sprang freundlicherweise Pater Markus P. Pfluger ein - Mitglied der Göffinger Hausgemeinschaft. Mit seiner Hilfe betrachteten wir eine Woche lang "Christus vor Augen - Christus im Herzen - Christus an der Hand." "Vor Augen" hatten wir den Herrn dank der Betrachtung seines gottmenschlichen Lebens; "im Herzen" sollen wir Ihn behalten durch die ständige Pflege der Gegenwart Gottes. Zum "an der Hand" gab der Pater uns einige recht konkrete Ratschläge für den Alltag.

Derart ausgerüstet gehen also unsere zwei neuen Professschwestern in ihr Leben, das gemischt ist aus Kontemplation und Apostolat. Im Moment bleiben sie natürlich noch in unserer Hausgemeinschaft. Später können sie unsere Schwesterngemeinschaften in einer Grundschule oder in den beiden schwer geprüften Altersheimen verstärken, oder auch mit weißem Habit in die Missionen gehen oder ... ganz einfach in Göffingen bleiben ... Gott allein weiß es. "Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige..."

In Ermangelung von Gästen wurden wir Schwestern an unserem Festtag selber zu Gästen: Am Nachmittag fuhren wir als glückliche Hausgemeinschaft nach Uttenweiler, einem Nachbardorf. Der dortige Pfarrer erwartete uns freundlich am Portal seiner Kirche und zeigte uns die schlichten aber sehenswerten Schönheiten des Gotteshauses und ließ uns zur Orgel hinauf, die ein wenig festlicher klang als das Göffinger Keyboard. Er selbst und alle zuhörenden Schwestern genossen die Akustik! Die Kirche birgt das Grab der seligen Uta, die - wohl aus gräflichem Geschlecht - hier um 800 ein jungfräuliches Leben der Gottes- und Nächstenliebe führte. Ein schönes Vorbild für uns!

Um 17 Uhr versammelten wir uns zur Vesper und Sakramentsandacht wieder in der Klosterkapelle, wo der Heiland im Tabernakel unsere jahrhundertealten Gebete segnet und diese Aufopferung unseres Ordenslebens zum himmlischen Altar empor trägt. Hier, im göttlichen Herzen, finden wir auch alle Angehörigen, Freunde und Wohltäter, die sich mit unseren Gebeten und Danksagungen vereinen. Denn, "denen, die Gott lieben, gereicht alles zum Guten".