Missionarischer Geist, „Der Geist von Assisi“

Quelle: Distrikt Österreich

Der Geist von Assisi zerstört den missionarischen Geist der Kirche

Bild: Papst Benedikt XVI. in Assisi, 27. Oktober 2011

Missionarischer Geist, „Der Geist von Assisi“

Das interreligiöse Treffen in Assisi am 20. September 2016 wird das fünfte Mal in Gegenwart eines Papstes stattfinden. Dreimal hat es Johannes Paul II. angeführt: Das erste Treffen fand am 27. Oktober 1986 statt, aus Anlass des von der UNO ausgerufenen „Internationalen Jahres des Friedens“; das zweite im Jahre 1993, während des Balkankrieges. Das dritte Treffen wurde einen Tag nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verkündet und fand am 24. Januar 2002 statt. Papst Benedikt XVI. hat ein Treffen der Religionen für den Frieden anlässlich des 25-jährigen Jubiläums einberufen. Dieses wurde am 27. Oktober 2011 abgehalten.

... was die Kirche immer gelehrt hat!

Seit 30 Jahren widersetzt sich die Priesterbruderschaft St. Pius X. diesem „Geist von Assisi“, der den missionarischen Geist der Kirche – eine Selbstverständlichkeit bis zum 2. Vatikanum – zerstört. Dabei steht die Priesterbruderschaft in der Nachfolge von Papst Leo XIII., der das Weltparlament der Religionen in Chicago von 11.-27. September 1893 verurteilte; sie folgt Papst Pius XI. und seiner Enzyklika „Mortalium animos“ über die Einheit der wahren Kirche vom 6. Januar 1928 sowie der Instruktion des heiligen Offiziums „Über die Ökumenische Bewegung“ vom 20. Dezember 1949.

Am 27. August 1986, zwei Monate vor dem ersten Treffen in Assisi, schrieb Erzb. Marcel Lefebvre einen Brief an 7 Kardinäle, in dem er erklärte: „Der erste Artikel des Credo und das erste Gebot des Dekaloges werden durch denjenigen, der auf dem Stuhl Petri sitzt, in aller Öffentlichkeit mit Füßen getreten. Das Ärgernis in den Seelen der Katholiken ist unvorstellbar. Die Kirche wird dadurch in ihren Grundfesten erschüttert. Wenn der Glaube an die Kirche, der einzigen Arche des Heils, verschwindet, dann ist es die Kirche selbst, die verschwindet. Ihre ganze Kraft, ihre ganze übernatürliche Aktivität hat diesen Artikel unseres Glaubens zum Fundament.

Wird Johannes Paul II. fortfahren den katholischen Glauben zu zerstören, in aller Öffentlichkeit, insbesondere in Assisi, wo ein Festzug der Religionen in den Straßen der Stadt des heiligen Franziskus vorgesehen ist und diese Religionen aufgeteilt werden auf die Kapellen und Basiliken, um dort ihren Kult zu vollziehen zugunsten einesFriedens, wie er von der UNO konzipiert wird?

Bischof Fellay zum 3. Assisi Treffen 

Am 21. Januar 2002 hat Mons. Bernard Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X. ein Kommuniqué veröffentlicht zum dritten interreligiösen Treffen in Assisi, welches drei Tage später stattfinden sollte. Darin legte er die genauen Gründe der Bestürzung aller traditionstreuen Katholiken dar.

Das Problem liegt nicht in der Gebetsintention, dem Frieden. Für den Frieden zu beten einerseits, und zu versuchen, den Frieden unter den Völkern und Nationen zu festigen, ist eine gute Sache. In der katholischen Liturgie finden sich viele sehr schöne Gebete für den Frieden. Und von ganzem Herzen machen wir sie uns zu Eigen. Da die Engel bei der Geburt unseres Herrn Jesus Christus den Frieden für all jene verkündet haben, die guten Willens sind, ist es zudem vollkommen angemessen, die Gläubigen einzuladen, ein so hohes Gut vom wahren Gott zu erflehen in dieser Zeit des Jahres.

Der Grund für unsere Bestürzung liegt in der Verwirrung, im Ärgernis, in der Blasphemie, die verbunden sind mit der Einladung des Stellvertreters unseres Herrn Jesus Christus, des einzigen Mittlers zwischen Gott und den Menschen, an andere Religionen, um nach Assisi beten zu kommen und den Frieden zu erlangen.

Man hat bekräftigt, dass man nicht „gemeinsam“ beten werde, um jeden Synkretismus zu vermeiden, sondern jede Religion an verschiedenen Orten des Konventes der Franziskaner Assisis beten würden. Kardinal Kasper hat sogar sehr richtig bekräftigt, dass ‘die Christen nicht mit den Mitgliedern der anderen Religionen beten dürften’ (Osservatore Romano, 5. Januar 2002).

Das genügt aber nicht, um die furchtbare Verwirrung und das Unbehagen zu zerstreuen; es sind trotzdem verschiedene Religionen, die ‘jede für sich’ beten werden, um von diesen an verschiedenen Orten gleichzeitig vollzogenen Gebeten eine gemeinsame Sache zu erlangen: den Frieden. Die Tatsache, dass alle in dieselbe Stadt eingeladen wurden,um gleichzeitig für ein gleiches Ziel zu beten, verrät wohl den Willen zur Einheit. Die Tatsache, sich voneinander räumlich trennen zu müssen, verrät auf der anderen Seite den Widerspruch und die Unmöglichkeit dieses Projekts. Die Trennung wirkt hierbei gekünstelt, indes verhindert sie – Gott sei gelobt – eine direkte communicatio in sacris. Dennoch entgeht niemandem der synkretistische Charakter dieser Aktion. Es geht soweit, dass man durch irreführende Worte die schreiende Realität leugnet. Die Worte ergeben überhaupt keinen Sinn mehr: Wir gehen nicht nach Assisi, um gemeinsam zu beten, wir gehen gemeinsam nach Assisi um zu beten … kein Synkretismus … etc.

Diplomatie: Ja - Synkretismus, Relativismus: Nein

In derselben Erklärung unterscheidet der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. zwischen den rechtmäßigen diplomatischen Verhandlungen, um den Frieden der Gesellschaft zu erlangen, und den skandalösen öffentlichen interreligiösen Gebeten, die den Frieden von den verschiedenen Gottheiten erbitten:

Eine Sache ist die Errichtung des zivilen (politischen) Friedens zwischen den Nationen mittels Kongressen, Diskussionen, diplomatischen Maßnahmen mit Interventionen einflussreicher Personen der verschiedenen Nationen und Religionen. Etwas ganz anderes ist die Anmaßung, von Gott das Gut des Friedens durch das Gebet all dieser (falschen) Religionen erlangen zu wollen. Diese letztere Vorgehensweise verletzt mit voller Wucht den katholischen Glauben und das erste Gebot. (…) Sie liegt ganz auf der Linie des freimaurerischen Plans, einen großen Tempel der universellen Brüderlichkeit zu schaffen, der über allen Religionen und Bekenntnissen steht, 'die Einheit in der Vielfalt', welche der New-Age-Bewegung und der Globalisierung so wichtig ist."

‘Unser Interkonfessionalismus hat uns die Exkommunikation des Jahres 1738 eingebracht, seitens Klemens XI. Aber die Kirche war mit Sicherheit im Irrtum, wenn es richtig ist, dass der gegenwärtigePapst am 27. Oktober 1986 Menschen aus allen religiösen Konfessionen in Assisi versammelt hat, um gemeinsam für den Frieden zu beten. Was anderes haben unsere Brüder gesucht, als sie sich in den Tempeln versammelten, als die Liebe zwischen den Menschen, die Toleranz, die Solidarität, die Verteidigung der Würde der menschlichen Person, indem sie sich über jedes politische oder religiöse Credo oder irgendeine Hautfarbe hinweg als gleich betrachteten?’ (Großmeister der Großloge des Frühjahrsäquinoktiums, Armando Corona, Hiram – Organ des Großen Orients Italiens – April 1987).

Vom Ökumenismus zur lautlosen Apostasie

Zwei Jahre später, im Januar 2004, veröffentlichte die Priesterbruderschaft St. Pius X. eine Arbeit mit dem Titel „Vom Ökumenismus zur lautlosen Apostasie1, welche an alle Kardinäle verschickt wurde. Der Titel griff den Ausdruck „lautlose Apostasie“ auf, den Johannes Paul II. in seinem apostolischen Mahnschreiben „Ecclesia in Europa“ (28. Juni 2003) verwendet hatte, um den Zustand der Kirche in Europa zu beschreiben: ‚Betrachtet man den Ökumenismus Johannes Pauls II. unter dem pastoralen Gesichtspunkt, so muss man von ihm sagen, dass er die Katholiken zur lautlosen Apostasie führt und die Nichtkatholiken davon fernhält, in die einzige Arche des Heiles einzutreten. Man muss also die gottlose Ansicht derer verurteilen, die den Menschen das Himmelreich verschließen. Unter dem Deckmantel der Suche nach Einheit zerstreut dieser Ökumenismus die Schafe; er trägt nicht das Kennzeichen Christi, sondern jenes des Spalters schlechthin, des Teufels.’ (Vom Ökumenismus zur lautlosen Apostasie Nr. 43)

So anziehend er auf den ersten Blick erscheinen mag, so spektakulär seine Zeremonien, so groß die Menschenmengen sein mögen, die er versammelt, so bleibt doch die traurige Wirklichkeit: Der Ökumenismus Johannes Pauls II. hat aus dieser heiligen Stadt, die die Kirche ist, eine zur Hälfte in Ruinen liegende Stadt gemacht. Eine große Zahl derjenigen, die sich noch vor kurzem von dem übernatürlichen Lebenssaft nährten, sind heute nur noch geistige Leichname. Johannes Paul II. hat bei der Verfolgung einer Utopie die Einheit des Menschengeschlechtes, die nicht vom göttlichen Licht funkelt, nicht wahrgenommen, in welchem Maß der Ökumenismus, dem er nachjagte, im eigentlichen Sinn und traurigerweise revolutionär ist: Er stürzt die von Gott gewollte Ordnung um.’ (Nr. 44)

Und um mit einem Zitat von Erzb. Lefebvre zu schließen:

Wir wollen in einer vollkommenen Einheit mit dem Heiligen Vater stehen, aber in einer Einheit des katholischen Glaubens; denn allein diese Einheit kann uns wirklich vereinen, und nicht eine Art ökumenische Einheit, eine Art liberaler Ökumenismus. Ich glaube nämlich, dass das, was am besten die Krise der Kirche definiert, wirklich dieser liberale, ökumenische Geist ist. Ich spreche vom liberalen Ökumenismus; denn es gibt einen gewissen Ökumenismus, der, wenn er gut definiert ist, durchaus annehmbar wäre. Aber der liberale Ökumenismus, wie er durch die gegenwärtige Kirche und insbesondere seit dem II. Vatikanischen Konzil praktiziert wird, schließt notwendigerweise wahre Irrlehren in sich.“ (Vortrag vom 14. April 1978) – (Nr. 47).

Am 9. Januar 2011, als das vierte Treffen von Assisi angekündet wurde und unter dem Vorsitz Papst Benedikt XVI. am 22. Oktober stattfinden sollte, hielt Bischof Fellay einen Vortrag in Paris, worin er erklärte: „Assisi ist zu einem Symbol geworden. Es genügt zu sagen, dass man das 25-jährige Jubiläum dieses Symbols feiern wird, selbst wenn man versucht, es zu reinigen, zu korrigieren, lässt sich die Tragweite dieses Symbols nicht entfernen. Die Botschaft hinter Assisi steht unverrückbar fest, und die einzige Möglichkeit, diese Botschaft auszulöschen, wäre, dass der Stellvertreter Christi bei dieser Gelegenheit allen anderen Religionen verkündete: ‘Es gibt nur einen Namen unter dem Himmel, der gegeben worden ist und durch den man gerettet werden kann, der da ist Jesus Christus, unser Herr. Bekehrt euch!’ Wenn sich dies ereignen würde, dann sagen wir: Gut! Einverstanden!

Quelle: DICI/Archives - DICI n°340 vom 9. September 2016. Übersetzt aus dem Französischen. Link zum Originalartikel.

  • 1Momentan vergriffen. Wird erst wieder nachgedruckt.