Presseschau – Kritik und Widerstand in Bezug auf Fiducia supplicans (3)

Quelle: FSSPX Aktuell

Der große Widerstand, den die Veröffentlichung von Fiducia supplicans weltweit hervorgerufen hat, hat Papst Franziskus nicht davon abgehalten, das Dokument, das die Segnung von nicht-religiös verheirateten oder gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt, hartnäckig zu verteidigen.

In der Kirche entstehen neue Trennungslinien. 

Im National Catholic Register vom 18. Januar befragt Edward Pentin unter der expliziten Überschrift „Einen Monat nach Fiducia supplicans zeigt die Opposition keine Anzeichen einer Schwächung“ den Professor für Geschichte, Roberto de Mattei. Er betont in seiner Antwort, dass „das römische Dokument eindeutig durch einen Modernismus gekennzeichnet ist, der die Treue zum Lehramt der Kirche behauptet, es aber gleichzeitig durch skrupellose intellektuelle Akrobatik umstößt“. 

Der italienische Wissenschaftler weist aber auch darauf hin, dass die Reaktionen auf das Dokument die neue Rolle offenbaren, die die Kirche in Afrika spielen soll: „Afrika verzeichnet den größten Zuwachs an getauften Katholiken“, und zitiert Kardinal Robert Sarah, der erklärte, die Bischöfe Afrikas seien „die Herolde der göttlichen Wahrheit angesichts der Macht und des Reichtums einiger Episkopate des Westens“, die „sich für fortschrittlich, modern und weise mit der Weisheit der Welt halten.“ 

In der Corrispondenza romana vom 24. Januar geht Roberto de Mattei auf die wachsende Bedeutung der Kirche in Afrika ein: „Das Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar [SCEAM] umfasst 35 nationale oder interregionale Bischofskonferenzen mit insgesamt 669 Bischöfen und 256 Millionen Gläubigen. Es wurde zu Recht festgestellt, dass die nordafrikanischen Bischöfe [die Fiducia supplicans befürworten] nur zehn Bischöfe in vier Staaten sind, und alle praktisch europäisch. Ihr Vorsitzender ist der spanische Kardinal Cristóbal López, der seit dem 29. Dezember 2017 Erzbischof von Rabat ist.“ 

Was dem italienischen Historiker auffällt, ist „der Riss, der nach Fiducia supplicans innerhalb dessen entstanden ist, was man in den Jahren des Zweiten Vatikanischen Konzils „die europäische Allianz“ nannte, die hauptsächlich aus den Bischöfen Deutschlands, Österreichs, Frankreichs, Hollands, Belgiens und der Schweiz bestand. Was zu denken gibt, ist vor allem die Kluft, die sich zwischen den belgischen und niederländischen Bischöfen aufgetan hat, wenn man die historischen, geografischen, sprachlichen und kulturellen Affinitäten zwischen den beiden Ländern bedenkt. Die belgischen Bischöfe haben in der Tat eine positive Position zum Dokument des Glaubensdiasteriums eingenommen, während die niederländischen Bischöfe vorsichtig, aber deutlich ihre Ablehnung zum Ausdruck gebracht haben.“ 

Und er stellte fest: „Heute werden im einst sehr katholischen Königreich Belgien die Kirchen verlassen, und der Islam ist die erste Religion im Land. Am 20. September 2022 veröffentlichten die flämischen Bischöfe ein Dokument mit dem Titel: „Homosexuellen pastoral nahe sein“. Ihr Sprecher Geert De Kerpel sagte der Tageszeitung Het Nieuwsblad am 19. Dezember 2023 [am Tag nach dem Erscheinen von Fiducia supplicans]: „Das ist ein sehr großer Fortschritt, weil er vom höchsten Organ der Kirche kommt und weil er auch ausdrücklich sagt, dass gleichgeschlechtliche Paare dann eine Segnung haben können.“ – Einen ganz anderen Weg hat die Kirche in den Niederlanden eingeschlagen, wo es blühende Zeichen der Wiedergeburt inmitten des derzeitigen Zerfalls des europäischen Katholizismus gibt.“ 

Dies veranlasste Roberto de Mattei, ebenfalls auf das nächste Konklave vorauszuschauen: „Die Existenz eines starken Kontrasts zwischen Bischöfen und Kardinälen innerhalb der Kirche ist nunmehr eine Realität, die nicht geleugnet werden kann. Und die Polarisierung, die heute entsteht, ist eine gute Sache, wenn sie zu einer lehrmäßigen Klärung führt, die beim nächsten Konklave ihren Höhepunkt erreichen könnte.“ Die Frage ist nur, ob diese doktrinelle Klärung stattfinden kann; dies setzt bischöflichen Mut voraus, der das Gegenteil der hofierender Karrieristen wäre. 

Am 2. Februar veröffentlichte Edward Pentin auf seiner Website einen Appell von Klerikern und Laien, in dem Kardinäle und Bischöfe aufgefordert werden, Fiducia supplicans zurückzuziehen. Den Unterzeichnern des Appells zufolge ist die weit verbreitete Ablehnung des Dokuments in weiten Teilen der Kirche gerechtfertigt. Was jedoch „absolut nicht zu rechtfertigen“ sei, so fügen sie hinzu, sei, dass die Kardinäle und Bischöfe „schweigen“ und so die Ausweitung eines Skandals zulassen, der bereits „schwerwiegend und öffentlich“ ist und dessen Fehler vom Heiligen Stuhl ausgeht. Sie warnen vor allem davor, dass „die kleinen, einfachen Gläubigen“ empört sind, „die keine Möglichkeit haben, sich zu orientieren und sich gegen diese Verwirrung zu wehren“. 

Daher „beschwören“ sie die Kardinäle und Bischöfe inbrünstig, zwei Aufgaben zu erfüllen: „die Anwendung dieses Dokuments sofort zu verbieten“ in ihren Diözesen und Papst Franziskus „direkt“ zu bitten, „dieses unglückliche Dokument dringend zurückzuziehen“, das „offensichtlich einen schweren Skandal produziert“. 

Sie schlussfolgern, dass der Papst „dringend“ eine „brüderliche Korrektur“ benötige, in der Hoffnung, „sein Pontifikat und seine eigene Person vor einem Makel zu bewahren, der ihn sonst unauslöschlich nicht nur in der Geschichte, sondern in der Ewigkeit kennzeichnen könnte“. 

Unter den Unterzeichnern finden sich einige bekannte Namen: Roberto de Mattei, Vorsitzender der Lepanto-Stiftung, Rom, Italien; Maike Hickson, PhD, Front Royal, Virginia, USA; Philip F. Lawler, Chefredakteur von Catholic World News, USA; Paolo Pasqualucci, Professor für Philosophie im Ruhestand, Juristische Fakultät Perugia, Italien; Aldo Maria Valli, Schriftsteller, Rom, Italien; John-Henry Westen, Mitbegründer und Chefredakteur von LifeSiteNews, USA. 

Dieser Ansatz mag zum Scheitern verurteilt sein. Tatsächlich erinnern wir uns daran, was Papst Franziskus mit Dubia, Bittgesuchen und Petitionen gemacht hat. Wichtig ist jedoch, dass man Zeugnis ablegt, damit die Kardinäle und Bischöfe nicht sagen können, dass sie nichts gewusst haben.