Malteseroden trauert um Ordensoberhaupt

Quelle: FSSPX Aktuell

Am Dienstag in der Pfingstoktav hat der Souveräne Malteserorden das plötzliche Verscheiden seines derzeitigen Ordensoberhauptes bekannt gegeben. 

Der Statthalter des Großmeisters, Fra‘ Marco Luzzago, verstarb am 7. Juni 2022 in der Ordenskommende Villa Ciccolini im Dorf Sforzacosta in der italienischen Provinz Macerata.

Wegen des Fehlens eines Großmeisters übte Fra‘ Marco Luzzago vertretungsweise die höchste Amtsgewalt im Ritterorden aus. Er wurde am 8. November 2020 zum „Luogotenente“ des Großmeisters gewählt. Der 1950 in Brescia geborene Edelmann besuchte ein Franziskaner-Gymnasium, bevor er in Padua und Parma Medizin studierte. Er leitete später das Familienunternehmen. 1975 wurde er Mitglied im Malteserorden, 2003 Professritter im ersten Stand des Ordens.  Seit 2011 war er “Commendatore di Giustizia” im Großpriorat von Rom, wo er das Amt des Delegierten für die Nordmarken und des Leiters der historischen Bibliothek innehatte. Von 2017 bis 2020 war er Ratsmitglied der italienischen Assoziation des Malteserordens. Fra’ Marco Luzzago war entfernt mit dem 1978 verstorbenen Papst Paul VI. verwandt, dessen Familie dem Lombardischen Adel entstammte.

Der Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta – bekannt als der Souveräne Malteser-Ritter-Orden – ist der älteste katholische Laienorden. Den Kern bilden ritterliche Ordensleute mit Gelübden.

„Gegründet im 11. Jahrhundert in Jerusalem, schaut der Orden auf eine lange Geschichte im Dienst der Armen, Kranken und Pilger zurück, die stets Zuflucht und Fürsorge in seinen Spitälern in Jerusalem, Akkon und auf Zypern, anschließend auf Rhodos (1310–1522) und danach auf Malta (1530–1798) fanden. Rhodos und Malta standen nahezu 500 Jahre lang unter der Landesherrschaft des Ordens, der zu dieser Zeit auch als Militär- und Seestreitmacht des Mittelmeerraums fungierte. Seit 1834 hat der Orden seinen Hauptsitz in Rom. Der Malteserorden gehört neben dem Deutschen Orden und dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem zu den päpstlich anerkannten Ordensgemeinschaften. Der Orden ist internationales Völkerrechtssubjekt und ein eigener souveräner Personen-Staat ohne Staatsgebiet. Er hat derzeit mit 111 Staaten der Welt volle diplomatische Beziehungen. Zudem unterhält er ständige Vertretungen bei der UNO und internationalen Organisationen. Der Orden, dessen Souveränität vielfach das große karitative Engagement erleichtert, besitzt eine eigene Verfassung, eigene öffentliche Institutionen und Gerichte. Er stellt eigene Pässe aus, und besitzt eine eigene Währung und Briefmarken.“ So die Selbstdarstellung des Ordens.

Der Großmeister ist eigentlich die oberste Ordensautorität, der sowohl als Fürst wie auch als religiöses Oberhaupt regiert und vom Souveränen Rat unterstützt wird, dem er präsidiert.

Fra’ Matthew Festing (1949 – 2021) war von 2000 bis 2017 Großmeister. Nach einer beispiellosen Krise wurde der untadelige Ordensmann von Papst Franziskus zum Abdanken gezwungen. Vorweg gab es schwere interne Zerwürfnisse, die sich um die gegenwärtige und künftige Ausrichtung des Ordens drehten. Auch der Kardinal-Protektor, S. Em. Leo Kardinal Burke, wurde de facto entpflichtet.

Von 2018 – 2020 stand Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio de Sanguinetto (1944 – 2020) an der Spitze des Ordens. Nach ihm wurde auf Weisung des Papstes nur noch ein Statthalter (auf Zeit) gewählt, kein Großmeister (auf Lebenszeit).