Neuerscheinung: „Die Mächte der Finsternis“ – aus einem neuen Interviewbuch

Quelle: Distrikt Deutschland

Pater Schmidberger mit Ingo Langner auf der Frankfurter Buchmesse

Vor wenigen Wochen erschien im Patrimonium-Verlag (Aachen) ein Interviewbuch, in dem Gespräche des Publizisten Ingo Langner mit Pater Franz Schmidberger, dem ehemaligen Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und jetzigen Regens des Priesterseminars Herz Jesu in Zaitzkofen, präsentiert werden.

„Die Mächte der Finsternis“ geht auf mehrere Gespräche im Herbst des Jahres 2019 zurück. Pater Schmidberger reflektiert die 2000-jährige Kirchengeschichte: Bis zum Weltenende ist die Kirche Gottes, das Priestertum und die hl. Messe den Angriffen des bösen Feindes ausgesetzt.

Mit Erlaubnis des Verlages wird ein kurzer Abschnitt im Mitteilungsblatt wiedergegeben.

 

Ingo Langner (*1951 in Rendsburg) ist Regisseur, Filmemacher und Publizist. Er führte zahlreiche Interviews mit bekannten Per­sönlichkeiten aus Kultur, Kirche und Politik. Seine Fernsehdo­kumentationen zur Baugeschichte des Petersdoms, zur Vita von Joseph Ratzinger und über die Jesus-Bücher von Benedikt XVI. haben insgesamt mehr als drei Millionen Zuschauer erreicht. Zu seinen Publikationen zählen unter anderem zwei Gesprächsbücher mit Walter Kardinal Brandmüller und zuletzt 2017 im Patrimoni­um-Verlag das erste Gesprächsbuch mit Pater Franz Schmidberger, »Gott, Kirche, Welt und des Teufels Anteil«.

 

Langner:

Nun gut. Dann reden wir über die Priesterbruderschaft St. Pius X. Die wird 2020 fünfzig Jahre alt. Wird sie auch die nächsten fünfzig Jahre in der Position verharren, in der sie jetzt ist?

 

Schmidberger:

Schauen Sie, das ist eine Frage, die man stringent nicht be­antworten kann. Dass wir den Willen haben, hier zu verhar­ren, ist kein Zweifel. Mein Gott, wir haben doch wohl nicht fünfzig Jahre gekämpft, um jetzt in irgendeiner Weise nach­zugeben oder Kompromisse zu schließen oder uns dem neu­en Programm dieser Herrschaften anzuschließen, das ist doch klar. Die Bruderschaft zählt inzwischen über 650 Pat­res, da gibt es natürlich verschiedene Meinungen, auch ver­schiedene Strömungen, wie in jeder Körperschaft, in jeder Gemeinschaft. Und, um es klar zu sagen, wir haben nicht die Verheißung der Unvergänglichkeit, die hat allein die Kir­che. »Portae inferi non praevalebunt – Die Pforten der Höl­le werden sie nicht überwältigen.« Das gilt für die Kirche, das gilt nicht für die Piusbruderschaft! Mit allen menschlichen Abschätzungen muss man sagen, die Piusbruderschaft wird weiterbestehen. Aber das sind rein menschliche Kategorien, während die Kirche als solche die Verheißung hat, dass sie nie untergehen wird.

 

Langner:

Sie haben eben gesagt: Wir haben nicht fünfzig Jahre gekämpft, um jetzt klein beizugeben. Ein Gang nach Canossa kommt für Sie nicht infrage. Andersherum: Können Sie zumindest die an­dere Seite verstehen, wenn die sagt: Wir haben fünfzig Jahre für dieses Konzil gekämpft, um jetzt vor der Piusbruderschaft zu erklären, das war alles falsch?

Schmidberger:

Ich glaube, wenn man ehrlich und wahrheitsliebend ist, muss man den Baum an seinen Früchten erkennen, und die Früchte dieses letzten Konzils sind katastrophal. Natürlich war nicht alles falsch auf dem Konzil. Aber es bedarf dringend des Ein­deutigmachens von Zweideutigkeiten und der Korrektur eini­ger Falschaussagen, vor allem aber der Überwindung des Kon­zilsgeistes.

Langner:

Wer als Modernist die Absicht hatte, nicht bloß die Kirchen­fenster weit für die säkulare Welt zu öffnen, sondern die Kir­che zu einem Teil dieser säkularen Welt zu machen, der wird die heutigen Früchte des Konzils, die in Ihren Augen verfaul­te Früchte sind, mit ganz anderen Augen betrachten. Wer, wie Papst Franziskus, in Sachen Migration, Klimawandel und ei­ner Weltethos-Ökumene mit dem politisch korrekten Main­stream der Weltöffentlichkeit übereinstimmt, der bekommt selbstverständlich den Beifall dieser Weltöffentlichkeit. Die allerdings ohnehin bezüglich Europas an dem Punkt ange­kommen ist, vom nahezu vollständigen Ende des christlichen Abendlands auszugehen.

Schmidberger:

Selbst Kardinal Marx sagt, das christliche Abendland sei ein Begriff, der keine Bedeutung mehr habe.

Langner:

Was wiederum den Argentinier Bergoglio nicht sonderlich zu bekümmern scheint, weil er zur Erneuerung der Kirche auf die indigenen Kräfte hofft, die er in der Amazonas-Region meint ausgemacht zu haben. Man wird sehen, was auf der Amazo­nas-Synode im Oktober passiert. Da ist unser Buch schon auf dem Markt. Doch das Vorbereitungspapier der Amazonas-Synode »Instrumentum laboris« ist von den Kurienkardinälen Brandmüller und Müller bereits häretisch genannt worden. Kurzum: Ich glaube nicht, dass die Konzils-Modernisten vor fünfzig Jahren die Welt wieder katholisch machen wollten.

Schmidberger:

Es gibt auch Bischöfe, da bin ich völlig davon überzeugt, de­nen es ganz recht ist, wenn die Priesterberufungen abnehmen, weil sie dann die viri probati genannten Laien auf die Stüh­le heben und die Tür fürs Frauenpriestertum öffnen können. Das ist deren Programm. Und die Amazonas-Synode wird ein Experiment sein, das sich nach zwei Jahren als sehr fruchtbar und nützlich für andere Weltteile erweisen wird und dann in Deutschland praktiziert wird.

Langner:

Ich glaube gar nicht, dass es zwei Jahre dauern wird. Man wird sofort sagen: Was am Amazonas gemacht wird, das kann auch an der Isar nicht schlecht sein. Viri probati werden heute nun mal dringend gebraucht. In Österreich sind nur noch drei jun­ge Männer im Propädeutikum! Also, das sind noch nicht mal Seminaristen, sondern erst Vorseminaristen. Wer weiß, ob die überhaupt Priester werden.

Schmidberger

Und stellen Sie sich vor: In Nordrhein-Westfalen waren 2018 zehn Priesterweihen in fünf Diözesen, im größten deutschen Bundesland. Einfach Ausverkauf. In Frankreich gehen nur noch zwei Prozent der katholisch Getauften in die Sonntagsmesse.

 

Langner:

Also noch weniger als in Deutschland, da sind es noch knapp zehn Prozent. Was aber nichts anderes heißt, als dass von rund 23 Millionen Taufscheinkatholiken nur noch rund zwei Millio­nen ihren Glauben praktizieren. Die Sonntagsmesse zu versäu­men ist eine schwere Sünde – übrigens auch noch nach dem Zweiten Vatikanum. Von den übrigen Versäumnissen ganz zu schweigen. In der Tat, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

Auf der anderen Seite das offenkundige Wachstum bei der Pi­usbruderschaft. Lefebvre begann mit einer Handvoll Semina­risten. Sie sagen, inzwischen sind es weltweit an die 650 Patres. Die FSSPX ist auf allen Kontinenten präsent. Das beeindruckt übrigens auch Kurienkardinäle. Ich darf da mal aus dem Näh­kästchen plaudern: Zum Jahresbegann 2017, also noch vor Be­ginn der Arbeit an unserem ersten Gesprächsbuch, riet mir ein durchaus konservativer Kardinal dringend, die Finger davon zu lassen. Auf meine Frage nach dem Warum bekam ich die Ant­wort: »Die sollen erst einmal ganz zu uns zurückkommen.« In­zwischen höre ich aus demselben Munde die Hoffnung auf eine baldige Personalprälatur. Auf meine erstaunte Rückfrage, was denn damit gewonnen wäre, sagte er mir, dann könne sich die Gesamtkirche aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. erneu­ern. Eine erstaunliche Entwicklung, würde ich meinen.

 

Schmidberger:

Diese Entwicklung kommt von zwei Seiten: erstens von der Einsicht in den unaufhaltsamen totalen Niedergang, und zwei­tens: Man sieht, dass diese Piusbruderschaft mit 650 Patres, mit nahezu 100 Schulen, mit den Priesterseminaren, Priesterkandi­daten und oft auch kinderreichen Familien inzwischen eine be­achtliche geistige Kraft in der Kirche darstellt, die man sonst nirgends mehr findet. Man erkennt, aus dieser Opferbereit­schaft, aus dieser Glaubenskraft heraus muss die Kirche erneu­ert werden. Denn die Erneuerung der Kirche kommt nicht von der Politik, kommt nicht von der Wirtschaft, kommt nicht von den Massenmedien, sondern die Erneuerung der Kirche kann allein aus der Glaubenskraft heraus gelingen, und allein darauf muss man setzen. Darauf setzen wir. Wir glauben an jene Mit­tel und jene Stiftungen, die Christus uns hinterlassen hat, die er uns als Priester in die Hände gelegt hat. Das heißt, die Sak­ramente, das heilige Messopfer, das Gebet, ein aszetisches Le­ben, wirklich nach den Prinzipien zu leben, nach denen die Hei­ligen gelebt haben. Denken Sie an die hl. Katharina von Siena. Was hat diese Frau, die mit 33 Jahren gestorben ist, nicht geleis­tet! Das ist ungeheuerlich! Aber wie hat sie das geleistet? Aus der Glaubenskraft heraus! Aus einer glühenden Liebe zur Kir­che heraus! Es war der Glaube an die Stiftung der Kirche, an das, was Christus hinterlassen hat! Und das ist es, was die Pius­bruderschaft machen muss. Das sehen immer mehr Leute, und sie sehen ansonsten andernorts nirgendwo eine wirklich kraft­volle Erneuerung am Werk. Die ganzen charismatischen Bewe­gungen und die Neokatechumenalen haben nicht diese Kraft! Das ist nicht die ungebrochene Tradition, die es zu einer Re­form an Haupt und Gliedern braucht. Und denken Sie daran, Herr Langner, dass die Bruderschaft den ganzen Menschen er­fasst. Sie erfasst die Kinder mit dem Eucharistischen Kinder­kreuzzug, sie hat Jugendgruppen, sie kümmert sich um die Fa­milien, sie hat Schulen, sie hat sogar Altenheime. Sie kümmert sich um den ganzen Menschen. Und ich betone es gerne noch einmal: Die Piusbruderschaft ist in 33 Ländern auf allen Kon­tinenten gegenwärtig. Sie ist dort mit ihren Priestern präsent und besucht weitere vierzig Länder. Arbeit in über siebzig Län­dern. Das ist schon etwas. Das ist schon, mit allen menschlichen Unzulänglichkeiten, die ich unumwunden zugebe, ein kleines Abbild der Catholica, der katholischen Kirche.

 

Langner:

Gibt es denn keine andere Möglichkeit, als immer wieder zu verhandeln, um dann am Schluss doch wieder bei dieser leidi­gen Unterschrift zu landen? Im Juli 2018 ist in Ecône Pater Da­vide Pagliarani für zwölf Jahre zum neuen Generaloberen der Piusbruderschaft gewählt worden. Könnte der nicht mal neue Wege gehen? Sie haben mir gegenüber einmal angedeutet, der Generalobere könnte ja auch einfach zum Papst gehen, um dort vor ihm das Credo abzulegen.

 

Schmidberger:

Das wäre durchaus möglich. Was wir vom Papst erhoffen, ist nicht nur ein praktisches Wohlwollen uns gegenüber – denn das findet man ja bei Franziskus durchaus, der jetzige Papst ist bekanntlich ein Pragmatiker –, sondern auch ein theologisches Minimalverständnis unserer Position und wo die Kraft liegt, auf die wir setzen müssen, diese Kraft, die imstande ist, die Kir­che zu erneuern.

Das Buch kann beim Sarto-Verlag bestellt werden. Es eignet sich gut für ratlose Katholiken, die die Priesterbruderschaft St. Pius X. noch nicht kennen.