Predigt von Pater Davide Pagliarani: Das Königtum Christi

Quelle: Distrikt Deutschland

Predigt von Pater Davide Pagliarani in Lourdes am 28. Oktober 2018

Am Christkönigsfest versammelten sich 7.000 Pilger im französischen Marienwallfahrtsort Lourdes zu einer grossen Wallfahrt der Tradition. Mit Erlaubnis der kirchlichen Autoritäten zelebrierte Pater Davide Pagliarani, der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., das Amt in der unterirdischen Basilika des Heiligen Bezirks. Hier die Predigt von Pater General.

Es ist eine übergrosse Freude, das Christkönigsfest an diesem gesegneten Ort zu feiern, wo sich die Erde und der Himmel vor 160 Jahren getroffen, ja sozusagen berührt haben – und wo sie sich weiterhin berühren. Die beiden Wahrheiten, Geheimnisse und Dogmen unseres Glaubens, die wir heute feiern – das Christkönigsfest und die Unbefleckte Empfängnis –, sind sehr eng miteinander verbunden.

Die Heilige Schrift spricht sehr oft vom Königtum unseres Herrn Jesus Christus, besonders der hl. Paulus erwähnt es mehrere Male. Gerne will ich mit Ihnen für einige Momente eine bestimmte Stelle betrachten, wo der hl. Paulus im Detail beschreibt, was die Mission Christi heute sein soll und ist; wie unser Herr sein ewiges Königtum ausüben will, jetzt und durch die Weltgeschichte hindurch bis ans Ende der Zeit.

Das Königtum Christi ist ein Kampf gegen seine Feinde und für das Paradies

Der heilige Paulus sagt, dass am Tage der Auferstehung, am Ende der Zeiten, unser Herr das Königreich in die Hände seines Vaters zurückgeben wird, nachdem er alle Fürstentümer, alle Herrschaften und Gewalten dieser Welt vernichtet hat. Der hl. Paulus fügt hinzu: „Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde zu seinen Füssen niedergelegt hat“ (1 Kor. 15, 25). Dies ist also das Ziel dieser Königsherrschaft, welche ewig währt, jedoch in der gegenwärtigen Zeit in einer sehr spezifischen und besonderen Art ausgeübt wird. Die Königsherrschaft unseres Herrn Jesus Christus ist erobernd, missionarisch, kämpferisch, und ihr Ziel ist es, alles zu überwinden, was sich dem Reich Gottes entgegenstellt. Und „der letzte Feind, der besiegt werden wird, ist der Tod“ (ebd., V. 26), der Tod, welcher die direkte Folge der Sünde ist. In diesem Sinne ist er der erste Feind, den er am Tage der Auferstehung von den Toten für immer besiegen wird.

Aber der hl. Paulus geht noch weiter. Warum muss man alle diese Feinde überwinden? Warum kann man nicht friedlich zusammenleben? Warum soll man diese Königsherrschaft, die an sich eine Herrschaft des Friedens ist, nicht ausüben? Warum nicht sie ausüben im Frieden, in der Harmonie mit allen, mit der ganzen Welt? Warum ist dies nicht möglich? Der hl. Paulus gibt als Antwort, dass alle diese Hindernisse zerstört werden müssen, „damit Gott alles in allem sei“ (ebd., V.28).

Hier wird auf eine sehr einfache und sehr radikale Weise – wie alles, das lebendig, einfach und radikal ist – der Plan und das Ziel der Ausübung dieser Königsherrschaft unseres Herrn auf Erden zusammengefasst. Gott ist alles in allem: Diese Tatsache ist nach und nach, in einer fortschreitenden, unaufhaltsamen Eroberung, die Vorbereitung des Paradieses. Das ewige Leben ist nichts anderes, als dass Gott in alles einströmt. Und es ist offenkundig, dass Gott von Natur aus alles erfüllt. Ein Gott, der nicht alles erfüllen wollte, ein Gott, der nicht in jeder Seele, in jedem Volk und in jedem Teil der Seele und der Person herrschen wollte, ein Gott, der nicht alles und jeden erfüllen wollte, wäre nicht Gott. Von Natur aus ist Gott Herrscher über alles; er will über alles und alle regieren.

Das Königtum Christi ist das Programm der Kirche, dem sich niemand entziehen kann

Meine lieben Brüder, man sieht es gut: dieses sehr einfache und sehr radikale Programm unseres Herrn Jesus Christus, diese Gewalt Christi, die ein Ende finden wird, ohne dass sein Königtum aufhört, dieses Amt, welches am Ende der Zeiten enden wird, wenn unser Herr Jesus Christus sich selbst dem Vater unterwerfen wird, indem er ihm dieses Königreich, welches er im Lauf der Geschichte erobert hat, schenken wird. Dieses Programm unseres Herrn ist das Programm der Kirche. Christus kann nicht in eine Richtung gehen, während seine Braut in die andere geht. Dieses Programm beinhaltet die Sendung Christi sowie die der Kirche.

Man muss es leider gestehen: die Männer der Kirche entziehen sich gerade diesem herrlichen Programm. Warum? Weil dieses Eroberungsprogramm eine Überwindung all dessen ist, was sich dem Königreich unseres Herrn Jesus Christus entgegenstellt. Dieses Programm kann der Welt nicht gefallen, dies ist unmöglich. Daher dringt der Geist der Welt in die Kirche ein.

 Der Modernismus ist nichts anderes. Er ist die Wurzel der aktuellen Krise. Man kann sogar sagen, dass sie einzig und allein darin liegt. Die Kirche und der Christkönig haben die gleiche und einzige Mission: alles für ihn zu erobern. So hat auch alles Übel, woran die Kirche heute leidet, darin seine Wurzeln. Diese Macht und der Geist der Welt, von denen der hl. Paulus spricht, sollten eigentlich beseitigt werden. Doch nun sind sie aus Feinden zu Freunden geworden; daher stammt dieses moderne Christentum, die Generation der neuen Auffassung der Kirche und ihrer Mission: ein Christentum ohne Kreuz, ohne Opfer, ohne Kampf, ohne den Wunsch, die Seelen zu bekehren, sie für Christus zurückzugewinnen; kurz und gut, ein Christentum ohne den Christkönig. Daher kann man verstehen, warum dieses so tiefe Dogma des Königtums Christi Erzbischof Lefebvre so teuer war. Er hatte verstanden, dass darin unser ganzer Kampf gegen unsere Feinde enthalten ist.

Das Königtum Christi beginnt in uns selbst

Doch wie soll man diese Wahrheit in ihrer Gesamtheit und Schönheit im Alltag leben? Dazu muss Christus als erstes alles in uns sein, in jedem einzelnen von uns. Wenn wir die Kirche und die Welt durch diese Wahrheit zurückerobern wollen, muss Christus alles in uns sein. Man muss realistisch sein: Der Teufel kennt uns alle, mit Vor- und Nachnamen, er kennt unsere Persönlichkeit; er studiert uns, er kennt unsere Schwachstellen. Er weiss sehr wohl, dass der Weltgeist auch in uns und unsere Familien eindringen kann, in jeden von uns – er weiss es sehr gut. Ohne natürlich die Prinzipien der Königsherrschaft Christi loszulassen, können unsere Seele und unser Wille im Alltag mit der Zeit durch die Müdigkeit und durch Enttäuschungen geschwächt werden. Dieses Fest ist dazu da, uns daran zu erinnern, dass es sich um einen Kampf für das Paradies handelt.

Das Königtum Christi soll in diesem Tal der Tränen das Paradies vorbereiten, wo unser Herr in Ewigkeit alles in allen sein wird. Alle Feinde werden auf ewig besiegt sein. Darum muss er unser ganzes Sein erfüllen: unseren Willen, unsere Vorhaben, unser Herz. „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (Mt. 6,21). Und dieser Schatz kann nur einer sein: unser Herr Jesus Christus. Dies ist die Gnade, die wir heute von Maria, der Unbefleckten, erbitten sollen: dass Christus alles für uns sei, dass er das einzige Ziel unseres Herzens, unseres Willens sei, und dass alles andere sich an dieser alles erfüllenden Liebe ausrichte. Pochen wir also auf die Rechte Christi zuerst in uns selber.

Haben wir keine Angst! Haben wir keine Angst vor dem Kampf, von dem der heilige Paulus spricht: diese Schlacht unseres Christkönigs ist auch die unsere, denn es ist die Schlacht der Kirche. Und das gilt um so mehr, da die heutige Kirche und die heutigen Kirchenmänner diese Schlacht aufgegeben haben. Um so mehr müssen wir dieses absolute Recht Christi über uns einfordern, ohne Angst zu haben, in diesem Kriegszustand zu leben.

Das Kreuz auf sich nehmen ohne Angst

Und was ist das Mittel, das zum Sieg führt? Welches Mittel hilft uns, nicht entmutigt zu werden, um sich nicht zu irren? Was ist das Hilfsmittel, um zum Ziel zu gelangen? Es gibt nur eines. Es ist das gleiche Mittel, mit dem unser Herr Jesus Christus seine Schlacht begonnen hat und mit dem er sie weiterführt bis ans Ende der Zeiten. Dieses Mittel ist das Kreuz. Dieses Kreuz, die Opfer, der Opfergeist sind zutiefst katholisch, zutiefst christlich – etwas, das heute nicht mehr existiert. In dieser Illusion hat sich, wie gesagt, ein neues Christentum aufgebaut, ein Christentum ohne Kreuz und ohne Opfer.

Und wir erleben es heute, besonders in den vergangenen Monaten und Jahren; wir sehen in der ganzen Welt, in dieser vom Glauben abgefallenen Welt, wohin es führt, wenn man diese Lehre vom Christkönig und vom Kreuz aufgibt: Es führt zu unvorstellbaren, abscheulichen Gesetzen und Reden, zu Gedanken, von denen ein Christ normalerweise nicht einmal wüsste, dass sie existieren könnten, dass sie erdacht werden könnten. Durch diese abscheulichen Gesetze gibt der moderne, vom Glauben abgefallene Mensch vor, entscheiden zu können, was nur Gott entscheiden darf.

Doch man darf keine Angst haben, sondern muss die Augen offen halten. Wenn wir unserem Glauben treu sind, wenn wir dem Christkönig die Treue halten, könnte eine Verfolgung gegen uns beginnen, mit sehr raffinierten Methoden, ohne dass es zwangsläufig eine blutige Verfolgung sein muss. Die heutige Welt hat tausend Möglichkeiten zur Verfügung, um uns anzugreifen, um uns zu entmutigen. Man muss verstehen, dass der Teufel sehr wohl weiss, was das Christkönigtum ist. Er kennt den heiligen Paulus besser als wir. Es weiss sehr wohl, dass die Sendung Christi, die Sendung der Kirche, darin besteht, ausnahmslos alles dieser Königsherrschaft zu unterwerfen. Darum kann er diesen Gedanken, diese Entschlossenheit, diesen Willen, alles Christus zu weihen, nicht ertragen. Er kann es einfach nicht ertragen.

Flüchten wir zum Herzen der Unbefleckten

Wie also sollen wir nicht entmutigt sein, wenn dies alles wahr ist? Die Vorsehung will, dass wir dieses Fest hier unter dem Patronat Mariens feiern. Dies ist besonders bedeutsam, weil Maria, die Unbefleckte Empfängnis, der Teil des Königreiches Christi ist, den der Teufel nie erreichen konnte. Sie ist dieser auserwählte Teil, über den der Teufel nie Macht hatte und nie haben wird. Sie ist das vollkommene Vorbild einer Seele, die ganz Christus geweiht ist, die nur für Ihn lebt, die nur von Ihm und Seiner Liebe erfüllt ist. In allem ist ihr Wille vollkommen mit dem Seinen vereinigt. Daher hat sie alle ihre Ehrentitel und vor allem ihre Sendung in der Kirche, ihre Sendung als Mutter und Königin.

Gläubige fragten eines Tages Pater Pio, warum er so sehr auf die Weihe an Maria bestand, warum er nur noch davon sprach. Sie baten den Pater um eine Erklärung, und dieser gab ihnen die schöne und vor allem sehr aktuelle Antwort: „Es werden schreckliche Zeiten kommen, mit schrecklichen Gesetzen, schlimmer als die Zeiten, die in der Apokalypse beschrieben sind.“ An diesem Punkt sind wir! Vielleicht realisieren wir dies nicht ausreichend, aber in diesen Bewegungen der letzten Jahre ist schlicht und einfach etwas Diabolisches und gleichzeitig etwas Universales, was ein Zeichen dafür ist, dass der Teufel dahintersteckt. Nun gut! Pater Pio sagte zu diesen Gläubigen: „Nur die, welche sich in das Herz Mariens flüchten, werden überleben können, denn in diesem Herzen hat der Teufel keinerlei Macht, darin hatte er sie nie.“ Es ist herrlich – herrlich und schrecklich zugleich.

Es zeigt uns, dass es uns besonders durch Maria niemals an den nötigen Mitteln für diesen Kampf fehlen wird, diesen Kampf, den wir im Alltag in uns selbst ausfechten müssen, diesen Kampf, der nichts anderes ist als der Kampf der Kirche, der Kampf unseres Herrn Jesus Christus. Niemals wird es uns an den Mitteln fehlen, um recht zu kämpfen und, vor allem, um mit Ihr und mit Christus zu siegen.

Amen.