Die „Päpstliche Akademie für das Leben“ ist umstritten
Am 17. und 18. Mai 2024 fand in Rom die „Zweite Internationale Konferenz über Bioethik“ statt. Bei dieser Gelegenheit äußerte einer der Redner scharfe Kritik an der Päpstlichen Akademie für das Leben [Pontificia Academia pro Vita, PAV], da diese wiederholt von der traditionellen Moral der Kirche abgewichen sei. Zum erwähnten Treffen hatten sich 45 katholische Redner aus 16 Ländern der ganzen Welt versammelt, um über die neuesten Entwicklungen in der Bioethik zu diskutieren.
Der amerikanische Jurist und Bioethikforscher Orlando Carter Snead von der Notre Dame University in South Bend (US-Bundesstaat Indiana) prangerte anlässlich des Treffens den „expressiven Individualismus“ an, durch den „eine menschliche Person heute nur noch in Abhängigkeit von ihrer Fähigkeit, persönliche Projekte zu entwerfen und zu verwirklichen, Würde besitzt.“
Auch ein anderer Beitrag sorgte für Aufsehen, es war der von George Weigl. Er ist einer der offiziellen Biografen des polnischen Papstes. In seinem Vortrag mit dem Titel „Johannes Paul II. und Jérôme Lejeune: zwei Leben im Dienst des Lebens“ ging der amerikanische Schriftsteller und Forscher auf die Vergangenheit der Päpstlichen Akademie für das Leben und des Instituts Johannes Paul II. für Studien über Ehe und Familie ein.
„Jahrzehntelang haben die Akademie und das Institut kreative und innovative Arbeit geleistet, sowohl bei der Entwicklung einer katholischen Moraltheologie als auch einer pastoralen Praxis, die in der Lage ist, die Herausforderung des 21. Jahrhunderts in Bezug auf die Würde und Heiligkeit des Lebens anzunehmen, indem sie die Ausdrucksformen der Kultur des Todes zur Bekehrung aufruft“, erinnerte er sich der Catholic News Agency (CNA) gegenüber.
Doch die Dinge scheinen sich verändert zu haben: „Die Akademie hat ein Buch mit dem ironischen Titel ‘Die Freude des Lebens' veröffentlicht, das von Theologen geschrieben wurde, die man als Dissidenten in Bezug auf die Lehre von Evangelium vitae bezeichnen könnte. Ein Buch, das der Kultur des Lebens zuwiderläuft und dessen Wortwahl Papst Johannes Paul II. und Jérôme Lejeune entsetzt hätte", sagte er laut CNA.
George Weigl schlussfolgerte, dass „die Päpstliche Akademie für das Leben die Absichten ihrer Gründer verraten hat“ und dass man nur noch „hoffen kann, dass sich der zu beobachtende Prozess der Dekonstruktion in den kommenden Jahren umkehrt“, so der Bericht von CNA weiter.
Anfang Februar 2024 hatte die vatikanische Verlagsbuchhandlung „Die Freude des Lebens“ veröffentlicht, ein Werk, das nach Meinung der Tageszeitung La Repubblica „wichtige Öffnungen zu umstrittenen Themen wie Empfängnisverhütung, Fortpflanzungsmedizin und Euthanasie enthält“.
Im Jahr 2017 wurde damit begonnen, die Statuten der Akademie für das Leben auf Wunsch von Papst Franziskus zu überarbeiten. Es folgten die Ernennung von Professoren, die progressiven Ideen anhängen, eine Reduzierung der Moraltheologie und des Studiums des katholischen Lehramts sowie eine stärkere Gewichtung der Anthropologie.
Der Präsident der Akademie, Bischof Vincenzo Paglia [seit 2016], wird vom Papst unterstützt und hat seine Mitarbeiter immer abgeschirmt. Dies trotz ihrer Fehltritte und ihrer Opposition zur katholischen Lehre. Einige Jahre reichten den Theologen also aus, um eine der wenigen Dämme zu „dekonstruieren“, die sich der herrschenden Kultur des Todes noch entgegenstellten.
(Quelle: CNA/Fondation Jérôme Lejeune/University of Notre Dame – FSSPX.Actualités)
Illustration: Fondation Jérôme Lejeune