Mariens erster geistlicher Sohn
Als Maria ihr Haus in Nazareth verließ, um Elisabeth zu besuchen, war Jesus noch keinen Tag alt und demnach war seine Gegenwart in ihrem Schoß noch nicht körperlich spürbar. Nur durch den Glauben wusste Maria, dass er da war, und in diesen Glaubens besuchte sie Johannes den Täufer, den seine alte Mutter nun sechs Monate in ihrem Schoße trug.
Obwohl sie die Mutter des Erlösers war, begrüßte sie in tiefer Demut, dem Brauch gemäß, ihre ältere Cousine Elisabeth. Die Schönheit ihrer Gesten und die Anmut ihrer Worte waren würdige Begleiter Gottes, der in ihr zum Menschen wurde. Mehr noch, sie wurden zu Instrumenten dessen sich Christus bediente, um Johannes von der Erbsünde zu erlösen und zu heiligen. Denn als Elisabeth die gnadenvollen Grüße Mariens hörte, sprang ihr Kind voll Freude auf in ihrem Schoß. Elisabeth mit dem Heiligen Geist erfüllt sprach die wunderbaren prophetischen Worte: "Wie kommt es, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" Sie wusste, dass etwas Großes in Maria und nun auch in ihr selbst geschehen war.
Johannes war durch die Stimme Mariens geheiligt worden, als sie ihm – noch bevor seiner Geburt - die Gnade Christi vermittelte. Die Stimme Mariens war das Werkzeug seiner inneren Erneuerung und so wurde sie zu seiner geistlichen Mutter.
Diese geistliche Mutterschaft Mariens hat damit nicht aufgehört. Obwohl Johannes und Christus getrennt lebten, und sie einander erst 30 Jahre später wieder am Jordan begegneten, wurde die wissende und liebende Gegenwart Mariens im verborgenen Leben Jesu sowie die von Ihr erwirkten Gnaden in diesen 30 Jahren dem Heiligen Johannes mitgeteilt. Obwohl sie kilometerweit voneinander entfernt lebten, wuchsen sowohl Jesus als auch Johannes in Weisheit, Gnade und göttlichem Wohlgefallen in Gegenwart derselben Mutter: dem Heiland war sie die physische, dem Johannes die geistige Mutter. Jesus ist in Begleitung Mariens aufgewachsen, Johannes in der Wüste, wo er die Heiligen Schriften erlernt und unter der Führung des Heiligen Geistes über sie betrachtet hat. Als Johannes und Christus sich zum ersten Mal am Jordan trafen, zeigen sie eine Vertrautheit, die eine tiefe beiderseitige Kenntnis voraussetzt – die intime Erkenntnis, die das besondere Vorrecht Marias, ihrer gemeinsamen Mutter, ist.
Diese innerste Erkenntnis Christi ist das besondere Vorrecht jedes geistlichen Sohnes Mariens, und durch die Vertrautheit mit der Mutter mittels ernsthaftem und betrachtendem Beten des heiligen Rosenkranzes wird sie schnell und sicher erlernt. Ave Maria!