Patriarch Raï: EU ebnet mit ihrer Position Kriminellen den Weg
Der maronitische Patriarch, Kardinal Béchara Boutros Raï, hat am 12. Mai 2024 die europäischen Länder kritisiert. Sie würden sich weigern, „mit dem Libanon zusammenzuarbeiten“, um das Problem der syrischen Migranten zu lösen. Der Patriarch ist der Meinung, dass so Kriminellen und Terroristen der Weg geebnet werden würde.
Patriarch Béchara Raï äußerte seine Enttäuschung über die „mangelnde Zusammenarbeit der europäischen Länder und anderer Länder der Welt mit dem Libanon“ in der Frage der syrischen Flüchtlinge und Migranten. Béchara Raï äußerte insbesondere sein Bedauern über die „mangelnde Zusammenarbeit der europäischen und westlichen Länder mit dem Libanon bei der Lösung des Problems der Migranten und der Sicherstellung ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer.“ Er spielte damit auf die Summe von einer Milliarde Euro an, die die Vorsitzende der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, am 2. Mai während eines Besuchs im Libanon bereitgestellt hatte.
Diese Finanzhilfe wird zur Unterstützung des Landes gewährt. „Das Geld wird dem Libanon helfen, grundlegende Dienstleistungen wie Bildung, Sozialschutz und Gesundheit zu stärken und die Wirtschaftsreformen in dem krisengeschüttelten Land voranzutreiben“, sagte von der Leyen, um einen Anstieg der Flüchtlingszahlen zu verhindern, die das Land in Richtung Europa verlassen.
Der Patriarch protestierte jedoch: „Diese Länder nutzen die Angelegenheit weiterhin für politische Zwecke in Syrien aus und weigern sich, das politische Problem der Rückkehr von Syrern zu trennen. Dadurch belasten sie den Libanon mit dieser Last und ihren gefährlichen Auswirkungen, ohne zu wissen, dass sie damit Kriminellen und Terroristen den Weg ebnen, deren bevorzugtes Terrain eben diese europäischen Länder sein werden“, warnte er.
Die Frage der Wahl des Staatspräsidenten
In seiner Predigt am Sonntag, den 12. Mai 2024, sagte Erzbischof Raï auch, dass „die Situation in der Region die Anwesenheit eines Präsidenten der Republik erfordert“, obwohl die Vakanz des Präsidenten seit dem Ende der Amtszeit des ehemaligen Staatschefs Michel Aoun am 31. Oktober 2022 andauert.
Erzbischof Raï kritisierte darüber hinaus den Zusammenschluss der Mumanaa, ohne sie zu nennen, die „die Wahl eines Präsidenten der Republik blockiert.“ Seiner Meinung nach „wollen diese Parteien kein Staatsoberhaupt, da sie seine Abwesenheit ausnutzen, um ihre Macht noch weiter zu festigen und weiterhin die Bevölkerung, ihr Schicksal und die Verfassung zu manipulieren.“
„Die Mumanaa, die manchmal mit „Reaktion“ übersetzt wird, ist vor allem ein strategischer Trick des syrischen Regimes seit der Zeit von Hafez al-Assad, der darauf abzielt, das Land im Namen des Kampfes gegen Israel im Kriegszustand zu halten, ohne die Absicht zu haben, ihn zu führen“, so L'Orient-Le-Jour.
Kardinal Raï forderte die Verantwortlichen auf, „nicht von der grundlegenden und lebenswichtigen Notwendigkeit für den Libanon abzulenken, ein Staatsoberhaupt zu wählen, damit das Parlament und die Regierung ihre Vorrechte gemäß der Verfassung wiedererlangen können.“
(Quellen: L’Orient-Le-Jour/Ici Beyrouth/InfoCatolica/euronews – FSSPX.Actualités)
Illustration: © European Union, 2024, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons