Priesterweihe 2020 im Seminar Herz Jesu in Zaitzkofen
Regens Pater Franz Schmidberger
Liebe Gläubige, verehrte Freunde und Wohltäter,
Deutschland muss wieder katholisch werden und mit Deutschland Europa, mit Europa die Welt. Das ist unmöglich, werden Sie sagen. Erzbischof Lefebvre ist da anderer Meinung: „Das ist nicht unmöglich, oder man müsste sagen, dass die Gnade des hl. Messopfers nicht mehr Gnade ist, dass Gott nicht mehr Gott ist, dass unser Herr Jesus Christus nicht mehr unser Herr Jesus Christus ist. Man muss auf die Gnade unseres Herrn vertrauen. Unser Herr ist allmächtig!“ Aber wie werden wir dieses Ziel erreichen? Durch gut ausgebildete, fromme und seeleneifrige Priester. Dafür arbeiten und beten wir im Seminar Herz Jesu in Zaitzkofen und in den anderen fünf Seminaren der Bruderschaft. Nach Kräften wollen wir Apostel heranbilden, Männer des Glaubens, des Gebetes und der Kirche, Männer Gottes und Väter der Seelen, wahre Missionare in einer gottlosen Welt.
I. Männer des Glaubens,
der im Volke fast ganz erloschen ist. Folglich bedarf es der Predigt, des Katechismusunterrichts für Kinder und auch Erwachsene, es bedarf der Vorträge, der Exerzitienkurse und Volksmissionen, um die Grundwahrheiten des Glaubens neu zu beleben. Unser Herr hat seine Apostel ausgesandt, um allen Völkern das Evangelium zu verkünden. Der hl. Paulus macht sich zum Echo dieser Worte, wenn er im Römerbrief sagt, der Glaube komme vom Hören: fides ex audito (Röm 10,17). Führen wir hier die Grundwahrheiten unseres Glaubens an, indem wir auf den Rundbrief Nr. 40 vom 2.2.1991 an die Freunde und Wohltäter zurückgreifen:
Es ist Gott genauso eigen zu existieren, wie es seiner Natur eigen ist, in drei Personen dazusein: Der Vater, der seinen gleich ewigen Sohn zeugt; der Heilige Geist, der vom Vater und vom Sohne durch Hauchung ausgeht1. Der einzige wahre Gott ist also die allerheiligste Dreifaltigkeit2. Durch die Vernunft erkennen wir das Dasein Gottes3; durch die Offenbarung sein dreifaltiges Wesen4.
Gott ist also wesentlich und ewig Vater, Vater im Bezug auf seinen eingeborenen Sohn. Es gibt keinen anderen Gott außer ihm5, weder Allah, noch Buddha, noch den Weltbaumeister der Freimaurer.
Die Menschwerdung ist die Fortsetzung der ewigen innertrinitarischen Zeugung nach außen.6
Der Islam leugnet die allerheiligste Dreifaltigkeit und logischerweise die Menschwerdung Gottes und wiederum logischerweise unsere Teilhabe am Leben des dreifaltigen Gottes als Brüder Christi und Miterben des Reiches Gottes.
Die Menschwerdung Gottes ist eine geschichtliche Tatsache: Das ewige Wort des Vaters hat eine menschliche Seele und einen menschlichen Leib angenommen in der einen zweiten göttlichen Person. Es wollte aus einer Jungfrau-Mutter geboren werden, der Gott als dem einzigen Geschöpf seine eigene Fruchtbarkeit mitgeteilt hat. Das Verderben für das Menschengeschlecht kam durch den Sündenfall eines Menschenpaares; so sollte denn dem neuen Adam eine neue Eva zugeordnet sein: Jesus Christus und seine hochheilige Mutter sind die Stammeltern der im Heiligen Geist erneuerten Menschheit.
Das fleischgewordene Wort, unser Herr Jesu Christus, ist der einzige Erlöser der Welt, der universale Mittler zwischen Gott und den Menschen, der einzige Hohepriester des Neuen Testamentes, die endgültige und persönliche Selbstoffenbarung Gottes, der einzige König und Herrscher aller Dinge. Die unbedingte Anerkennung seiner allumfassenden Herrscherrechte, sowohl von Seiten des Einzelnen als auch von Seiten der Gesellschaft und der Völker, ist die Grundvoraussetzung für einen bleibenden Frieden in den Herzen und in der Welt. Gott wird die von ihm abgefallenen Völker so lange züchtigen, und sei es durch ein kleines Virus, bis sie auf den Knien rufen: „Ehre, Lob, Ruhm sei Dir, Christkönig, Erlöser!“7
In seinem Opfertod am Kreuz hat Christus eine Kirche gegründet, seine makellose Braut, die er eingesetzt hat, um sein eigenes Erlösungswerk nach seiner Rückkehr zum Vater durch sie in Raum und Zeit fortzusetzen. Ihr sendet er den Heiligen Geist, der sie belehrt und von allem Irrtum bewahrt, der sie heiligt und leitet. Ihr hat er seine gesamte Lehre, sein Gesetz und seine Gnadenmittel anvertraut, insbesondere sein Kreuzesopfer in der unblutigen Form des hl. Messopfers und die sieben Sakramente, zu feiern und zu verwalten durch das von ihm gestiftete Priestertum des Neuen Bundes.
Diese Kirche ist göttlich und menschlich zugleich. Sie ist einig, heilig, katholisch oder allgemein, apostolisch und auf den römischen Papst als Stellvertreter Jesu Christi auf Erden gebaut. Er ist unfehlbar, wenn er als oberster Hirt und Lehrer eine Glaubens- oder Sittenlehre endgültig entscheidet, die dann von der ganzen Kirche festzuhalten ist.8 Er hat darüber hinaus den universellen Jurisdiktionsprimat inne.
Die Kirche ist missionarisch, nicht ökumenisch, und führt den Dialog mit den außerhalb von ihr stehenden Menschen im Wesentlichen nur um deren Bekehrung willen.
Sie ist das Reich Gottes auf Erden. Wir treten in dieses ein durch Glaube und Taufe, welche die Erbsünde in uns tilgt, uns zu Tempeln des Heiligen Geistes gestaltet und des göttlichen Lebens teilhaftig macht; sie pfropft uns darüber hinaus als lebendige Reiser dem wahren Weinstock Jesus Christus auf, so dass wir wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wahre Kinder Gottes, Brüder Christi und Miterben der himmlischen Herrlichkeit sind. Bekehrung, Buße, Glaube an Christus und Annahme seiner Stiftungen sind Voraussetzung für das Heil9.
Die katholische Kirche ist der einzige Weg des Heils; indes wirkt sie auch außerhalb ihrer sichtbaren Grenzen durch dort möglicherweise verstreute Wahrheitselemente, die aber von Rechts wegen alle ihr gehören. Keine der anderen Konfessionen und Religionen außerhalb der vom Gottmenschen selbst gestifteten ist also ein Weg des Heils; sie sind eher Wege des Verderbens; denn trotz der Heilselemente, die sich in ihnen finden können, führen sie aus sich selbst heraus entweder von Christus oder von der von Christus gestifteten Kirche weg.10 Das Religionstreffen von Assisi am 27. Oktober 1986 und alle Folgetreffen dieser Art sind ein einzigartiger Skandal und eine große Irreführung der Seelen.
Lebt der außerhalb der Kirche Stehende – sei er Protestant, Jude, Moslem oder Heide – im unüberwindbaren Irrtum gemäß seinem Gewissen, so entschuldigt ihn dies von Schuld, schenkt ihm aber noch nicht das Heil. Will er gerettet werden, so „muss er glauben, dass Gott ist und dass er denen, die ihn suchen, ein Vergelter ist“ (Hebr 11,6); er muss also seine Sünden bereuen und die gesamte Offenbarung in dem Maß annehmen, als sie ihm authentisch verkündet wird. Man wird durch den Glauben und die Gnade gerettet – oder man wird nicht gerettet. Niemand, absolut niemand wird schon deshalb gerettet, weil er im natürlichen Bereich ein liebenswürdiger Mensch ist.
Die Heiligen des Himmels sind schon vollendeter Teil der Kirche Jesu Christi; insbesondere gilt dies für die allerseligste Jungfrau Maria, die nicht nur der Seele, sondern auch dem Leibe nach endgültig verherrlicht ist und in der beseligenden Anschauung Gottes als Vermittlerin aller Gnaden wirkt.
Christus wird am Ende der Zeit wiederkehren, um die Lebenden und die Toten zu richten. Die an den eingeborenen Sohn Gottes geglaubt und ihr Leben nach seinen Geboten ausgerichtet haben, werden in das ewige Leben eingehen; die anderen werden der ewigen Verdammnis anheimfallen.
II. Männer der hl. Messe
Wir halten unverbrüchlich an der überlieferten Form des hl. Messopfers fest, indem wir uns auf die Bulle Quo primum von Papst Pius V. vom 14. Juli 1570 berufen, und wir appellieren an all unsere Priesterfreunde, ein Gleiches zu tun:
„Kraft Apostolischer Autorität gestatten und bewilligen Wir, im Sinne des vorliegenden Schreibens, und gleichfalls mit beständiger Wirksamkeit: Nach ebendiesem Messbuch ist ohne Unterschied in jeder Kirche die Messe zu singen und zu lesen, und zwar ohne jede Unruhe des Gewissens, und ohne in irgendwelche Strafen, Urteilssprüche oder Tadel zu fallen, die als Folge davon irgendwie eintreten könnten; vielmehr kann man immer davon frei und erlaubt Gebrauch machen und ist dazu berechtigt. Und keine Bischöfe, Amtsträger, Kanoniker, Kapläne und anderen Weltpriester jeglichen Namens und Titels, und keine Ordensgeistlichen aus welcher solchen Gemeinschaft auch immer dürfen verpflichtet werden, die heilige Messe anders zu zelebrieren, als es von Uns festgesetzt worden ist. Sie dürfen auch nicht, von wem auch immer, dazu gezwungen und genötigt werden, dieses Messbuch abzuändern. Auch kann dieses vorliegende Schreiben nie und zu keiner Zeit widerrufen oder eingeschränkt werden: Wir bestimmen und erklären vielmehr in gleicher Weise, dass es für immer fest in seiner unerschütterlich gültigen Kraft bestehen bleibt.“
Das Gesetz des Betens bestimmt das Gesetz des Glaubens. In der altehrwürdigen, römischen Liturgie scheinen alle Glaubenswahrheiten unserer heiligen Religion wunderbar auf. Sie ist die Zusammenfassung dieser ganzen katholischen Religion, der Widerschein der im 4. und 5. Kapitel der Apokalypse beschriebenen himmlischen Liturgie, ja, der auf die Erde niedergestiegene Himmel selbst. Hunderte von Generationen von Priestern und Gläubigen haben sich durch sie gerettet und geheiligt. Für diese heilige Messe bilden wir unsere Seminaristen heran.
III. Apostel des Königtums Christi
Aus der Gnade des heiligen Messopfers wird die heilige Kirche, der Mystische Leib Christi, auferbaut und das Königtum Christi der Welt verkündet, wird der Friede Christi im Reiche Christi begründet, ausgebreitet und befestigt, wie schon die Väter des Alten Testamentes dieses Königtum angekündigt haben: „Dein Thron, o Gott, steht festgegründet ewiglich; ein Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Königtums (Ps 44,7).
In seinen Tagen wird die Gerechtigkeit aufsprossen und die Fülle des Friedens … Und er wird von einem Meere zum anderen herrschen und vom Strome bis an die Grenzen des Erdenrundes (Ps 46,7–8).
Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt, und die Herrschaft ruht auf seinen Schultern; sein Name wird sein: Wunderbarer, Ratgeber, Gott, starker Held, Vater der Zukunft, Fürst des Friedens. Sein Reich wird ständig wachsen, und ein Friede wird sein ohne Ende. Auf dem Throne Davids und über dessen Reich wird er herrschen, dass er es festige und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit (Is 9,6–7).
Ich schaute weiter im Nachtgesicht: siehe da kam einer auf den Wolken des Himmels, ähnlich einem Menschensohne, und er gelangte bis zu dem Hochbetagten und ward vor ihn geführt. Ihm wurde Macht, Ruhm und Reich verliehen; ihm sollten alle Völker, Stämme und Zungen dienen; seine Herrschaft ist ewige Herrschaft, die ihm nicht genommen werden kann, und sein Reich wird unzerstörbar sein (Dan 7, 13–14).
Der Erzengel Gabriel verkündet der Jungfrau Maria, sie werde einen Sohn gebären, dem Gott der Herr den Sitz seines Vaters David geben werde, der im Hause Jakobs ewig herrschen und dessen Reich kein Ende nehmen werde. Und unmittelbar vor seiner Himmelfahrt beteuert der Herr selbst, ihm sei alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Der Säkularismus in der Gesellschaft, die Verweltlichung des Klerus, die Zerstörung der Stadt Gottes und das Auferbauen der Stadt des Menschen an ihrer Stelle macht in letzter Konsequenz aus der Welt kein Paradies, sondern eine Hölle.
Obwohl wir wegen der Corona-Epidemie und der daraus folgenden staatlichen Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt keine Einladung zur Priesterweihe an Sie aussprechen können, freuen wir uns doch, dass voraussichtlich am Herz-Jesu-Fest, dem 19. Juni, drei junge Männer – ein Deutscher, ein Österreicher und ein Pole – den Weihealtar besteigen, um hinfort in der Kraft ihres Priestertums den katholischen Glauben zu predigen, die heilige Messe für Lebende und Verstorbene zu feiern und das Königtum Christi in der Welt zu verkünden und auszubreiten. Beten Sie für die Weihekandidaten, damit sie dem hohen Anspruch gerecht werden.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen (2 Kor 13,13).
Anmerkungen
1 Apostolisches Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater ... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn ... Ich glaube an den Heiligen Geist.
Nizänisch-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis: Ich glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater ... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn ... Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender.
2 Athanasisches Glaubensbekenntnis: »Wer selig werden will, muss vor allem den katholischen Glauben festhalten. Ein jeder, der diesen nicht in seinem ganzen Umfang und unverletzt bewahrt, geht ohne Zweifel auf ewig verloren. Der katholische Glaube aber ist der, dass wir einen Gott in drei Personen und drei Personen in der Einheit verehren ...«
3 „Lässt sich doch sein unsichtbares Wesen seit Erschaffung der Welt durch seine Werke mit den Augen des Geistes wahrnehmen“ (Röm 1,20).
4 „Niemand hat Gott gesehen. Der Eingeborene, der Gott ist, der im Schoße des Vaters ruht, hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18 ff.).
5 „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein“ (Deut 6,4); „Omnes dii gentium daemonia; alle Götter der Heiden sind Dämonen“ (Psalm 95,5).
6 Die Sendung im göttlichen Bereich setzt weder eine Unter- und Überordnung, noch ein Sichbewegen von einem Ort zum andern voraus; sie ist eine Sendung. Würden in Gott nicht mehrere Personen bestehen, so gäbe es keinen Vater, der seinen Sohn in die Welt sendet. Würde dann Gott noch unter uns auftreten, eine Kirche gründen, im allerheiligsten Sakrament unter uns wohnen, den Seelen den Heiligen Geist senden?
7 „Gloria, laus et honor tibi sit, Rex Christe Redemptor“: Akklamation vom Palmsonntag.
Wollen die Friedensdemonstranten wirklich dem Frieden in der Welt dienen, so mögen sie
auf katholische Familien, katholische Schulen und katholische Staaten hinarbeiten,
überall nach besten Kräften die Lehren der Bergpredigt verwirklichen und durchsetzen, und
für die Weihe der Völker an das Unbefleckte Herz Mariens, insbesondere für die Weihe Russlands sich einsetzen.
8 Vat. I, Dogmatische Konstitution »Pastor aeternus«, DS 3074.
9 „Wer nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, kann nicht in das Himmelreich eingehen“ (Joh 3,5).
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6).
„Niemand steigt in den Himmel hinauf als derjenige, der vom Himmel herabgestiegen ist, der Menschensohn, der im Himmel ist“ (Joh. 3, 13), (er steigt hinauf mit den ihm Eingegliederten). „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Mk 16,16).
Den jüdischen Behörden, die die Apostel wegen der durch Petrus gewährten Heilung des Gelähmten befragen, erwidert dieser: „Im Namen Jesu Christi, des Nazaräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat, steht dieser Mann gesund vor euch ... In keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4,10,12).
10 Leo XIII. schreibt in der Enzyklika Satis cognitum: „Aus der Natur des Glaubens folgt, dass nichts ihm so sehr widerspricht, als wenn man das eine glaubt und das andere verwirft. Die Kirche lehrt nämlich, dass der Glaube ... eine übernatürliche Tugend ist, durch die wir unter Anregung und mit Hilfe der Gnade Gottes seine Offenbarung für wahr halten, nicht wegen der natürlichen Vernunfteinsicht in den inneren Wahrheitsgehalt des Gegenstandes, sondern wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch andere irreführen kann (DS 3008). Wenn also von irgendeinem Gegenstande feststeht, dass er von Gott geoffenbart ist und man nicht daran glaubt, so glaubt man überhaupt nichts mit göttlichem Glauben. Was nämlich der Apostel Jakobus bezüglich einer Sünde auf dem Gebiete der Sittlichkeit behauptet, das gilt auch von einem Irrtum auf dem Gebiete des Glaubens: ‚Wer ... auch nur ein einziges Gebot ... übertritt, der versündigt sich gegen alle‘ (Jak 2,10). Das gilt sogar in noch höherem Maße vom Glaubensirrtum. Von einem Menschen, der nur ein Gebot übertreten hat, kann man nämlich mit geringerem Recht behaupten, er habe das ganze Gesetz übertreten, weil er doch offenbar die Majestät des göttlichen Gesetzgebers nur dann verachtet haben kann, wenn er den ausgesprochenen Willen dazu hatte. Wer hingegen die geoffenbarten Wahrheiten auch nur in einem Punkte leugnet, streift in Wirklichkeit den Glauben ganz ab, da er sich weigert, Gott als die höchste Wahrheit zu achten. In vielem sind sie mit mir, in wenigem sind sie nicht mit mir; aber wegen dieses Wenigen, in dem sie nicht mit mir einig gehen, nützt ihnen das Viele nichts, worin sie mit mir sind‘ (Augustinus, PL 36, 641).“