Niedere Weihen in den USA

Quelle: Distrikt Deutschland

Am 2. Februar, dem Fest der Reinigung Unserer Lieben Frau (Maria Lichtmess), erhielten im US-amerikanischen Seminar neun Seminaristen die Soutane aus den Händen des Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X., Msgr. Bernard Fellay.

Zwölf Seminaristen erteilte der Weihbischof die erste Tonsur und nahm sie so in den Klerikerstand auf.

Erteilung der Soutane und Tonsur

Es ist langjährige Praxis der Priesterbruderschaft, die Soutane und die Tonsur an dem Tag zu erteilen, an dem die Kirche der Darstellung des Jesuskindes im Tempel gedenkt. Dies liegt daran, dass beide Zeremonien, Soutane und Tonsur, die Hingabe des eigenen Lebens an den Dienst Gottes ausdrücken sollen. Am Tag seiner Darstellung im Tempel bot sich das Christuskind dem Vater mit einer Großzügigkeit an, die unser Verständnis übertrifft und im Voraus die Leiden und den Opfertod, von dem er wusste, dass dieses Opfer mit sich brachte, umfasste. Auf diese Weise hat unser Herr ein Beispiel der Großmut gegeben, das auch besonders von denen nachgeahmt werden sollte, die an seinem Priestertum teilnehmen wollen. Die Riten der Übergabe des geistlichen Kleides und der Tonsur verlangen beim Seminaristen diese Großherzigkeit.

Die Soutane – eine sichtbare Veränderung

Erstens bedeutet der Wechsel der Kleidung derer, die die Soutane nehmen, die innere Verwandlung des Herzens, die Verachtung der Welt, den Tod des eigenen Ich und ein neues Leben in Jesus Christus. In der Segnung der Klerikergewandes betet die Kirche, dass „diese deine Knechte, die dieses Gewand angezogen haben, auch dich anziehen mögen.“ Die Sprache wird vom hl. Paulus genommen: „Setzt auf den Herrn Jesus Christus und tragt nicht Sorge für das Fleisch zur Begierde.“ (Röm 13,14).

Schwarze Farbe

Die schwarze Farbe des Klerikerkleides bedeutet das Abgestorbensein für die Welt und den eigenen Willen. Die „Welt“ ist in diesem biblischen Sinne meint nichts anderes als die Rebellion der Geschöpfe gegen Gott.

Diese Rebellion entspringt sowohl aus der ungeordneten Eigenliebe als auch durch die Anziehungskraft der geschaffenen Güter, wenn sie ohne Bezug auf die göttliche Güte gesucht werden. Dazu sagt der heilige Johannes: „Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! (…) Denn alles, was in der Welt ist, ist Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und das Prahlen mit dem Besitz. (1 Joh 2, 15-16).

Dieser mystische Tod ist ein zentraler Aspekt des christlichen Lebens, der vom hl. Paulus gelehrt wurde. „Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?1 

Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln. 

Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein. 

Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. 

Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 

Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. 

Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. 

Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. 

So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.“(Röm. 6, 3-11).

Die Soutane erinnert den, der sie trägt, wie auch die Menschen um ihn herum, an die Notwendigkeit dieser Selbstverleugnung nach dem Beispiel Christi. „Und Christus ist deshalb für alle gestorben, damit alle, die leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für Christus, der für sie gestorben und auferstanden ist.“ (2. Kor 5, 15).

Die Tonsur

Die klerikale Tonsur bedeutet dasselbe. Fünf Haarsträhnen werden vom Kopf des Seminaristen in der Form eines Kreuzes geschnitten. Es ist eine Selbsthingabe und der Verzicht auf alles Überflüssige und Nichtige. Die Kirche betet im Namen der Tonsurierten, dass der Heilige Geist „ihre Herzen vor den Verstrickungen der Welt und dem weltlichen Ehrgeiz bewahren möge“. Während ihre Haare geschnitten werden, sagen die Weihenden: „Der Herr ist der Anteil meines Erbes und meines Kelches; du bist es, der mir zurückstellen wird mein Erbe.“ (Psalm 15, 5).

Durch die Tonsur werden die jungen Männer zu Klerikern, zu Geistlichen. Das Wort „Kleriker“ kommt vom griechischen kleros, was „Anteil“ oder „Los“ bedeutet. Diejenigen, die sich dem Dienst Gottes widmen, haben Gott selbst als ihren versprochenen Lohn, so wie Er das besondere Erbe des priesterlichen Stammes Levi war, der keinen Teil des verheißenen Landes erhalten hat. „Du sollst nichts in ihrem Land besitzen“, sagte der Herr zu Aaron, „du sollst keinen Teil unter ihnen haben; Ich bin dein Teil und Erbteil inmitten der Kinder Israel“ (Num 18,20).

Das Chorhemd

Nach der Tonsur erhalten die neuen Kleriker das Chorhemd. Weiß bedeutet die Farbe „des neue Mensch, der nach Gottes Gerechtigkeit und der Heiligkeit der Wahrheit geschaffen ist“. Dieser Chorrock wird über die Soutane als der positive Aspekt des christlichen Lebens angelegt, der dem negativen Aspekt, dem Tod des eigenen Ich, folgt. „Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“. (Matt 16,24). Was passiert, wenn wir Christus nachfolgen? „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12). Christus ist das Licht der Welt; wie Simeon sagte: "ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Luk 2,32).

Der Prophet Malachias hatte vorhergesagt, dass der Herr zu seinem Tempel kommen würde „als Läuterungsfeuer“ und „die Söhne des Levi reinigen würde“, damit sie „dem Herrn in Gerechtigkeit Opfer bringen“ (Mal 3, 1-3). Christus ist ein Feuer, das das Herz reinigt, es mit Glauben erleuchtet und es mit der Wärme der Liebe entzündet. Die Kirche betet für die Tonsurierten, dass Christus den Heiligen Geist senden möge, um "ihre Augen von aller geistigen und menschlichen Blindheit zu öffnen und ihnen das Licht der ewigen Gnade zu schenken".

Bitte

Wir können also mit der Bitte schließen, die die Heilige Mutter Kirche an Maria Lichtmess macht: „Herr Jesus Christus, das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der auf diese Welt kommt ... barmherzig gewähre uns, das so wie diese Lichter mit sichtbarem Feuer die Dunkelheit der Nacht entflammen, mögen unsere Herzen, erleuchtet durch ein unsichtbares Feuer – die Pracht des Heiligen Geistes - frei sein von aller Blindheit des Lasters, damit wir, mit gereinigtem geistigen Auge, wahrnehmen können, was dir gefällt und zu unserer Errettung beiträgt, damit wir nach den dunklen Gefahren dieser Welt verdienen, das unfehlbare Licht zu erlangen.“