Predigt von Mgr. Tissier de Mallerais bei den Diakonatsweihen 2018
Liebe hochwürdige Patres,
liebe Gläubige, liebe Diakonatsanwärter!
Es ist für den Bischof eine große Freude, neue Diakone zu weihen, so dass der Klerus der heiligen Kirche und der Priesterbruderschaft St. Pius X. sich nach Zahl und Verdienst vermehrt.
Die Diakonatsweihe ist eine Höhere Weihe, wie die Priesterweihe, und sie ist ein Teil des Sakramentes der Priesterweihe. Der Beweis dafür ist, dass die Weihe durch eine Handauflegung des Bischofs erteilt wird, mit den Worten der Präfation, deren wesentlicher Teil folgender ist: „Sende, wir bitten Dich, o Herr, den Heiligen Geist auf sie herab, damit sie mit der Gabe der siebenfältigen Gnade gestärkt werden, um das Werk Deines Dienstes in Treue verrichten zu können.“ Deshalb, so scheint es, ist die Hauptgabe des Heiligen Geistes in dieser Weihe die Gabe der Stärke, oder anders gesagt, die Gabe der Parresis, der Zuversicht bei der Verkündigung des Glaubens.
Damit wir dies besser verstehen, muss man zuerst die verschiedenen Ämter des Diakons darlegen, nämlich gemäß dem Pontifikale Romanum: „Dem Diakon ist es aufgetragen, am Altar zu dienen, zu taufen und zu predigen – diaconum enim oportet ministrare ad altare, baptizare et praedicare.“
Sein wesentliches Amt bezieht sich auf die heilige Eucharistie. Der Diakon bereitet beim levitierten Hochamt den Kelch mit dem Wein des Zelebranten vor und spricht mit diesem das folgende Aufopferungsgebet: „Wir opfern Dir, o Herr, den Kelch des Heiles… für unser und der ganzen Welt Heil.“ Und dieses erste Amt werdet ihr, liebe Weihkandidaten, die Ehre haben, manchmal in den folgenden Monaten auszuüben. Vielleicht werdet ihr auch die Freude haben, den einen oder anderen eurer Neffen zu taufen, „baptizare“, wie ich selber es vor 43 Jahren tun durfte. Vielleicht werdet ihr auch die besondere Gnade haben, die hl. Kommunion den Gläubigen auszuteilen mit der Erlaubnis des Distriktsoberen, um einem Priester in einer großen Pfarrei zur Seite zu stehen. Aber sicher werdet ihr predigen dürfen, in der Seminarkapelle oder in einer anderen unserer Kirchen.
Und hier müsst ihr in besonderer Weise die Tugend der Zuversicht, der Parresis in Griechisch, üben. Diese Zuversicht kommt nicht von eurer Persönlichkeit, sondern von eurem kirchlichen Amt des Diakons. Deshalb sollt ihr mit Demut und mit Ehrfurcht gegenüber den Gläubigen die Wahrheit verkünden, ich meine mit Zuversicht gegenüber der geoffenbarten Wahrheit selbst, wie es der Apostel Paulus den Korinthern schreibt: „Ich trat mit Schwachheit und Furcht und großer Zaghaftigkeit bei euch auf. Meine Rede und meine Predigt geschahen nicht in beredten Worten der [menschlichen] Weisheit, sondern im Erweise von Geist und Kraft.“ Und warum dieses? Der hl. Paulus gibt dafür den Grund an: „Euer Glauben sollte sich ja nicht auf Menschenweisheit gründen, sondern auf Gottes Kraft“ (1 Kor 2,4-5).
Es ist die Kraft Eurer Verkündigung, welche eure Zuhörer überzeugt. Und ich würde sagen: Die Kraft ist die Kraft des Wahrheitswortes Gottes.
Es ist angemessen, hier unseren verehrten Gründer zu zitieren, der sagte: „Die Seelen begehren den Glauben, sie sollen gelehrt werden und nicht auf die Suche nach der Wahrheit geleitet werden. Die Apologetik, die Rechtfertigung der Wahrheiten der Religion sind nützlich, der Glaube aber wie auch die Sittenlehre sind viel nützlicher und nötig.“ Und noch ein Wort des Erzbischofs: „Die Seelen dürsten nach der Wahrheit, ganz besonders nach dem Geheimnis Gottes und Jesu Christi.“ So fließt die Sittenlehre aus der Glaubenslehre: Die Heiligkeit Gottes zu lehren; die Reinheit und Unbeflecktheit der Muttergottes zu predigen, das Kreuzesopfer Jesu Christi, den Liebeserweis bei der Menschwerdung seines Sohnes zu verkünden sind viel bessere, viel nützlichere und viel mehr erbauende und viel mehr ermutigende Verkündigungen als alle anderen, weil sie viel tiefere, wesentlichere Behauptungen sind.
Dafür werde ich euch, liebe Weihekandidaten, zwei Beispiele geben:
1. Zuerst werdet ihr die Einheit Gottes in seiner Dreifaltigkeit predigen. Ihr werdet mit dem Kreuzzeichen beginnen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Somit werdet ihr mit Erzbischof Lefebvre künftig jene Wahrheit betonen: „Es gibt nur einen wahren Gott, unseren Herrn Jesus Christus mit dem Vater und dem Heiligen Geist.“ Die Person Jesu Christi ist nämlich die ewige Person des Gottessohnes, die mit dem Vater ewig den Heiligen Geist haucht. Deswegen fügt Erzbischof Lefebvre hinzu: „Der Gott der Muslime, der Gott der heutigen Juden sind nicht der wahre Gott.“
Unmittelbar danach werdet ihr zeigen, dass unser Gott, der christliche Gott, der Gott der Liebe ist, wie es der hl. Thomas von Aquin sehr schön ausdrückt: „Amor Dei est creans et infundens bonitatem in rebus – es ist die Liebe Gottes, welche die Güte in den Dingen erschafft und ihnen eingießt.“
Und ihr werdet diese Ausgießung der Güte in die Geschöpfe dem Heiligen Geist zuschreiben, weil der Hl. Geist aus der gegenseitigen Liebe des Vaters und des Sohnes ewig hervorgeht, aus der ewigen Zuneigung und dem Wohlgefallen, welches der Vater für seinen Sohn und der Sohn für seinen Vater empfindet. Ihr werdet mit dem hl. Apostel Johannes schließen: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1 Joh 4,16). Davon finden wir nichts im Islam und sehr wenig im Judentum.
2. Zweites Beispiel über die die Sittenlehre überragende Lehre der Glaubensgeheimnisse: Wenn ihr über das Geheimnis der heiligen Eucharistie predigt, werdet ihr kräftig die Einheit dieses erhabenen Geheimnisses und Sakramentes verkündigen: „Die Eucharistie ist das Sakrament des Leibes und des Blutes Jesu Christi, die durch die Konsekration in der heiligen Messe wahrhaft zugegen werden unter den beiden Gestalten des Brotes und des Weines, wahrhaft aufgeopfert werden in unblutiger Weise durch und mit dem Zeichen seines Todes, wie die Trennung der beiden Gestalten, die des Leibes und des Blutes Christi zu erkennen geben und die wahrhaft ausgeteilt werden als Nahrung unserer Seelen in der sakramentalen Kommunion.“ Aber unmittelbar danach werdet ihr das sehr schöne Kapitel des Konzils von Trient zusammenfassen: „Dieser unser Gott und Herr hat beim letzten Abendmahle, in der Nacht, da er verraten wurde (1 Kor 11,23), um seiner geliebten Braut, der Kirche, ein sichtbares (wie es die Natur des Menschen erfordert) Opfer zu hinterlassen, durch das jenes blutige Opfer, das einmal am Kreuz dargebracht werden sollte, vergegenwärtigt werden, sein Gedächtnis bis zum Ende der Zeiten fortdauern und dessen heilbringende Kraft für die Vergebung der Sünden, die von uns täglich begangen werden, zugewandt werden sollte.“
Mit derselben Demut und mit derselben Kraft und mit derselben Weise werdet ihr, liebe zukünftige Diakone, die Vorrechte der allerseligsten Jungfrau Maria verkünden und ihre mütterliche Vermittlung aller Gnaden predigen.
Amen.