Mittwoch nach dem Passionssonntag

"O Gott, heilige dieses Fasten und erleuchte voll Erbarmen die Herzen Deiner Gläubigen; und wie Du ihnen religiösen Eifer verleihest, so schenke in Deiner Güte ihrem Flehen liebevoll Gehör. Durch unsern Herrn Jesus Christus ...“
(Kirchengebet am Mittwoch nach dem Passsionssonntag)
Römische Stationskirche ist heute die Marcelluskirche an der Via lata. Die Kirche entstand im 4. Jahrhundert nach den Verfolgungen über den Ruinen der Zentralstation der alten römischen „Post“.
Lesung auf dem Buche Leviticus (3 Mos. 19, 1-2, 11-19 u. 25):
In jenen Tagen sprach der Herr zu Moses: Rede zu der ganzen Versammlung der Söhne Israels und sage ihnen: „Ich bin der Herr, euer Gott. Ihr sollt nicht stehlen. Ihr sollt nicht lügen: keiner soll seinen Nächsten betrügen. Du sollst bei meinem Namen nicht falsch schwören und den Namen deines Gottes nicht entweihen. Ich bin der Herr, Du sollst deinem Nächsten kein Unrecht tun und ihn nicht mit Gewalt unterdrücken. Du sollst den Lohn des Lohnarbeiters nicht bis zum Morgen zurückbehalten. Du sollst einem Tauben nicht fluchen und einem Blinden nicht ein Hindernis in den Weg legen. Fürchte vielmehr den Herrn, deinen Gott; denn Ich bin der Herr. Du sollst nichts Unrechtes tun und kein ungerechtes Urteil fällen. Du sollst nicht [unter Verletzung der Gerechtigkeit] auf die Person des Armen schauen, noch auf den Mächtigen Rücksicht nehmen. Du sollst deinem Nächsten gerecht richten. Du sollst kein Verleumder und Ohrenbläser unter dem Volke sein, noch auftreten gegen das Blut deines Nächsten. Ich bin der Herr. Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern ihn offen zurechtweisen, damit du nicht etwa seinetwegen eine Sünde auf dich ladest. Du sollst nicht Rache suchen, noch des Unrechts gedenken, das deine Mitbürger dir zugefügt haben. Du sollst deinen Freund lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr. Haltet Meine Gebote. Denn ich bin der Herr, euer Gott.“
Auslegung der Lesung: „In wenigen Tagen werden die Katechumenen vor er Gemeinde versprechen, das göttliche Gesetz zu beobachten. Darum erinnert die Kirche eindringlicher als sont an den Dekalog. Im Neuen Testament sind die 10 Gebote in ein einziges zusammengefaßt, das der Liebe, denn nach dem hl. Paulus kennt das Gebot der Liebe keine Einschränkung: es umfaßt sowohl Gott als auch den Nächsten, und ist letzter Grund jeglicher Pflichterfüllung. Wir müssen Gottes Ehre suchen, denn er ist unser Vater, aber auch das Wohl des Nächsten fördern, denn er ist unser Bruder. Nun ist jedoch Gutes wollen Liebe und darum ist Liebe der Schlüssel zum Gebäude der christlichen Vollkommenheit.“ (Sel. Ildefons Kardinal Schuster OSB, + 1954)
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (10, 22-38):
Zu jener Zeit beging man in Jerusalem das Fest der Tempelweihe. Es war Winter. Und Jesus ging im Tempel, in der Halle Salomos, hin und her. Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: "Wie lange läßt du uns im Ungewissen? Wenn du der Christus bist, so sag es uns offen heraus!"
Und Jesus sprach zu ihnen: "Ich habe es euch ja schon gesagt, doch ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, zeugen für mich. Allein ihr glaubt nicht, weil ihr nicht aus meinen Schafen seid. Denn meine Schafe hören meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.
Ich gebe ihnen ewiges Leben, und in Ewigkeit gehen sie nicht verloren, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins."
Da hoben die Juden wiederum Steine auf, um ihn zu steinigen.
Da sprach Jesus zu ihnen: "Viele gute Werke ließ ich euch in der Macht meines Vaters sehen. Um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen?" Die Juden sagten zu ihm: "Nicht eines guten Werkes wegen wollen wir dich steinigen, sondern der Gotteslästerung wegen, da du, der du nur ein Mensch bist, dich zu Gott machst."
Und Jesus sprach zu ihnen: "Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: 'Ich sagte: Ihr seid Götter?'
Wenn schon jene Götter heißen, an die das Wort Gottes erging, und da die Schrift nicht aufgehoben werden kann, wie könnt ihr von dem, den der Vater geweiht und in die Welt gesandt hat, sagen: 'Du lästerst Gott, ' weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes?
Wenn ich die Werke meines Vaters nicht vollbringe, dann braucht ihr mir auch nicht zu glauben.
Vollbringe ich sie aber und wollt ihr trotzdem mir nicht glauben, so glaubt doch wenigstens meinen Werken, auf daß ihr klar erkennt, daß der Vater in mir ist und ich im Vater bin."
Auslegung des Evangeliums: „In Jerusalem beging man das Fest der Encänien, wie die hellenistischen Juden die Weihe des neuen Tempels nannten. Es war Regenwetter – der Evangelist schreibt in griechischer Sprache, seine Denkweise ist jedoch syrisch; in dieser Sprache hat das gleiche Wort sowohl die Bedeutung von Regen als auch von Winter. Aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß die erstgenannte Bedeutung zur Erzählung paßt, während der Umstand, daß es Winter war, mit dem Wandeln Jesu unter den Säulenhallen in keiner Beziehung steht; - deshalb unterrichtete der Heiland das Volk auf und abgehend- ähnlich wie es die Peripathetiker und Stoiker in Athen taten, und zwar in der Halle Salomons.
Jesus beim Tempelweihfeste lehrt uns, daß wir häufig an den kirchlichen Feiern teilnehmen sollen; diese sind ja ein sprechender Ausdruck der mystischen Einheit, die alle Gläubigen mit dem Erlöser verbindet in demselben Glauben, derselben Hoffnung und derselben Liebe.
Die Frage der Juden und ihre zur Schau getragene Bestürzung sind nicht aufrichtig, sondern erheuchelt. Sie möchten gern dem Herrn ein Wort entlocken, um ihn beim Synedrium bloßstellen zu können. Doch Jesus entzieht allen, die nicht geraden Herzens sind, und die ihn nicht in rechter Absicht suchen, sein Vertrauen und seine Freundschaft. Hätten sie die Fragesteller wirklich von der Messiaswürde und der Gottheit des Erlösers überzeugen wollen, so hätten sie unzählige Beweise in seiner Lehre und seinen Wundern finden können. Aber sie suchten nicht dies, sie haschten nach einem Wort, das dem Hohen Rat als Vorwand dienen konnte zu einem Prozeß gegen den göttlichen Meister; Jesus spricht das Wort nicht, sondern verweist auf seine Werke.“ (Kardinal Schuster)
Gebet über das Volk
Humiliate capita vestra Deo
Neiget in Demut euer Haupt vor Gott
„Allmächtiger Gott, sei unserem Flehen hilfreich nahe, und wie Du uns Vertrauen einflößest auf Deine Vatergüte, die wir erhoffen, so laß in Deiner Güte uns auch die Wirkung Deiner gewohnten Barmherzigkeit zukommen. Durch unsern Herrn Jesus Christus ...“