Nuntius des Papstes bleibt aus Pflicht den Menschen nahe zu sein in Kiew

Quelle: Distrikt Österreich

Msgr. Visvaldas Kulbokas ist der Apostolische Nuntius des Papstes in der Ukraine. 

Der 1974 geborene litauische Titular-Erzbischof wurde erst vor einem halben Jahr zur bischöflichen Würde erhoben und als Nuntius nach Kiew gesandt. In einem Telefongespräch mit dem Informationsdienst der Italienischen Bischofskonferenz (SIR) äußert erseinen Wunsch, in der Nuntiatur der ukrainischen Hauptstadt zu bleiben, um den Christen nahe zu sein und die Präsenz der Kirche in der belagerten Stadt zu bezeugen. 

Während fast alle Botschaften angesichts der fortschreitenden russischen Offensive beschlossen haben, ihr diplomatisches Personal in den Westen des Landes zu verlegen, möchte Bischof Visvaldas Kulbokas den unter den Folgen der Kämpfe Leidenden nahe bleiben. 

Auf die Frage nach dem Grund für diese Entscheidung antwortete er: „Weil wir nicht nur eine diplomatische Vertretung sind. Hier vertrete ich den Papst bei den Menschen. (...) Ich habe nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Pflicht, den Menschen nahe zu sein. Also ist mein Platz hier“. 

Eine umso mutigere Präsenz, als sich die Lage in der ukrainischen Hauptstadt immer weiter verschlechtert. Dem Nuntius gelang es, zusammen mit einem kleinen Team, zwei Mitarbeitern und einigen Ordensleuten vor Beginn der Belagerung der Stadt einige Lebensmittel in die Nuntiatur zu bringen. 

„Wir sollten für eine gewisse Zeit Lebensmittel und Wasser haben, aber sicherlich nicht für sehr lange. Das Problem einer schweren humanitären Krise zeichnet sich für einige bereits ab und wird sich im Laufe der Tage auf ganz Kiew ausweiten, aber auch auf Charkiw, Odessa, Mariupol und Cherson, wo die Situation ähnlich ist“, warnt Msgr. Kulbokas. 

Abgesehen von den Problemen mit der Ernährung haben die Bombenangriffe das Leben in der Nuntiatur radikal verändert: „Wir schlafen auf den Matratzen, die wir an einigen Stellen auf den Boden gelegt haben. Wir feiern auch die Messe an dem Ort, der uns am sichersten erscheint“, erklärte der Nuntius, der seit 2004 in den diplomatischen Dienst des Apostolischen Stuhls eingetreten ist. 

Der Nuntius räumt ein, dass „wenn wir sehen, dass es menschlich unmöglich ist, zu bleiben, wird sich die Frage stellen zu gehen. Aber im Moment stellt sich diese Frage nicht“. „Wenn wir hier sind, können wir das Drama derer spüren, die unter den Schüssen, der Kälte, der Gefahr, den Verletzungen und sogar dem Tod leiden“. 

Msgr. Kulbokas schloss mit dem Hinweis auf das Gebet, das große Mittel, das ihm zur Verfügung steht: „Wenn Gott uns so sieht, kann er nicht gleichgültig bleiben und uns den Frieden nicht als Geschenk geben.“ 

Zu den Vorgängern von Nuntius Visvaldas Kulbokas gehörten 2011–2015 der aus den USA stammende Erzbischof Thomas Gullickson (geb. 1950), ein Freund der überlieferten Liturgie, und von 1999–2004 der kroatisch-stämmige Nikola Eterović (geb. 1915), der aktuelle Nuntius in Deutschland. 

Nach der Unabhängigkeit der  Ukraine wurde im Jahr 1999  diplomatische Beziehungen zwischen der  Ukraine  und dem Heiligen Stuhl aufgenommen. Die ukrainische Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom wurde im Jahr 2000 eröffnet.